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DSB: Chef-Bundestrainer Thomas Abel im Interview

06.03.2020 09:57

Die Druckluft-EM in Breslau ist Geschichte und brachte für die deutschen Schützen keinen weiteren Quotenplatz für Tokio 2020. Wie Chef-Bundestrainer Thomas Abel die EM sieht und was er zu den weiteren Qualifikationsmöglichkeiten für die Olympischen Spiele sagt, verrät er im Interview.

Foto: DSB / Chef-Bundestrainer Thomas Abel hofft noch auf weitere Quotenplätze.
Foto: DSB / Chef-Bundestrainer Thomas Abel hofft noch auf weitere Quotenplätze.

Herr Abel, die Druckluft-Europameisterschaft in Breslau ist vorbei. Wie fällt ihr Fazit aus?
Thomas Abel: „In Bezug auf die Quotenplätze natürlich ernüchternd, da hatten wir uns mehr erhofft. Wenn man sich die Leistungen ansieht, vor allem im Luftpistolenbereich, dann stimmt das für die Zukunft positiv. Denn mit Robin Walter als Fünfter und Andrea Heckner als Zehnter waren zwei Sportler vorne, die im vergangenen Jahr noch als Junioren gestartet sind und gezeigt haben, dass sie den Übergang problemlos geschafft haben. Im Luftgewehr ist es ähnlich, auch dort war mit Anna Janßen die jüngste Athletin nahe dran. Bei den Männern sind wir etwas weiter weg, wobei Maximilian Dallinger eine gute Leistung gezeigt hat, leider ist Julian Justus krankheitsbedingt ausgefallen. Super war natürlich der EM-Titel mit der Luftpistole durch Vanessa Seeger. Wir müssen es bei den Nachwuchs-Leuten schaffen, dass die Leistung stabilisiert wird und der Sprung zu den Erwachsenen gelingt. Und vielleicht müssen wir auch starke Nachwuchs-Sportler früher in ausgewählte Weltcups reinnehmen, damit diese dort Erfahrung sammeln.“

Fakt ist aber auch, dass kein avisierter Quotenplatz für Tokio 2020 gewonnen werden konnte!
Thomas Abel: „Wir hatten uns – ganz klar – Quotenplätze sowohl im Gewehr- als auch im Pistolenbereich erhofft. Die Ergebnisse geben uns Recht, dass das im Bereich des Machbaren lag. Vor allem im Pistolenbereich fehlte nur ein Ring bzw. ein Rang. Aber als Fazit muss man sagen: Wir haben unser Ziel verfehlt!“

In Bezug auf die Quotenplätze war das natürlich ernüchternd, da hatten wir uns mehr erhofft!

Thomas Abel, Chef-Bundestrainer zur Druckluft-EM

Es gibt im Kugelbereich nur noch zwei Events für Quotenplätze: Die Flinten-EM in Chateauroux und das europäische Qualifikationsturnier in Pilsen für Gewehr & Pistole. Wie sieht das der Chef-Bundestrainer?
Thomas Abel: „Wenn man vier Jahre zurück blickt und vergleicht, ist es vor allem im Gewehrbereich ein deutlicher Einbruch. Die Leistung von Breslau lässt hoffen, dass wir in Pilsen noch Quotenplätze holen. Allerdings wird es nicht einfacher, denn der Druck nimmt natürlich weiter zu. Wenn alle Stricke reißen, müssen wir auf die Weltrangliste hoffen, über die sich der beste noch nicht qualifizierte Athlet das Tokio-Ticket sichert.“

Wie beurteilen Sie die Lage im Bogen-Bereich? Das Frauen-Team ist komplett dabei, die Männer haben noch zwei Chancen!
Thomas Abel: „Für die Gesamtmannschaft wäre es toll, wenn man noch den Team-Quotenplatz der Männer in Berlin gewinnen könnte. Dafür ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, vorher bei der EM in Antalya einen Einzel-Quotenplatz zu gewinnen, denn das würde diesen finalen Druck nehmen, um dann in Berlin mit lockerer Stimmung und einem sehr guten Tag, das Teamticket zu lösen. Das wird eh sehr schwierig, wenn man sieht, wie viele gute Nationen noch keinen Team-Quotenplatz haben.“

Aktuell gibt es neun Quotenplätze (6x Kugel, 3x Bogen). Mit welcher Teamgröße rechnen Sie für Tokio?
Thomas Abel: „Im Gewehrbereich können wir noch mit ein bis zwei Plätzen rechnen, bei Pistole, Flinte und Bogen jeweils mit einem. Dann wären wir bei 14 Quotenplätzen, was mannschaftlich deutlich weniger wäre als bei den bisherigen Olympischen Spielen, aber die Qualität wäre ebenso hoch wie die Medaillenchancen.“