Deutsche Meisterschaften
Bogen-DM Wiesbaden: Überraschungssieger auf dem Bowling Green
Frida Janke (BSSC Olympia) & Lilian Forkert (BSC BB Berlin) in der Recurve Jugendklasse sowie Andrea Flöck-Schmitt (BSC Bad Kreuznach) und Philipp Lutz (SV BG Hanau) im Compound der Frauen und Männer hießen bei der Bogen-DM in Wiesbaden die strahlenden Sieger auf dem Bowling Green. Bei strahlendem Sonnenschein siegte das Quartett etwas überraschend, weil im Finale die höher eingeschätzte Konkurrenz bezwungen wurde.
Compound: Ungläubige Überraschungssieger
Wenn vor den Deutschen Meisterschaften jemand auf Andrea Flöck-Schmitt (BSC Bad Kreuznach) und Philipp Lutz (SV BG Hanau) als neue Compound-Titelträger gewettet hätte, derjenige wäre wohl ein wohlhabender Mensch geworden. Niemand hatte das Duo auf der Rechnung, inklusive und vor allem die neuen Champions selbst. Doch der Reihe nach. Zunächst betrat Flöck-Schmitt das Bogen-Stadion, um ihr Goldmatch gegen Katharina Kutscher (TSV Jahn Freising) zu bestreiten. Und das Match begann wahrlich nicht gut, Flöck-Schmitt setzte ihren ersten Pfeil in die Sieben („Ich weiß nicht, was da war. Das Release ist zu früh aufgegangen.“), stabilisierte sich aber in der Folge und hielt so den Rückstand im Rahmen (81-83). Die Vor-Entscheidung fiel dann mit dem ersten Pfeil der vierten Passe von Kutscher: Der flog in die Fünf, und so drehte sich das Match zugunsten der Bad Kreuznacherin. Die beendete schließlich das Match mit einer guten 29 und siegte 137:133: „Das war sehr überraschend, ich habe überhaupt nicht damit gerechnet und hatte mich schon gefreut, dass ich schon das Halbfinale bestreiten darf“, sagte sie danach und dankte ihrem Mann Rainer: „Ich bin froh, dass mein Mann dabei war, der sagt mir immer, was ich zu tun habe. Das habe ich gut umgesetzt.“ Der Triumph von Flöck-Schmitt sorgte für ein Überraschungs-Double, denn vor zwei Wochen holte sie auch bei der 3D-DM den Titel: „Der doppelte Triumph freut mich natürlich umso mehr – ich habe viel trainiert, es ist gut gelaufen, ich hatte Glück.“ Bronze sicherte sich Titelverteidigerin Katharina Raab (Oberallgäuer Gauschützen) durch ein 139:138 gegen Franziska Göppel (TSV Wassertrüdingen).
Ebenfalls völlig baff war Philipp Lutz: „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Dass ich überhaupt hier stehe, ist eine Überraschung. Ich habe mir heute Morgen gesagt: Hab Spaß!“ Und das hatte der Hanauer zur Genüge. In der Qualifikation lediglich Zwölfter schoss er sich Runde für Runde weiter, bis er im Goldfinale auf Routinier Lars Klingner (TSV Lindenberg) traf. „Das Ergebnis war mit total egal, bis auf die letzten ein, zwei Passen, als klar wurde, es kann etwas werden“, so Lutz danach. Mit der zweiten Passe, einer perfekten 30, legte er den Grundstein, vor der letzten Passe hatte er komfortable drei Ringe Vorsprung: „Ich habe mich auf mein Ding konzentriert, konnte alles andere ausblenden – nur bei der letzten Passe nicht. Da war der Flattermann am Start!“ 29 Ringe hatte Klingner geschossen, Lutz mit zwei Neunern bereits zwei Ringe verloren. Mit der dritten Neun war die Überraschung (140:139) perfekt: „Das ist mit Abstand der größte Erfolg, vorher war ich einmal Zwölfter bei der DM und Hessemeister 2019. Wahnsinn, ich begreife das immer noch nicht.“ Bronze ging an Leon Hollas (Dresdner Bogenschützenverein), der sich 147:139 gegen Sven Schmitz (SuSC Mülenborn) behauptete.
