Weltmeisterschaften

Gold und Bronze für deutsche Luftgewehrschützinnen bei der WM in Granada

09.09.2014 14:38

Am zweiten Tag der 51. Weltmeisterschaften in Granada (Spanien) gewannen die Damen mit dem Luftgewehr die erste Medaille für den Deutschen Schützenbund. Barbara Engleder (Triftern/Foto links), Sonja Pfeilschifter (Großhöhenrain/Foto Mitte) und Lisa Müller (Weingarten/Foto rechts) holten sich den Titel mit 1253,6 Ringen vor China, das auf 1250,5 Ringe kam. Den Weltrekord verpasste das DSB-Trio nur um einen Zehntelring. Dritte wurden die Schützinnen aus Serbien mit 1244,3 Ringen.

Sonja Pfeilschifter verabschiedete sich mit der Bronzemedaille im Einzel und einem gewonnenen Quotenplatz für die Olympischen Spiele in Rio 2016 nach großartiger Karriere aus der Nationalmannschaft, Barbara Engleder wurde Siebte.

Neue Weltmeisterin wurde Petra Zublasing (Italien) mit 207,1 Ringen. Die Südtirolerin, den Anhängern der deutschen Bundesliga durch ihren Start für den TuS Hilgert bestens bekannt, überholte im drittletzten Schuss des Finales Siling Yi (China) und verwies die Chinesin mit 206,8 Ringen auf den Silberplatz.

Sonja Pfeilschifter (Foto) hatte in der Endrunde einen guten Start und stand nach den ersten Drei-Schuss-Serien sowie den beiden ersten Einzelschüssen sogar an der Spitze des Feldes. Siling Yi, die Olympiasiegerin von London 2012, schloss zunächst zu der erfolgreichsten deutschen Gewehrschützin des letzten Jahrzehnts auf und konnte sie dann überholen.

Auch Petra Zublasing, die eine ganz starke zweite Finalhälfte schoss, konnte an Sonja Pfeilschifter vorbeiziehen und auch Bin Bin Zhang (China) ließ die 43-jährige Sportsoldatin hinter sich. Doch Sonja Pfeilschifter wehrte sich erfolgreich gegen den undankbaren vierten Rang.

In der entscheidenden Phase zeigte sie noch einmal alle kämpferischen Qualitäten, erzielte eine wichtige 10,8 und hatte gegenüber der Chinesin das bessere Ende und den dritten Platz für sich. Mit 185,9 Ringen wurde sie Dritte.

„Diese Bronzemedaille fühlt sich wie Gold an“, bilanzierte die vielfache Welt- und Europameisterin ihren letzten Wettkampf im Dress der Nationalmannschaft des DSB, „ich hatte heute die Medaille nicht fest im Visier, ich wollte einfach nur einen guten Wettkampf schießen und dies ist mir gelungen. Es ist ein schönes Ende meiner langen internationalen Karriere, es ist einfach großartig. Ein bisschen Wehmut ist natürlich dabei, doch ich hätte nach dieser Saison sowieso aufgehört. Ich hatte eine lange schöne Zeit mit der Nationalmannschaft und das es jetzt so erfolgreich endet, ist für mich einfach toll.“

DSB-Sportdirektor Heiner Gabelmann: „Sonja hat in ihrem letzten Wettkampf noch einmal ihre ganze Erfahrung gezeigt. Es war ein schöner Schlusspunkt ihrer so langen erfolgreichen Karriere in unserer Nationalmannschaft. Über 20 Jahre hat sie das Team mitgeprägt. Ich wünsche ihr für die Zukunft alles Gute.

Wir haben aber auch gesehen, dass der Nachwuchs auf höchster Ebene angekommen ist, das Beispiel Lisa Müller ist dafür bezeichnend, daher denke ich, dass wir für die Zukunft sehr gut aufgestellt sind.

Schade, dass wir heute nicht beide Quotenplätze im Wettbewerb Luftgewehr gewonnen haben. Mit dem sechsten Rang wäre es Barbara Engleder geglückt, nur ein Zehntel hat ihr am Ende gefehlt, wie auch Lisa Müller zum Eintritt in das Finale, das war Pech. Ich bin natürlich mit dem Abschneiden unserer Luftgewehr-Damen höchst zufrieden.“

Barbara Engleder (Foto) hatte im Finale einen schweren Start, lag nach der ersten Drei-Schuss-Serie auf Rang sieben und nach einer 9,0 im letzten Schuss der zweiten Serie sogar auf dem achten Rang, der ein frühes Ausscheiden hätte bedeuten können.

