DER PRÄSIDENT

13! Das ist die aktuelle Zahl der Quotenplätze für die Olympischen Spiele in Paris 2024. Neun in den Bereichen Flinte, Gewehr und Pistole, vier mit dem Bogen. Damit haben unsere Sportlerinnen und Sportler erfreulicherweise bereits einen Startplatz mehr als bei den Spielen in Tokio. Und es gibt noch einige Möglichkeiten, das Kontingent weiter aufzustocken, um eine quantitativ und dann hoffentlich auch qualitativ gute Mannschaft nach Frankreich zu schicken, die dort um Finalplätze und Medaillen kämpft. Der DSB wird die Olympischen Spiele wieder in Szene setzen, eine eigene Internetseite mit allen Informationen zu unserem Team, zum Zeitplan und Fakten & Zahlen liefern. 2023 war ein intensives sportliches Jahr, dies gilt auch für 2024. Natürlich stehen die Olympischen Spiele mit den Wettkämpfen in Châteauroux (Schießsport) und Paris (Bogensport) im Fokus, doch auch die Bogen-Europameisterschaft in Essen (06. bis 12. Mai), die Rückkehr des ISSF-Weltcups nach München (31. Mai bis 07. Juni) und die Weltmeisterschaft im Target Sprint in Dingolfing (18. bis 22. Juli) fordern uns organisatorisch und unsere Sportler an der Schießlinie heraus. Von den zahlreichen Deutschen Meisterschaften und den Bundesligafinals in Neu-Ulm und Wiesbaden ganz zu schweigen, die endlich wieder in normalen Bahnen laufen und für viele von euch der Höhepunkt im Jahr sind. Eine Übersicht der wichtigsten Termine 2024 findet ihr auf Seite 5 dieses Präsidentenbriefes. An dieser Stelle ist einWort des Dankesmehr als angebracht. Nämlich an euch alle, die ihr bereit seid, ehrenamtlich viele Stunden eurer Freizeit einzusetzen, um all die Veranstaltungen überhaupt erst möglich zu machen. Das beginnt bei der Organisation und Durchführung der Vereinsmeisterschaften im Schützenhaus, geht über die Wettkämpfe auf den Kreis-, Bezirks- und Landesverbandsebenen und reicht bis hin zu den diversen Deutschen Meisterschaften und den großen internationalen Championaten in einer unserer Großstädte. Ohne euren ehrenamtlichen Einsatz wäre das alles nicht möglich. Dafür ein herzliches Dankeschön! Zwar sind die Olympischen Spiele in Los Angeles 2028 noch ein gutes Stück entfernt, doch für den Schießsport gab es bereits fünf Jahre vorher eine gute Nachricht: Denn das Internationale Olympische Komitee (IOC) verkündete, dass auch in den USA alle ISSF-Disziplinen vertreten sein werden. Wie genau das Programm aussehen wird und wie viele Quotenplätze zur Verfügung stehen werden, steht noch nicht fest, sicher ist aber, dass Medaillen in Flinte, Gewehr und Pistole vergeben werden. Und natürlich auch im Bogensport, doch die Hoffnungen der Compound-Schützen, im „Mutterland“ des Compoundbogens erstmals olympisch zu werden, zerschlugen sich – wie übrigens alle weiteren Anträge der olympischen Sportarten auf Ergänzung ihrer Disziplinen auch. Es bleibt dabei, dass vorerst nur die Recurver um olympische Medaillen schießen. SPORT Bei der Schießsport-WM in Baku beeindruckte Doreen Vennekamp mit einem Paukenschlag: Mit Einstellung des Weltrekords gewann sie Gold mit der Sportpistole und untermauerte damit ihre Mitfavoritenstellung für die Olympischen Spiele. Die Bronzemedaillen von Florian Peter (Schnellfeuerpistole) und Kathrin Murche (Trap) sorgten für weitere glänzende Höhepunkte. Mit den Olympischen Spielen in Paris wird auch zum zweiten Mal das Potenzialanalysesystem, kurz PotAS, abgeschlossen. Würde alles beim Alten bleiben und sich auch die sportlichen Erfolge einstellen, wäre die finanzielle Unterstützung für den DSB auch für den kommenden Olympiazyklus gesichert. Allerdings haben das Bundesinnenministerium und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) eine „Leistungssportreform 2.0“ auf den Weg gebracht, die mit der Installation einer nationalen Sportagentur ab 2025 und der Einführung eines Sportfördergesetzes weitreichende Veränderungen vorsieht. In deren Folge könnten auch Kürzungen bei den DSB-Bundesstützpunkten anstehen. Der DSB spielt organisatorisch und strukturell im Kanon der Spitzensport-Verbände nach wie vor in der ersten Reihe mit und wir werden unsere Interessen auch bei der Gestaltung der Reform nachdrücklich vertreten. Aber der Reihe nach: Bei der Bogen-WM in Berlin sorgte unser Frauen-Trio Katharina Bauer, Michelle Kroppen und Charline Schwarz für einen historischen Triumph. Erstmals in der WM-Geschichte gewann ein deutsches Teamdie Goldmedaille, als verdientes „Bonbon“ gab es nach den überragenden Vorstellungen den Team-Quotenplatz für Paris 2024. Doch damit nicht genug, denn Michelle Kroppen & Florian Unruh gewannen zudem noch Silber im Mixed. Damit war die Heim-WM sportlich herausragend, organisatorisch lief ebenfalls alles wie am