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Der Deutsche Schützenbund verstärkt Präventionsarbeit gegen Extremismus

17.03.2020 08:47

Die von Sportschützen verübten Attentate auf den Kasseler Regierungspräsidenten Lübcke, auf einen Eritreer im hessischen Wächtersbach und zuletzt in Hanau hatten alle mutmaßlich einen (rechts-)extremistischen Hintergrund. Die besondere Tragweite des Falls Hanau hat zu einem hohen gesellschaftlichen, politischen und medialen Druck und einer entsprechenden Erwartungshaltung gegenüber dem Deutschen Schützenbund (DSB) und seinen Untergliederungen geführt. Als Folge dessen will der DSB die Präventionsarbeit an der Basis stärken. Diesen Beschluss fasste das Präsidium am Wochenende einstimmig.

Rechtsextremistisch motivierte  Anschläge haben in Deutschland zuletzt deutlich zugenommen, leider waren unter den Tätern auch Sportschützen: „DSB und Schützenvereine wollen, dass keine Waffen in die Hände von Terroristen, Extremisten oder Verbrechern gelangen. Wir haben bereits auf der DSB-Homepage Infomaterialien zum Thema (Rechts-)Extremismus eingestellt, wir wollen die Basis aber weiter sensibilisieren und präventiv agieren“, sagt DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels.

Dazu wird der DSB mit dem Hessischen Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus (HKE) des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport (HMdIS) diverse Maßnahmen ergreifen. „Uns ist wichtig, dass wir den Vorsitzenden und Vorständen der Vereine zur Seite stehen und sinnvolle „Handwerkzeuge“ zur Verfügung stellen“, sagt von Schönfels. Als erstes wird für Vereine kurzfristig ein Info-Flyer auf Basis der bestehenden Veröffentlichungen des HKE erarbeitet. „Zudem ist ein Pilotprojekt mit dem Arbeitstitel „Schützen gegen Extremismus“ in Hessen angedacht, bei dem wir die Basis direkt mit Informationen, Konzepten und Vorträgen von Experten versorgen können. Dies soll dann mit Veranstaltungen vor Ort Anwendung finden und an die Basis getragen werden“, so der Präsident weiter, der dankbar für die Unterstützung des HMdIS und weiterer Experten ist.

Auch zu den aktuellen „Avancen“ der AfD gegenüber Schützenvereinen bezieht der DSB klar Stellung und verweist auf seine Satzung. Dort heißt es u.a., dass der DSB den Grundsatz religiöser und weltanschaulicher Toleranz vertritt und rassistischen, verfassungsfeindlichen Bestrebungen entschieden entgegen tritt. Von Schönfels unterstreicht dies mit seinem Statement: „Wir freuen uns über Vielfalt und Buntheit im Verband und im Sport. Wem das nicht passt, der ist in unseren Vereinen fehl am Platz!“

Der Extremismus und die Radikalisierung der Gesellschaft sind das eine, die Anonymität das andere. „Es gibt den schönen Begriff der „Schützenhilfe“. Diesen müssen wir wieder viel mehr in den Fokus nehmen und wortwörtlich umsetzen. Wir müssen die Gemeinschaft pflegen und uns um die anderen sorgen – das ist die Grundlage unseres Vereinslebens“, verdeutlicht von Schönfels den Aspekt gegenseitiger Achtsamkeit und Aufmerksamkeit.

Von Schönfels betonte nochmals, dass der allergrößte Teil der Mitglieder gesetzestreu sei und ihr sportliches Hobby friedlich ausübe. Auch um diese große Gruppe zu schützen, sei es wichtig, Verantwortung zu übernehmen und zu handeln. „Sich zurückzulehnen und weiterzumachen, als wäre nichts geschehen, gilt nicht mehr. Denn nicht nur unser gesellschaftliches Zusammenleben, auch unser Sport steht auf dem Spiel!“

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