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DSB-Themenwoche: 5 Dinge, wie Eltern ihre Kinder im Sport fördern können

10.12.2020 17:00

Wer an die Spitze will, muss es in aller erster Linie auch selbst wollen, doch gerade im Kindes- und Jugendalter ist das „Können“ und „Wollen“ des Leistungssportlers auch von dessen Familie abhängig. Denn das enge familiäre Umfeld ist es vor allem, das den Athleten auf vielfältige Weise unterstützt und ihnen den Rücken stärkt.

Bild: DSB / Eltern können ihre Kinder im Sport auf emotionaler, informationeller sowie instrumenteller Ebene unterstützen.
Bild: DSB / Eltern können ihre Kinder im Sport auf emotionaler, informationeller sowie instrumenteller Ebene unterstützen.

Eltern können sowohl fachmännischen Rat geben, aber auch bei der Organisation von Alltag und Sport helfen, was auch die Bereitstellung finanzieller Mittel beinhaltet. Sie unterstützen also in vielerlei Hinsicht: Auf emotionaler, informationeller sowie instrumenteller Ebene.

1. Motivator sein
Lob bei guten Ergebnissen und Trost bei Misserfolg durch die Eltern geben den Athleten die nötige emotionale Zuwendung in Form von bedingungsloser Akzeptanz und Achtung für dessen sportliche Leistung.  Vor allem, wenn es nicht immer bergauf läuft, wenn der Sport in Frage gestellt wird, wenn Freunde sich auf Grund der wenigen Zeit miteinander abwenden, dann sind Eltern wichtig. Wichtig als Motivationsbeschaffer und -verstärker. Es reicht manchmal schon, wenn man den Schützlingen gut zuspricht, um so ihre Trainingsunlust zu überwinden.

2. Freiraum lassen
„Du musst dies“, „Mach es besser so“ – Wer als Eltern gerne den Ton im Training und Wettkampf angibt, kann auch schnell bei den Jugendlichen anecken. Um zu vermeiden, dass sich die jungen Athleten von ihren Eltern bevormundet fühlen, ist es wichtig, dass sie bereits in jungen Jahren in sportliche Entscheidungen miteinbezogen werden, bei denen die Eltern lediglich als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Das Zuhause soll dabei ein Rückzugsort vom Sport sein, in dem sich die Kinder nicht mit Vorwürfen und Rechtfertigungen auseinandersetzen müssen.

Bild: DSB / Die Familie kann bei Wettkämpfen fördern oder hinderlich sein, beides sollte deshalb vorher besprochen werden.
Bild: DSB / Die Familie kann bei Wettkämpfen fördern oder hinderlich sein, beides sollte deshalb vorher besprochen werden.

3. Konstruktive Kritik und Tipps geben
Tipps, Informationen und Hinweise von Eltern zum Training oder Wettkampf können häufig hilfreich sein – vor allem für unerfahrene Nachwuchssportler. Von „Wo ist die Waffenkontrolle?“ bis hin zu „Wie drehen sich die Windfähnchen?“. Oftmals übernehmen die Eltern die Rolle eines sportlichen Betreuers oder Co-Trainers. Während vor allem Mütter die emotionale Stütze übernehmen, finden sich Väter in dieser informationellen Rolle wider. Dabei wird diese sogar oftmals mit Druck oder kritischem Feedback in Verbindung gebracht, was nicht unbedingt negativ von den Athleten aufgefasst wird. Im Gegenteil: Mangelnder Druck der Eltern wird häufig von den jungen Sportlern auch als Gleichgültigkeit ihrer sportlichen Leistung und somit als mangelnde Unterstützung interpretiert. Es gilt, die richtige Balance zu finden und vor allem konstruktive Kritik zu äußern.

