International

Christine Franz lehrt die Männern das Fürchten

19.05.2003 00:00

Bei den 9. Swiss Open der Behinderten-Schützen in Pfäffikon (Schweiz), trafen sich 78 Teilnehmer aus neun Nationen am Zürichsee. Die australische Mannschaft war das weitest angereiste Team, neben Japan, Israel, Slowenien, Holland, Russland, Tschechien, und der Schweiz gingen auch vier Pistolen-, und neun Gewehrschützen aus Deutschland an den Start.

 

 

Am Donnerstag war für die meisten der Anreisetag und somit auch gleich die Gelegenheit für die Ausrüstungskontrolle. Nachmittags begann für die Schützen der Schadensklasse 1, der Wettstreit mit dem Luftgewehr liegend (R3) in Roggenacker, wo auch bis auf die Luftpistolendisziplin alle Wettbewerbe durchgeführt wurden. Hierbei qualifizierte sich Bernhard Fendt von der VSG Krumbach mit 596 Ringen, sowie Alfred Beringer (BSG Ingolstadt), mit 597 Ringen für das Finale. Fendt erkämpfte sich beim abschließenden Finale am Abend bärenstarke 105,7 Ringe und belegte den 5. Rang, somit konnte er den Wiedereinsteiger Beringer einen Platz hinter sich lassen.

Der Freitag begann sehr früh für den Oberpfälzer Wolfgang Stöckl (Foto oben) vom BVS Weiden, da er beim 1. Durchgang in der Schadensklasse 2 (Federständer), das Luftgewehr im Stehendanschlag auspackte und 595 Ringe mit 5 x 9,9 Ringen schoss (3.Rang). Im 2. Durchgang durfte Stephan Korth (RSC-Main-Kinzig) an den Stand und erkämpfte sich mit 594 Ringen den 6. Platz.

Norbert Gau von der HSG München schoss an diesem Tag sehr gute 585 Ringe in der Disziplin Stehend SH 1, dabei musste er nur den Slowenen Franci Pinter den Vortritt lassen, der mit 596 Ringen ein Super Ergebnis hatte. Beim abschließenden Finale hatte der Bayer die besten Nerven und sicherte sich mit 103,9 Ringen und somit dem besten Finalergebnis den 2. Platz.  Kevin Zimmermann (SV Wissen) hat sich über seinen 8. Platz und 95,1 Ringe sehr geärgert, jedoch muss man bedenken, dass der WM Dritte von Korea derzeit einen richtigen Prüfungsstress hat. Die deutsche Armada wurde in diesem Finale von den beiden Freunden, Joachim Schäfer von der RSC Frankfurt und Josef Neumaier (SV Wacker Burghausen/Foto links) komplettiert. Die Jo-Jo`s gesellten sich zwischen die Österreicher und belegten die Plätze 4 und 6.

Die nach langer Krankheit wieder erstarkte Loraine Schulz (FDR Freising) bewies, dass sie bei den Frauen noch nicht zum alten Eisen gehört und zeigte mit 376 Ringen und ihrem 3. Rang eine ansprechende Leistung. Die Hessin Manuela Schmermund (RSC-Main-Kinzig) hatte einen glanzvollen Auftritt mit 387 Ringen und konnte die Weltmeisterin Elisabeth Kosmala auf den 2. Platz verdrängen. Beide hatten zwar das selbe Ergebnis, jedoch schoss die Deutsche 97 zu 94 Ringen in der letzten Serie aus.

Joachim Müller (PSV Olympia Berlin) freute sich über seinen ersten Einsatz mit der Freien Pistole und belegte im Finale den 6. Rang mit  insgesamt 599,9 Ringen. Die Oberbayern Thomas Moser (SV Wacker Burghausen), sowie Karl-Heinz Böhm (ESV Neuaubing) teilten die Plätze 27 und 28, wobei Böhm mit der Sportpistole schoss (seine Freie Pistole hatte einen Defekt) und somit chancenlos war, sich weiter nach vorne zu verbessern.

An diesem Tag durften beide Schadensklassen mit dem Kleinkaliber-Gewehr noch einmal ihr Können unter Beweis stellen. Am späten Nachmittag durfte Stöckl und Korth auf 50 Meter Entfernung mit dem Federständer schießen, wobei der Bayer einen persönlichen Rekord mit 590 Ringen schoss und sich trotzdem „nur“ den 2. Platz hinter dem ringgleichen Franzosen Voltz, sichern durfte. Der Hesse Korth kam nie richtig in Fahrt und schoss nur 563 Ringe und belegte dabei den 9. Rang in dieser Konkurrenz.

Gleichzeitig wurde in der SH 1 der 1. Durchgang geschossen und dabei hatte Alfred Beringer etwas Pech, da er einen etwas langsameren Rhythmus hatte und Probleme mit der einsetzenden Dunkelheit bekam, brach er in der letzten Serie mit 92 Ringen ein und ärgerte sich ein wenig über seinen letztendlich 8. Rang und 578 Ringen.