Sie konnte sich zwar noch einmal einen Rang steigern, aber nach einer weiteren 9,4 musste die amtierende Weltmeisterin mit dem Sportgewehr von München 2010 mit 101,7 Ringen als Siebte das Finale verlassen.

Barbara Engleder schoss zuvor einen ausgezeichneten Vorkampf. Im gewohnt schnellem Rhythmus folgten nach 103,6 Ringen zum Auftakt mit 105,1 und zwei Mal 105,3 hervorragende Durchgänge, die sie nach ganz vorne brachten. 419,3 Ringe waren ihr Qualifikationsergebnis, das sie als Zweite ins Finale gehen ließ.

Lisa Müller kam etwas schwer in den Wettkampf hinein. Bei ihrem ersten großen internationalen Auftritt fand sich die Sportsoldatin aus Baden-Württemberg nach 102,3 sogar im hinteren Bereich des Tableaus wieder. Doch dann erfolgte eine Aufholjagd, die mit 104,7, 105,3 und 104,0 stand sie nach der ersten Gruppe sogar auf Rang sechs, musste aber noch auf die zweite Gruppe warten, in der dann auch Sonja Pfeilschifter und andere Spitzenschützinnen an den Start gingen.

Sonja Pfeilschifter hatte in der gesamten Qualifikation nur eine einzige Neun im dritten Durchgang, kam auf 418,0 Ringe und machte die herausragende Leistung der deutschen Damen in diesem Wettbewerb perfekt.

Die deutschen Herren konnten im Wettbewerb Freie Pistole nicht in die Entscheidung um Medaillen eingreifen. Mit 556 Ringen war Florian Schmidt (Frankfurt/Oder/Foto) bester Starter des DSB auf Rang 19. 544 Ringe standen schließlich für Hans-Jörg Meyer (Wolfenbüttel) zu Buche, die den 47. Platz bedeuteten und kurz dahinter kam Michael Heise (München) mit 543 Zählern als 49. Ins Ziel.

Mit 583 Ringen erzielte Jongoh Jin (Südkorea) in der Qualifikation einen neuen Weltrekord und verbesserte die alte Bestmarke von Aleksander Melentiew (Russland), den dieser mit 581 Zählern bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau aufstellte. Er hatte damit 17 Ringe Vorsprung vor dem Vorkampfzweiten Tomoyuki Matsuda (Japan). Im Finale allerdings begannen alle acht Schützen wieder bei null.

Den Titel von Granada sicherte sich verdient Jongoh Jin mit 192,3 Ringen vor Jitu Rai (Indien) mit 191,1 Zählern und Wei Pang (China), der auf 172,6 Ringe im Finale kam.

Im Mannschaftswettbewerb gingen die drei Medaillen komplett nach Fernost. China gewann Gold mit 1677 Ringen vor Südkorea, das mit 1669 Zählern auf Rang zwei kam. Bronze ging mit 1666 Ringen an Nordkorea. Das deutsche Team belegte mit 1650 Ringen Platz elf.

Im gleichen Wettbewerb waren die deutschen Junioren vom Finale ebenfalls weit entfernt. Mit 528 Ringen und dem 34. Platz war Cedric Cammann (Wathlingen/Foto) bester deutscher Teilnehmer. Kurz dahinter belegte Matthias Holderried (Burggen) mit 524 Zählern Rang 37 und Johann Walser (Hofolding) komplet-tierte das Nachwuchs-Trio des Deutschen Schützenbundes mit 498 Ringen und dem 47. Platz. Für das Finale waren 546 Ringe nötig.

Der neue Weltmeister heißt Andrei Pochepko (Russland), der mit neuem Junioren-Finalweltrekord von 193,6 Ringen die Goldmedaille gewann. Zweiter wurde mit 190,1 Zählern Dario di Martino (Italien) vor Bowen Zhang (China), der mit 169,7 Ringen sich die Bronzemedaille sicherte.

Den Mannschaftswettbewerb gewannen die Junioren aus China mit 1631 Ringen, gefolgt von Russland mit 1628 Zählern und dann folgte mit deutlichem Abstand das Team aus Südkorea mit 1607 Ringen. Die DSB-Junioren kamen mit 1550 Ringen auf den neunten Platz.

Die kompletten Resultate der WM Sportschießen in Granada finden Sie nach Abschluss der Wettbewerbe über diesen Link.