4. Finanzielle und materielle Unterstützung
Ebenso wichtig ist die instrumentelle Unterstützung, also z.B. durch finanzielle Mittel oder Material. Eine wesentliche Grundlage für die jungen Sportler, die größtenteils selbst noch Schüler sind und nur über geringe finanzielle Mittel verfügen. Mehr und intensiveres Training und häufigere Wettkampfteilnahmen führen dabei oft zu einer finanziellen Belastung für die Familie, die im Verlauf einer Karriere stetig ansteigen. Mitgliedsbeiträge, Sportgeräte, Fahrtkosten und Munition können eine beträchtliche Summe zusammenkommen lassen. Aber es geht hier nicht nur um Geld, sondern auch um Zeit, die die Eltern aufbringen. Von den Fahrten zum Training bis hin zur Vorbereitung sportgerechter Ernährung und der Koordination des Familienlebens. Schweer merkt an: „Ein aktives Kind im Leistungssport bestimmt und strukturiert unweigerlich sehr stark den Tagesablauf der gesamten Familie, dennoch sollte immer noch  ausreichend Zeit für andere Dinge vorhanden sein.“

5. Zusammenarbeiten
Ziel der Eltern sollte es sein, ihre Kinder zur Selbstständigkeit zu erziehen, sowohl im Privaten als auch im Sport. Dazu gehört es auch, sein eigenes Ego manchmal hinten anzustellen, die Kinder in die Hände anderer Trainer zu geben, andere Meinungen zu akzeptieren und vor allem miteinander zu arbeiten. Ob mit Trainern, Vereinen oder dem eigenen Kind, es gilt ein gutes Team zu werden und das Umfeld bestmöglich zu gestalten, um die volle Leistungsfähigkeit zu entfalten. Dabei können klare Regeln helfen, was z.B. das Zuschauen bei Wettkämpfen betrifft. Stört es, wenn die Eltern im Blickfeld sind und noch mehr Nervosität als der Sprössling ausstrahlen? Wann ist Sendepause für die Eltern, damit sie die Wettkampfvorbereitung nicht unterbrechen? Welche Worte sollte man vor und nach einem Wettkampf besser bleiben lassen? Alles Dinge und Themen, die man offen und ehrlich im Vorfeld einmal mit Trainern und Sportlern besprochen haben sollte, damit es weder zu Missverständnissen noch zu Leistungseinbußen kommt.

Wer denkt, dass Eltern jahrelang die gleiche Rolle zukommt, der irrt. Zu Beginn einer Sportlerkarriere wirken die Eltern unterstützend, sie teilen die positive Aufgeregtheit und sind als Mentoren erwünscht. Mit der Zeit der Entwicklung bringen sie zwar mehr und mehr „Opfer“, doch sie reduzieren gleichzeitig ihre Einflussnahme bis hin zur Meisterschaftsebene,  bei der Eltern immer weniger direkte soziale Unterstützung zukommen, da diese zunehmend vom Trainer übernommen werden und Athleten von einem System (Verein, Verband, Trainer) getragen werden. Vor allem in diesen Übergängen der verschiedenen Ebenen kann es vermehrt zu zwischenmenschlichen Konflikten kommen. Aber wichtig sind sie immer, die Eltern!

 

Quellen:

Amesberger, G., & Würth, S. (2011). Mentale Stärke und sportpsychologische Aspekte im Kindes- und Jugendalter. In M. Brabant, C. Brandner, & S. Urnik (Eds.), Mein Kind im Sport. Alles, was Eltern wissen müssen. Wien: Linde.

Baxter-Jones, A. D., & Maffulli, N. (2003). Parental influence on sport participation in elite young athletes. The Journal of Sports Medicine and Physical Fitness, 43(2), 250–255.

Pribitzer, M. (2020). Die duale Rolle von Eltern als TrainerInnen im Spitzensport am Beispiel Sportschießen (unveröffentlichte Bachelorarbeit). Privatuniversität Seeburg.

Schweer, M. (2011). Kinder und Jugendliche im Leistungssport - eine Herausforderung für Eltern und Trainer: Ein pädagogisch-psychologischer Leitfaden. Frankfurt/Main: Peter Lang.

Weber, U. (2003). Familie und Leistungssport. Schorndorf: Hofmann.

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