Recurve Jugend: Janke und Forkert gewinnen erstmals
Zwei weitere Premierensieger gab es in der Recurve Jugend zu sehen: Frida Janke (BSSC Olympia) setzte sich in einem Berliner Duell gegen Lisa Lucks (BSC BB Berlin) mit 6:4 (27-28, 27-26, 25-27, 29-27, 30-26) durch. Dabei drehte sie zweimal einen Rückstand und schoss das Match mit 29 und 30 Ringen aus: „Das ist ein sehr gutes Gefühl, mit 30 das Finale zu beenden, zumal ich am Anfang recht schwer reingekommen bin und keinen Zehner geschossen hatte.“ Nachdem sie im vergangenen Jahr den Titel im Feldbogen gewann, freute sie sich erstmals über den Titel auf die 60m entfernte Scheibe. Etwas ungläubig meinte sie: „Ich kann es noch nicht so realisieren. Ich wusste, ich kann es schaffen und dass es geklappt hat, ist schön. Nach den zwei Zehnern wollte ich noch eine dritte schießen, weil ich dann wusste: Dann hast du es!“ Bronze ging an Paulina Middendorf (Hammer SportClub 2008) nach einem 6:4 (22-25, 28-25, 25-28, 26-22, 25-22) gegen Amelie Masche (BSSC Olympia).
Ebenfalls erstmals über den nationalen Titel konnte Lilian Forkert (BSC BB Berlin) jubeln: In einem hochklassigen Finale setzte er sich 7:1 (28-27, 28-27, 29-29, 27-25) gegen den favorisierten Knut Jakubczik (VfL Tremsbüttel) durch: “ Knut hat nicht ganz so gut geschossen, wie er das normalerweise kann. Aber ich habe ganz gut geschossen und freue mich, dass ich endlich einmal einen Titel gewonnen habe.“ Beim Youth Cup in Sofia/BUL hatten die beiden Finalgegner gemeinsam mit Jakob Weske Team-Gold geholt, nun siegte er, auch weil der letzte Pfeil saß: „Ich habe mich nicht so extrem auf den letzten Pfeil konzentriert, aber es war schön, dass ich ihn in die Zehn reingezaubert habe“, so Forkert, der selbstbewusst in die Zukunft als Junior blickt: „Zum Saisonabschluss den Titel zu holen, ist schön. Ich freue mich über das Saisonende und das, was dann kommt. Nächstes Jahr möchte ich zur WM nach Kanada fliegen, und ich hoffe, dort unter die Top Drei zu kommen.“ Bronze ging an Kilian Mayer (BSG Raubling) durch ein 6:4 (26-25, 24-25, 25-28, 27-26, 25-24) gegen Jannik Heirich (BSSC Olympia).
Schüler A-Klassen: Deutscher Rekord durch Johannes Zink
Auch in den jüngsten Altersklassen, der Schüler A-Klasse, wurden die Meister ermittelt. Dabei überragte Johannes Zink (Edelweiß Diemantstein), der mit 615 Ringen einen neuen Deutschen Rekord aufstellte und mit 55 Ringen Vorsprung siegte: „Das ist der erste Titel für mich, er ist mir sehr wichtig. Ich trainiere zweimal in der Woche, ich möchte im Bogensport noch relativ weit kommen“, sagte der 14-Jährige nach seinem tollen Triumph.
Ebenfalls Deutsche Meister wurden Compounder Nico Tobias (BSF Wyhl, 670 Ringe) mit 20 Ringen Vorsprung, Merle Frie (SGi Isny, 673 Ringe) und Till Hermann (SV Eberstadt, 680 Ringe), die mit zehn bzw. acht Ringen Vorsprung bei den Recurvern siegten.
Recurve Junioren & Erwachsene: Die Halbfinalisten stehen fest
Am Sonntag, 8. September, enden die Deutschen Meisterschaften. Auf Kleinfeldchen werden die Titelträger bei den Recurve Master sowie in den Blankbogen-Klassen Jugend, Frauen, Männer und Master gesucht. Auf dem Bowling Green starten ab 9.50 Uhr die Halbfinals der Juniorinnen, Junioren, Frauen und Männer, dann mit zahlreichen DSB-Kaderathleten, unter ihnen u.a. die Silbermedaillengewinner von Paris 2024, Michelle Kroppen und Florian Unruh. Sportdeutschland.TV zeigt ab 13.30 Uhr die Medaillenmatches live.
Halbfinals Recurve Juniorinnen
Johanna Klinger vs. Melina Koepper
Annika Rennett vs. Rebekka Gleich
Halbfinals Recurve Junioren
Nils Hartleb vs. Phil Lüttmerding
Ben Greiwe vs. Bastian Gropp
Halbfinals Recurve Frauen
Charline Schwarz vs. Elisa Tartler
Elina Idensen vs. Michelle Kroppen
Halbfinals Recurve Männer
Florian Unruh vs. Felix Wieser
Moritz Wieser vs. Jakob Hetz
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