Schnürchen – vor allem die zahlreichen Zuschauer genossen den Spitzensport vor dem Berliner Olympiastadion. WAFFENRECHT & BLEI 2 3 Auch im Waffenrecht gab es Neuigkeiten: Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) hat den angekündigten Evaluierungsbericht zum Dritten Waffenrechtsänderungsgesetz, für den auch der DSB befragt worden war, veröffentlicht. Aus Sicht des BMI besteht - fast schon erwartungsgemäß - Anpassungsbedarf beim bestehenden Gesetz zulasten der Legalwaffenbesitzer. Lediglich im Bereich der Magazinbeschränkung wurde konstatiert, dass sich die neue Vorschrift als wenig praxistauglich erwiesen hat. In den übrigen Punkten jedoch wurden die Stellungnahmen des Deutschen Schützenbundes und der weiteren betroffenen Verbände zwar zur Kenntnis genommen, schließlich aber den oftmals gegenteiligen Aussagen der ebenfalls befragten Behörden gefolgt. Das Ergebnis ist eine minimalistische Auswertung, die – so wie sie ausformulierte wurde – lediglich den Zweck zu erfüllen scheint, die vom Bundesinnenministerium angedachte und im Januar 2023 bereits in einem Gesetzesentwurf formulierte erneute Waffenrechtsänderung im Vorfeld zu legitimieren und als von den Behörden „gewollt“ herauszustellen. Dabei basiert diese Evaluation lediglich auf den Erfahrungen von gut einem Drittel der – von den Ländern ausgesuchten – Behörden; bereits dies stellt die gezogenen Schlussfolgerungen in Frage. TRADITION & BRAUCHTUM Der Deutsche Schützentag im Heidekreis hat wieder einmal gezeigt: Die Schützenfamilie hält zusammen, gibt nach außen ein starkes Bild ab und ist willkommen. Es gab viele positive Stimmen zu den Tagen in Niedersachsen, von Teilnehmern, aber auch aus der Politik – ich nenne nur Ministerpräsident Stephan Weil oder den SPD-Bundesvorsitzenden Lars Klingbeil, die beide zu Gast waren. Auch die Gäste vom DOSB und den internationalen Verbänden – allen voran ISSF-Präsident Luciano Rossi – waren beeindruckt von der Lebendigkeit und Vielfalt unseres Schützenwesens und wie es sich beim Schützentag von seinen besten Seiten präsentiert hat. Carina Fuchs holte die Kette der Bundesschützenkönigin zum zweiten Mal hintereinander in die Oberpfalz, Anika Höflich vom Westfälischen Schützenbund wurde Bundesjugendkönigin 2023. Wie das Königsschießen haben die Deutsche UNESCOKommission und die Kultusministerkonferenz das Schützenwesen insgesamt offiziell als Immaterielles Kulturerbe anerkannt. Aktuell ist unklar, wann die Europäische Kommission ihren Gesetzesvorschlag vorlegt und wie dieser inhaltlich genau aussehen wird. Das werden wir genau beobachten und uns über unsere Netzwerke weiter federführend einbringen. Wer sich zum Thema informieren möchte, der sei noch einmal auf das informative Multimedia-Portal mit Fakten und Einblicken zum Einsatz bleihaltiger Munition im Schießsport verwiesen, in dem das komplexe Thema einmal anschaulich und attraktiv aufbereitet wurde. Unter www.dsb.de/ blei kommen Experten zu Wort, die die Bedeutung optimaler Munition im Schießsport erläutern und verdeutlichen. Es ist noch nicht klar, wie es weitergehen soll, es ist jedoch zu befürchten, dass die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung verankerte „Evaluation der Waffenrechtsänderungen der vergangenen Jahre“ nunmehr als erledigt eingestuft und an weiteren Verschärfungen des Waffengesetzes gearbeitet wird. Der DSB wird seine Positionen weiterhin mit Vehemenz vertreten und fordert vor allem eine bessere Umsetzung der bestehenden Gesetzeslage, eine bessere personelle und technische Ausstattung sowie eine bessere Vernetzung der Behörden. In diesem Sinne werden wir uns im Schulterschluss mit dem Deutschen Jagdverband (DJV) und mit weiteren Verbänden der legalen Waffenbesitzer auf der Basis abgestimmter, konstruktiv-kritischer Sachargumente weiterhin mit Nachdruck für Verbesserungen des Waffenrechts und gegen mögliche Verschärfungen einsetzen. Unsere enge Verbindung mit dem Deutschen Jagdverband demonstrieren wir mit dem ersten gemeinsamen Parlamentarischen Abend im Rahmen der Grünen Woche im Januar 2024, wo wir die Interessen des Schießsports im politischen Berlin entschieden zum Ausdruck bringen werden. Zum Beschränkungsverfahren für die weitere Verwendung bleihaltiger Munition auf EU-Ebene liegt seit März dieses Jahres der Abschlussbericht der Europäischen Chemikalien Agentur (ECHA) vor. Die Europäische Kommission hat jedoch bisher noch keinen Gesetzesvorschlag vorgelegt. Klar ist, dass im Geltungsbereich der Beschränkung nur die „Outdoor“-Schießstände liegen und hier schwerpunktmäßig die weitere Verwendung bleihaltiger Schrotmunition für den Flintenbereich in Frage steht.

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