International

Der Herr der Ringe

15.07.2003 00:00

Wer kennt ihn nicht den „Herrn der Ringe“, natürlich hat jeder Zweite oder Dritte von uns den ersten oder zweiten Teil dieser Trilogie im Kino gesehen. Aber im Bogenschießen gibt es ebenfalls einen Herrn der Ringe, nämlich Werner Rau (Foto) aus Augsburg, der mit genau den gleichen „magischen“ Kräften seiner Computer dafür sorgt, dass seit Jahren alle Daten und Resultate der großen Bogensportveranstaltungen dieser Welt in übersichtlicher Form den Schützen, Trainern und auch den Journalisten geliefert werden.

 

Begonnen hat alles 1976, als der heute 66-jährige Bayer zum erstenmal für seinen Verein – dem BSC Augsburg – ein Programm schrieb, dass die Ergebniserfassung erheblich erleichterte. Ein Freund aus Frankreich machte den gelernten Flugzeug-Elektroniker kurz darauf mit dem Präsidenten des französischen Bogensportverbandes bekannt und 1980 erlebte Rau seine erste Europameisterschaft, als er in Combienne für die gesamte Elektronik verantwortlich zeichnete.

„Mehr als acht Kb gab es damals nicht und ich frage mich heute immer noch, wie wir das damals über die Bühne gebracht haben,“ so beschreibt Rau die Anfänge, „denn auch 1980 hatten wir schon 60 Scheiben zu erfassen.“

Natürlich warf auch der Deutsche Schützenbund ein Auge auf Rau und der frühere Nationaltrainer des DSB, Franz Baum (Welzheim), beauftragte Rau, sich um die Deutschen Meisterschaften 1981 zu kümmern. Dies war der Beginn einer langen Geschichte, denn bis auf zwei Ausnahmen hat Rau von diesem Zeitpunkt an, alle nationalen Titelkämpfe betreut – über 60 sind es bis heute geworden.

Auch auf internationaler Ebene schätzte man die Dienste von Werner Rau und seinen Entwicklergeist und so übertrug der damalige FITA-Präsident Francesco Gnecchi-Ruscone (Italien) Rau zunächst einige Grand-Prix, bevor dann 1989 die erste große Weltmeisterschaft in Lausanne unter seiner Regie stattfand.

Verschiedene Nationen setzten danach zwar weiterhin auf eigene Teams bei der Ermittlung und Darstellung der Resultate bei großen internationalen Events, aber seit zwei Jahren gibt es einen offiziellen Beschluss des Internationalen Bogensport Verbandes, dass allein die Crew von Werner Rau verantwortlich für die Ermittlung und Übertragung der Ergebnisse zeichnet.

Zweimal war Rau auch bei Olympia vor Ort: die letzten Spiele in Sydney 2000 erlebte er als offizieller Results-Verifyer der FITA und die ersten Spiele, die er hautnah mitmachen durfte, waren ein Schlüsselerlebnis für ihn, denn eingesetzt als Scorer wusste er danach, dass er sich dem Bogenschießen auch außerhalb des Wettkampffeldes verschreiben würde.

Selbst zwischen den großen sportlichen Veranstaltungen, gibt es für Rau keinen Stillstand, denn er entwickelt weiterhin neue Programme zur Akkreditierung, Auswertung und Statistik des Bogenschießens und vieles seiner Arbeit ist heute geschätzter Standard im Bogensport.

Nach den kommenden Spielen im nächsten Jahr in Athen will Rau aus der ersten Reihe zurück treten und seine Tätigkeit an Emilio Allmendinger (Weilheim) übergeben, der seit Jahren schon bei Großveranstaltungen als Partner mitarbeitet. Aber so ganz ohne den Sport wird Werner Rau sicher nicht auskommen und dementsprechend kündigt er schon einmal an: „Klar, ich werde nicht ganz abtreten, dazu hat mich der Bogensport viel zu sehr in den letzten Jahren beschäftigt und er ist zu einer Herzensangelegenheit geworden. Aber auch in der zweiten Reihe lässt es sich gut gehen und dann gehe ich halt dem Emilio bei seiner Arbeit ein wenig zur Hand.“