Olympische Spiele

IOC-Flüchtlingsteam: Über Wiesbaden nach Tokio?!

21.04.2021 10:44

Am 23. Juli beginnen die Olympischen Spiele in Tokio, am 24. und 25. Juli finden die Wettkämpfe mit dem Luftgewehr statt. Wenn es nach dem dreifachen olympischen Goldmedaillengewinner Niccolo Campriani geht, dann auch mit mindestens einem Athleten seines Projekts „Make a Mark“. Campriani & Co waren nun am Bundesstützpunkt Wiesbaden/Frankfurt am Main, um die entscheidende Phase des Projekts einzuläuten.

Foto: DSB / Der "Macher" Niccolo Campriani beobachtet seine drei Athleten.
Foto: DSB / Der "Macher" Niccolo Campriani beobachtet seine drei Athleten.

„Wir haben in Wiesbaden die zwei letzten Wettkämpfe vor der Nominierung des Flüchtlingsteams am 8. Juni durch die IOC-Exekutive geschossen“, betont Campriani die Bedeutung der vier Tage am neuen Bundesstützpunkt Wiesbaden/Frankfurt am Main. Die drei Flüchtlinge Mahdi Yovari, Luna Solomon und Kahoula Sellami sind unter seinen Fittichen und haben - nachdem sie in ihrem „ersten Leben“ keinerlei Erfahrung im Sportschießen hatten - vom Olympiasieger von der Pike auf gelernt. Unterstützung erhält er u.a. auch von einem weiteren Olympia-Helden, der erste indische Einzel-Olympiasieger Abhinav Bindra ist ebenfalls dabei und lud die Athleten beispielsweise nach Indien ein.

Ich hatte es dem Olympia-Museum zur Verfügung gestellt, dann aber für das Projekt zurückgeholt!

Niccolo Campriani über sein "Gold-Gewehr" von Rio 2016, mit dem nun Mahdi schießt

Foto: DSB / Mit dem
Foto: DSB / Mit dem "Gold-Gewehr" von Campriani und den olympischen Ringen auf der Kappe soll es für Mahdi Yovari mit Tokio klappen.

Nun gastierte das Team in Wiesbaden und wurde dort auf Schritt und Tritt von einem IOC-Kamerateam begleitet, denn ihre Geschichte wurde von den Anfängen bis hoffentlich zum glücklichen Ende in Tokio filmisch begleitet (die Episode aus Wiesbaden soll im Juni erscheinen). In Wiesbaden trainierte das Trio mit einigen deutschen Luftgewehr-Schützen und lieferte sich mit diesen einen Wettkampf, den sie mit Ergebnissen von 603,0 bis 607,1 abschlossen. Der Afghane Mahdi greift dabei auf das „Gold-Gewehr“ von Campriani zurück, mit dem dieser Olympia-Gold in Rio gewann. „Ich hatte es dem Olympia-Museum zur Verfügung gestellt, dann aber für das Projekt zurückgeholt“, so Campriani lachend.

Für Campriani waren die Tage in Wiesbaden deshalb wichtig, damit er sich selbst einen letzten Eindruck verschaffen und eine Priorisierung der Athleten vornehmen kann. Mahdi, ein Afghane, der im Iran aufwuchs, ist der Talentierteste, mental aber fragil. Luna aus Eritrea und Kahoula, eine Palästinenserin, haben sich in der gemeinsamen Zeit enorm gesteigert – sie alle haben die Mindestringzahl von 590,0 (Frauen) bzw. 595,0 (Männer) locker gemeistert. So, wie auch ihren Neustart ins Leben. Dabei spielt der Schießsport eine wichtige Rolle, „das Projekt macht ihr Leben ein bisschen besser und auch für den Schießsport ist es wichtig, denn er erscheint damit in einem ganz anderen Licht“, sagt Campriani.

Das Projekt macht ihr Leben ein bisschen besser und auch für den Schießsport ist es wichtig, denn er erscheint damit in einem ganz anderen Licht!

Niccolo Campriani über die Bedeutung des Projektes

Mahdi bestätigt das. Der 24-Jährige spricht nicht gerne über das Vergangene („Ich will die Vergangenheit vergessen, die war hart!“) und will auch nach Tokio mit dem Schießsport weitermachen, „weil der Sport ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben geworden ist.“ Auch Campriani will das Projekt fortsetzen und hofft auf Nachahmer: „Das Beste wäre, wenn andere olympische Stars dieser Idee folgen. Wir haben einige Kandidaten anderer Sportarten im Blick“, so der Italiener. „Natürlich ist es sehr viel Arbeit, aber sie ist es wert!“

Inwieweit sich die Arbeit von Campriani, seinen vielen Unterstützern und den drei Athleten in Form der Olympia-Teilnahme auszahlt, steht erst am 8. Juni fest. Bis dahin wird weiter trainiert. Sollte es einer, zwei oder gar alle drei Athleten in das IOC-Flüchtlingsteam schaffen, ist ein erneuter Besuch in Wiesbaden durchaus möglich, wie Campriani abschließend sagt: „Die Bedingungen sind optimal, wir haben uns sehr wohl gefühlt und bedanken uns beim Deutschen Schützenbund sehr herzlich für die Gastfreundschaft.“

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