Am Samstag morgen wurde dieser Wettkampf dann fortgesetzt und hierbei machte Joachim Schäfer, mit guten 582 Ringen und Platz 8, den für ihn „Schwarzen Freitag“ vergessen. Schäfer freute sich überschwänglich, denn damit schoss er einen Ring mehr als die Vorgabe der Bundestrainer war. Der enorme Druck der nationalen Qualifikationsnorm für nächstes Jahr in Athen war für alle Teilnehmer aus Deutschland richtig zu spüren.

An diesem Tag schafften aber nicht nur er, sondern auch vier weitere Mannschaftskameraden diese teils sehr hohen Ergebnisse. Dabei lösten als nächste mit dem LG liegend, die SH 2`ler,  Korth mit 597 und Stöckl mit 600 Ringen die Tickets für die Qualifikation im nächsten Frühjahr. Bei diesem hochklassigen Finale verpasste der Vortagesdoppelsieger Voltz aus Frankreich mit 597 Ringen den Einzug. Stöckl musste sich dennoch mit 104,7 Ringen dem Australier Worsley, der ebenfalls 600 und 104,7 Ringe hatte, geschlagen geben, da dieser im Stechen eine 10,6 und der „Einarmige Bandit nur“ eine 10,4 hatte.

Wie eng es in diesem Finale war zeigte auch Stephan Korth, der nach 10 Schuß und 2 Stechschüssen immer noch gleichauf mit Majcenovic war. Der Hesse behielt aber beim 3. Stechschuss die Nerven und sicherte sich mit einer 10,5 gegen eine 9,8 des Slowenen, den 6. Rang.

Bei den Damen kam es in der Disziplin 3x20 Schuss mit dem KK-Gewehr beinahe zum Eklat. Manuela Schmermund hatte die Russin Danilova neben sich und diese hatte auf dem elektronischen Sius-Ascor-Stand riesige Probleme. Die Hessin reklamierte ganze vier Mal, das sie ihr auf die Scheibe geschossen hat. Das brachte die sonst souveräne und coole Blondine fast zum Verzweifeln, und natürlich vollkommen aus ihrem Konzept. So musste sie sich mit dem 2. Platz und 4 Ringen Abstand hinter Kosmala (Australien) zufrieden geben. Loraine Schulz war zwar mit ihrem Ergebnis nicht zufrieden, jedoch freute sie sich über den 3. Rang.

Die allergrößte Überraschung lieferte die Newcomerin Christine Franz (Foto links) vom SV Schwäbisch Gmünd 1906. Mit der Luftpistole schoss sie sehr gute 369 Ringe und verdrängte die Russin Birukova mit einem Ring Unterschied. Die Baden Württembergerin freute sich riesig über den ersten Sieg bei einer internationalen Meisterschaft. Tags zuvor setzte sie schon ein Zeichen mit der Sportpistole und überraschte die männliche Konkurrenz mit 282 Ringen in der Präzision. An diesem Samstag blieb sie absolut cool, denn eine Ladehemmung im Duell schießen ließ sie zwar größere Taten verhindern, jedoch erkämpfte sie sich den 5. Rang hinter den erfahrenen russischen Schützen. Die deutschen Herren, Joachim Müller auf Rang 11, Böhm 18. und Moser 21. rieben sich verwundert die Augen, angesichts des Topergebnisses des weiblichen Nachwuchstalents.

Zum Abschluß der Wettbewerbe wurde die Königsdisziplin 3x40 Schuss der Männer geschossen. Dort überzeugte wiederum der an diesem Wochenende alles überragende Ashley Adams. Mit sagenhaften 11 Ringen Abstand verbrannte der im Outback lebende Australier die Konkurrenz förmlich. Der einzige Deutsche der ihm folgen konnte, war Joachim Schäfer mit 1240,0 Ringen, der sich über den 3. Platz hinter dem Israeli Shaziri sehr freute. Die Bayern Gau und Neumaier qualifizierten sich nicht für das Finale und teilten sich die Plätze 10 und 11.

Die gewohnt hervorragend organisierte Veranstaltung fand am Abend ihren Höhepunkt in der Siegerehrung mit dem Einzug einer Guggen-Kapelle. Unter anderem traten später noch Alphornbläser auf, die ihre Instrumente dann für einen lustigen Vergleich der Nationen zur Verfügung stellten. Die Preisverleihung war zwar etwas ungewöhnlich, da es nur vier Sieger vorsah. Darüber wunderten sich anfangs die Athleten bis man aufgeklärt wurde, denn August Wyss der Cheforganisator rief die besten Platzierungen in Relation zu den gemeldeten Wettbewerben, bzw. den Ergebnissen auf. Die deutschen Teilnehmer freuten sich über die schönen Preise und man feierte noch bis spät in die Nacht.

Autor:

Wolfgang Stöckl

Stellvertretender Pressewart (DBS-DRS Nationalkader)

Alle Ergebnisse der Swiss Open finden Sie hier (pdf-Datei).