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Bogensport: Elena Richter und Camilo Mayr erklären Karriere-Ende

26.08.2020 11:33

Es ist ein harter Schlag für Bundestrainer Oliver Haidn und alle Bogensport-Fans: Elena Richter und Camilo Mayr, Olympia-Teilnehmer von 2012, haben ihr Karriere-Ende erklärt. Ein ausführliches Doppel-Interview ist für nächste Woche geplant.

Foto: Eckhard Frerichs / Elena Richter sorgte jahrelang für viel Freude im Bogenlager.
Foto: Eckhard Frerichs / Elena Richter sorgte jahrelang für viel Freude im Bogenlager.

Tokio 2020 sollte der Karriere-Abschluss für Richter werden
Vor allem im Fall von Elena Richter ist es bitter: Die 31-jährige Berlinerin hatte im vergangenen Jahr an der Seite von Lisa Unruh und Michelle Kroppen den Team-Quotenplatz für Tokio 2020 gewonnen und wollte mit der Teilnahme an ihren zweiten Olympischen Spielen ihre Karriere krönen und beenden. Die Corona-Pandemie und die dadurch in das nächste Jahr verschobenen Spiele machten diesem Plan ein jähes Ende. In einem ersten Statement sagt sie: „Ich schlage mich bereits seit einigen Wochen mit dieser Entscheidung herum. Diese Saison hätte für mich mit den Olympischen Spielen einen weiteren Karrierehöhepunkt und gleichzeitig auch meinen Abschied bedeutet. Daher hatte ich mich gedanklich damit schon weit vorher auseinander gesetzt. Mir fiel es zuletzt sehr schwer, mich auf einen Wettkampf im nächsten Jahr vorzubereiten, von dem ich mehr als unsicher bin, dass er überhaupt stattfindet. Natürlich bin ich auch traurig, aber ich denke, das wäre ich auch ohne Corona am Ende einer „normalen“ Saison gewesen.“ Neben ihrer Olympia-Teilnahme (17. Platz), dem WM-Titel in der Halle (2018) und diversen Medaillen bei Europameisterschaften und Weltcups sticht vor allem der bisher einzige Weltcupsieg einer deutschen Bogenschützin (2014) heraus.

Mayr sieht keine Perspektive
Während Richter bis zuletzt die nationale Spitze prägte und in der absoluten Weltklasse mitschoss, hatte Camilo Mayr sich zuletzt immer weiter davon entfernt. Nach seinem Olympia-Erlebnis 2012 hatte der 29-Jährige bereits für vier Jahre mit dem Bogensport ausgesetzt, 2017 begann er mit neuer Leidenschaft und Motivation. Eine Technikumstellung sollte ihn zu neuen Höhen und nach Tokio führen, beides gelang nicht, wie er sagt: „Ich habe keine Perspektive mehr für mich gesehen. Meine Leistung hat die letzten zwei Jahre einfach nicht mehr gereicht. Ich habe extreme Änderungen an meiner Schießtechnik vorgenommen. Mir war klar, dass das am Anfang einen Leistungseinbruch verursachen würde, aber ich war überzeugt davon, dass dies der richtige Weg ist. Leider musste ich das Schießen quasi komplett neu erlernen im Training und vor allem im Wettkampf: Stärken/Schwächen und Körpergefühl unter Bedingungen, in denen ich nervös bin. Das hat leider nicht so schnell funktioniert. Ich konnte ,meinen‘ Schuss nicht finden. Mir war klar, dass nach Tokio eigentlich Schluss sein muss, aber Tokio war leistungsmäßig einfach zu weit weg. Ich hab sehr viel und sehr lange eingesteckt. Anfangs war das auch okay, ich habe mich nicht verunsichern lassen und immer weiter gemacht. Doch irgendwann war dann auch meine Frustgrenze überschritten. Da hat dann auch viel mein Kopf übernommen und mich in Tiefs manövriert, da bin ich nicht mehr rausgekommen.“

Die Technikumstellung hat leider nicht so schnell funktioniert. Ich konnte ,meinen‘ Schuss nicht finden.

Camilo Mayr, zu den Schwierigkeiten, wieder oben anzugreifen

Bundestrainer Oliver Haidn dankte beiden Athleten für ihren Einsatz in den vergangenen Jahren. Über Richter sagt er: „Sie war ein fester Bestandteil der Kernmannschaft und hat alle wichtigen Wettkämpfe mitgemacht. Es ist ein Verlust für das Team, das hat sie auch beim ersten Teil der Olympia-Qualifikation gezeigt, als sie diese angeführt hat. Es gilt die Entscheidung zu respektieren, schön, dass sie die Zeit mitgestaltet hat.“ Zu Mayrs Entscheidung meint der Bundestrainer: „Bei Camilo sieht es etwas anders aus. Nach den Olympischen Spielen 2012 hat er sich zum Studium orientiert. Wir waren aber ständig in Kontakt und haben uns gefreut, dass er 2017 zurückgekehrt ist. Die Technikumstellung war aber nicht so erfolgreich, wie wir uns das versprochen hatten. Von daher war der Entwicklungssprung nicht so, um wieder oben dabei zu sein. Er hat sich entschieden, die Prioritäten zu ändern. Das respektiere ich, zumal er dadurch jungen Nachwuchsleuten Möglichkeiten eröffnet.“

Foto: Eckhard Frerichs / Setzt den Schlusspunkt unter seine Karriere: Camilo Mayr.
Foto: Eckhard Frerichs / Setzt den Schlusspunkt unter seine Karriere: Camilo Mayr.

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