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Deutschland Cup Bogensport 2020: „Meine Vorfreude ist riesig!“

06.08.2020 13:28

Statt der Abschlussfeier bei den Olympischen Spiele in Tokio das Finale beim Deutschland Cup in Wiesbaden. Für zwei DSB-Athleten spannt der Auftritt am 9. August auf dem Bowling Green dennoch den Bogen zum weltweit wichtigsten sportlichen Großereignis. Maximilian Weckmüller und Elisa Tartler, die sich jeweils als Zweite für den Wettkampf in der hessischen Landeshauptstadt qualifiziert haben und auch als Mixed gemeinsam antreten, äußern sich im Doppel-Interview.

Foto: Eckhard Frerichs / Alle ins Gold! Maximilian Weckmüller will in Wiesbaden an seine Qualifikationsleistung anknüpfen.
Foto: Eckhard Frerichs / Alle ins Gold! Maximilian Weckmüller will in Wiesbaden an seine Qualifikationsleistung anknüpfen.

Nicht Olympische Spiele 2020 in Tokio, sondern Deutschland Cup 2020 in Wiesbaden. Wie fühlt sich das an?
Tartler: „Der Deutschland Cup ersetzt die Spiele natürlich nicht, trotzdem ist es schön, mal wieder einen Wettkampf bestreiten zu können, auch wenn auf nationaler Ebene und noch in kleinerem Rahmen.“
Weckmüller: „Natürlich ist der Deutschland Cup kein Ersatz für das größte Sportevent der Welt, aber in der jetzigen Situation ist es auf jeden Fall toll, einen hochwertigen Wettkampf bestreiten zu können.“

Eigentlich hätte am 9. August die Abschlussfeier in Tokio stattgefunden. Welchen Stellenwert hat der Deutschland Cup für euch?
Tartler: „Nach der ganzen wettkampffreien Zeit ist der Deutschland Cup ein kleiner Hoffnungsträger für die Zukunft, dass wieder mehr Wettkämpfe stattfinden können. So hoffentlich auch die Olympischen Spiele 2021 in Tokio.“
Weckmüller: „Nachdem die internationale Saison abgesagt wurde, ist der Deutschland Cup das Highlight unserer Saison. Es ist wichtig, sich auch jetzt auf einen Wettkampf vorbereiten zu können und ein Ziel zu haben. Als Startschuss für die Saison 2021 würde ich den Deutschland Cup nicht sehen, da die Saison 2020 noch läuft und die Planung für nächstes Jahr erst im Oktober beginnt.“

Nach der ganzen wettkampffreien Zeit ist der Deutschland Cup ein kleiner Hoffnungsträger für die Zukunft, dass wieder mehr Wettkämpfe stattfinden können!

Elisa Tartler, über den Deutschland Cup

Wie habt ihr die bis jetzt andauernde Phase der Corona-Pandemie und der Einschränkungen sportlich bewältigt?
Tartler: „Als nach und nach immer mehr Wettkämpfe abgesagt wurden und zuletzt auch die Olympischen Spiele, war das schon erst ein harter Schlag. In Berlin konnten wir die ganze Zeit zum Glück ohne zu große Einschränkungen weiter trainieren. Es war nicht einfach, sich motiviert zu halten, wenn alle Wettkämpfe, auf die man sonst hinarbeitet, abgesagt worden sind. Mit dem Gedanken, dass sich für das nächste Jahr das Training auszahlen wird, wurde es für mich dann ein bisschen einfacher, da ich jetzt genug Zeit hatte, mich nur auf meine Technik-Stabilisierung zu konzentrieren.“
Weckmüller: „Eigentlich verhältnismäßig gut, es blieb viel Zeit, weiter zu trainieren und an sich zu arbeiten. Allerdings ist es schwierig, ohne klares Ziel und in der Ungewissheit, wie es weitergeht, fokussiert und motiviert zu bleiben.“

Foto: DSB / Elisa Tartler will sich beim Deutschland Cup in die Siegerlisten einschreiben.
Foto: DSB / Elisa Tartler will sich beim Deutschland Cup in die Siegerlisten einschreiben.

Bei der Qualifikation in Kienbaum habt ihr euch beide prächtig geschlagen und als jeweils Zweite souverän für Wiesbaden qualifiziert. Ein Wort zur Qualifikation!
Tartler: „Dankeschön! Es war erst ein bisschen ungewohnt, wieder im Wettkampfmodus zu sein. Nach dem ersten Tag konnte ich dann doch wieder etwas zu mir finden und die Qualifikation gut zu Ende bringen. Mich hat es sehr gefreut, auch wieder alle aus dem Team zu sehen, da wir uns während der Einschränkungen nur über Video Konferenzen sehen konnten.“
Weckmüller: „Die Qualifikation war nach vier Monaten das erste Mal, dass das ganze Team wieder zusammen war, was wir in der Zeit vorher sehr vermisst haben. Meine Leistung war teilweise sehr gut, allerdings fehlte mir nach der langen Wettkampfpause die Konstanz über mehrere Tage. Alles in allem bin ich aber zufrieden gewesen.“

Max, du hast gleich zu Beginn für einen Paukenschlag gesorgt und mit 691 Ringen einen neuen Deutschen Rekord geschossen. Wie kam es zu diesem Sensations-Ergebnis, dem viertbesten eines Europäers überhaupt?
Weckmüller: „Das war natürlich eine sehr schöne Überraschung und ein perfekter Einstieg in die restliche Saison. Es kam doch ein bisschen unerwartet, da mir auch die Wettkampfpraxis gefehlt hat und die Ergebnisse im Vorfeld nicht im Bereich einer 690+ waren. Für mich war es einfach der perfekte Lauf an dem perfekten Tag bei den perfekten Bedingungen. Als vierter Europäer so ein Ergebnis zu liefern, ist natürlich eine riesige Ehre.“

Der Deutschland Cup ist für euch der erste offizielle Wettkampf in diesem Jahr überhaupt. Was für Emotionen werden dabei sein?
Tartler: „Ein bisschen Nervosität gehört immer dazu, auch auf nationaler Ebene. Ich bin gespannt wie es sein wird und freue mich darauf im Mixed-Team an den Start gehen zu dürfen. Ich bin voller Hoffnung, dass nach dem ersten Wettkampf jetzt in Wiesbaden dann auch weitere Wettkämpfe sowohl national als auch international stattfinden können.“
Weckmüller: „Finale ist immer etwas Besonderes, gerade mit TV-Übertragung und bei einer so schönen Kulisse. Ich denke, meine Nervosität wird sich in Grenzen halten, schließlich ist es nicht mein erster Finalauftritt und es geht nicht um z.B. Quotenplätze. Meine Vorfreude allerdings ist riesig, wie bereits erwähnt, der Deutschland Cup ist in der noch aktuellen Saison natürlich das Highlight.“

In Wiesbaden schießt ihr auf dem Bowling Green, so wie 2018 bei der DM. Was macht das Ambiente aus?
Tartler: „Das Ambiente in Wiesbaden ist wirklich sehr schön, jedoch als ich damals 2018 im Finale stand, hatte ich nicht so sehr auf die Umgebung geachtet, da ich mich auf mein Finale konzentriert habe. Als Zuschauer und im Nachhinein ist es jedoch sehr schön anzusehen.“
Weckmüller: „Ich kenne das Ambiente schon von der DM vor zwei Jahren, der Finalplatz gehört auf jeden Fall zu den Top 5, wo ich bisher geschossen habe. Es ist natürlich toll, allerdings bekomme ich im eigentlichen Wettkampf eher weniger davon mit, bzw. ich konzentriere mich sehr auf mich und meine Scheibe, deshalb nehme ich das Außenherum nur begrenzt wahr.“

Das ZDF überträgt den Wettbewerb in einem längeren Beitrag. Wie wichtig ist die TV-Präsenz für euch persönlich und für den Bogensport generell?
Tartler: „Ich freue mich sehr, dass das ZDF einen Teil unseres Wettkampfes überträgt. Nicht nur für mich selbst, sondern auch für die gesamte Bogensportgemeinschaft in Deutschland, die seit längerem mal wieder bei einem Wettkampf mitjubeln kann, wenn auch nur von zuhause.“
Weckmüller: „Für uns als Sportart ist jede TV-Präsenz sehr schön und auch nach den ganzen Jahren freut man sich immer noch, wenn ein Beitrag zu unserem Wettkampf, in dem man teilnimmt im Fernsehen kommt. Gerade die nationale Übertragung ist für unsere Fans und auch Sponsoren natürlich sehr wichtig.“

Das Teilnehmerfeld ist elitär, die besten deutschen Bogenschützen sind am Start. Es gibt kein Taktieren, sondern mit Halbfinale und Finale zwei Entscheidungsmatches. Euer Ziel?
Tartler: „Mein Ziel ist es, meine Technik so gut es geht auch im Wettkampf umzusetzen. Alle Teilnehmer sind sehr gute Schützen, und deshalb gebe ich alles, was ich kann und werde am Ende sehen, wofür es reicht. Gewinnen ist natürlich trotzdem das Ziel. Im Mixed Team kann man sich gegenseitig im Team hochpushen, indem man dem anderen und in dessen Können vertraut.“
Weckmüller: „Im Finalschießen gibt es eigentlich generell kein Taktieren mehr, da gerade auf internationaler Ebene das Niveau so hoch ist, dass man schon direkt im 1/48-Finale eine sehr gute Leistung abliefern muss. Hier hängt alles nur an zwei Matches, und die Konkurrenz ist natürlich sehr gut, trotzdem ist das Ziel zu gewinnen.“

Im Mixed geht ihr gemeinsam an den Start. Was macht den Reiz des Mixed aus und was rechnet ihr euch aus?
Tartler: „Ich freue mich sehr, dass ich mit Max in einem Mixed-Team schießen werde. Obwohl wir in Wiesbaden das erste Mal zusammen im Mixed-Team starten werden, glaube ich dennoch, dass wir ein gutes Team sind, da wir in den letzten Monaten auch viel zusammen in Berlin trainieren konnten. Dadurch können wir auf das Schießen und die Leistung des anderen vertrauen und somit zusammen unser Bestes geben. In zwei Matches kann allerdings viel passieren.“
Weckmüller: „Auf den Mixed-Wettbewerb freue ich mich sehr, vor allem mit Elisa an den Start zu gehen. Mixed ist besonders, weil die Einzelleistung wichtiger als beim Team ist, aber man trotzdem nicht alleine da steht, sondern sich aufeinander verlassen kann. Ich denke unsere Chancen sind gut, aber es sind nur zwei Matches, da kann alles passieren.“

Es werden Temperaturen bis zu 36°C erwartet, also "Tokio-Wetter"! Ein Problem?
Tartler: „Nein, mit der richtigen Vorbereitung ist jedes Wetter zu meistern. Genug trinken und einen Hut oder Kappe aufsetzen und los geht´s!“
Weckmüller: „Wir sind es gewohnt, bei fast jedem Wetter Wettkämpfe zu schießen, von daher wird das mit der richtigen Vorbereitung auf jeden Fall kein Problem werden. Ich denke, an das Wetter in Tokio kommt nur so etwas wie die Bedingungen bei der Universiade in Taipeh 2017 heran, das ist nochmal ein ganz anderes Level als Sommer in Deutschland.“

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