Deutsche Meisterschaften

DM München: Wahre Größe der bayerischen M & M´s

21.08.2018 11:45

Mit Ulbrich, Dallinger und Wolf gehören drei bayerische Talente zu den heißen Titelanwärtern bei der Deutschen Meisterschaft in München (22.8-3.9). Dort holen sie sich den letzten Schliff für die anschließende WM in Südkorea.

Es sind 30°C im Schatten. Die Luft steht, der Schweiß rinnt. Andere gehen bei diesem Wetter ins Schwimmbad, aber nicht so Maxi Dallinger. Er geht lieber in die kühle Finalhalle in München Hochbrück, ein paar Schüsse ins Schwarze jagen, um sich den richtigen Feinschliff zu holen. Denn ähnliche Bedingungen wie beim Finale der Deutschen Meisterschaft in München herrschen bei der WM in Südkorea (31. August bis 15. September). Entscheidend: Die Standhöhe. Auf sie kommt es an.

Auf sie wird alles abgestimmt. Die Deutsche Meisterschaft ist deshalb der Härtetest im Hinblick auf den größten Wettkampf des Jahres. Um den Stand unter Wettkampfbedingungen testen zu können, ist jedoch das Erreichen des Finals bei der Deutschen Meisterschaft Grundvoraussetzung. Einer der dort auch hin will, ist Maximilian Wolf. Auch er hat sich für die WM qualifiziert, lag in der Ausscheidung im KK3x40-Wettbewerb vor Maxi Dallinger, und holte sich das begehrte Flugticket nach Changwon. Ebenfalls im WM-Flieger sitzt Maximilian Ulbrich. Er ist mit seinen 17 Jahren der Jüngste im Dreiergespann der M & M´s und setzt die bayerische Erfolgsgeschichte fort. Der Name Maximilian hat aber nicht nur im bayerischen Schießsport Tradition, sondern bereits zahlreiche Könige trugen den Namen aus gutem Grund. Übersetzt aus dem lateinischen bedeutet er nichts anderes als „der Größte“. Doch wo steckt die wahre Große dieser drei Talente?

Maximilian Ulbrich – der Willensstarke

Er ist mit 174 Zentimeter der Kleinste der „Großen“, doch verstecken muss er sich deshalb nicht hinter seinen zwei Schützenkollegen, denn es läuft bei Maximilian Ulbrich. Nach der erfolgreichen Europameisterschaft im Frühjahr platzte der Knoten. Zwar reichte es knapp nicht für das EM-Finale, doch zweimal Silber beim Junioren-Weltcup in Suhl, die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Changwon und die Qualifikation für die Youth Olympic Games in Buenos Aires machen 2018 zu seinem bisher erfolgreichsten Jahr. „Ein bisschen unerwartet war der geballte Erfolg schon“, erzählt das Nachwuchstalent aus Wilzhofen, doch er habe viel aus dem letzten Jahr gelernt. Eine für ihn verpatzte EM-Qualifikation und ein schlechter Wettkampf beim Quotenplatzturnier für die Youth Olympic Games in Baku seien ausschlaggebend dafür gewesen, dass er jetzt mehr Wille habe, als jemals zuvor. Genau dort zeigt sich seine wahre Größe. „Im letzten Jahr habe ich mir selbst zu viel Druck gemacht, dieses Jahr habe ich mehr Selbstvertrauen. Ich weiß jetzt, was ich kann.“, blickt Ulbrich positiv in die Zukunft. Aber bevor es zu den ganz großen Wettkämpfen geht, hat er noch eine Rechnung bei der Deutschen Meisterschaft offen. Bereits acht Silber- und Bronzemedaillen hängen in seinem Zimmer – eine fehlt: die Goldene. „Jedes Mal schaue ich sie mir an und denke: Das gibt’s doch nicht“, ärgert sich der Jungschütze. Dies soll sich in diesem Jahr ändern. Vor allem mit dem Luftgewehr rechne er sich gute Chancen auf den Titel aus. Obwohl er sich auch in den beiden Kleinkaliber-Disziplinen für die WM qualifiziert hat, sagt er selbst darüber: „Da bin ich nicht der King.“ Ein gutes Ergebnis, mit dem er zufrieden sein könne und ein gutes Gefühl für Südkorea, seien ein Ziel. Ein weiteres Ziel sei es auch, im nächsten Jahr eine Ausbildung bei der bayerischen Polizei zu starten, so wie sein großes Vorbild Maxi Dallinger. Mit ihm tauscht sich Ulbrich viel aus, holt sich Tipps und lernt von ihm: „Da sehe ich, was man erreichen kann, wenn man will und es dann auch durchzieht.“

Maximilian Wolf – der Unberechenbare

Mit seinen 25 Lenzen ist Maximilian Wolf der Älteste im Bunde. 2013 durfte er bereits an der Junioren-EM teilnehmen, jetzt hat er sich bei den „Großen“ für die Weltmeisterschaft in der Königsdisziplin KK 3x40 durchgesetzt. Eine kleine Überraschung, auch wenn Wolf bereits seit Jahren an der erweiterten deutschen Spitze mitmischt. Den großen Sprung nach ganz oben verfehlte er jedoch bisher. „Ein bisschen Glück hat mir da natürlich auch in die Karten gespielt“, erklärt sich Wolf sein WM-Ticket. Dennoch sollte das nicht seine konstant gute Qualifikations-Leistung schmälern, bei der er am Ende überzeugen konnte und sich noch vor dem favorisierten Maxi Dallinger platzierte. Bei der Deutschen Meisterschaft werden sich beide wieder am Stand begegnen, sich messen und auf Titeljagd gehen. Der nämlich fehlt, wie schon Ulbrich, auch Wolf noch in seiner Sammlung. Deshalb ist der höchste nationale Wettkampf für ihn, trotz anschließender WM, von hoher Bedeutung. Seine Devise: Alles geben und schauen, was dabei rauskommt. Wolf schießt schnell und offensiv, kann dadurch seine Gegner früh unter Druck setzen. Eine riskante Taktik. Er selbst sagt über sein offensives Schießen: „Meine größte Stärke ist manchmal zugleich meine größte Schwäche.“  Doch beirren lassen, will er sich davon nicht. Am Ende möge der Bessere gewinnen.

Maximilian Dallinger – der Ehrgeizige

Wenn es nach der Körpergröße geht, dann ist Maxi Dallinger mit über 1.80 Meter der Größte unter ihnen, und auch wenn es um Erfolge geht, hat er die Nase vorne. Sechs oder sieben Mal wurde er bereits Deutscher Meister – genau weiß er es nicht. Aber stören würde es ihn auch nicht, wenn noch ein paar Medaillen dazukämen. Vor allem mit dem Luftgewehr will er bei den nationalen Titelkämpfen in seinem Wohnzimmer angreifen. „Ich mache mir gleich einmal selbst Druck und sage, dass ich gewinne“, zeigt sich der Bayer selbstbewusst. Es ist die Disziplin, in der er sich auch souverän für die WM qualifizierte – mit beinahe sieben Ringen Vorsprung vor Julian Justus. Doch auch wenn er mit dem Luftgewehr zur nationalen Spitze gehört, hadert Dallinger im Hinblick auf die internationale Konkurrenz: „Wir brauchen bei der WM alles, was wir in petto haben und wahrscheinlich auch noch ein bisschen Pech der anderen.“ Sein Selbstbewusstsein musste  sich Dallinger nach einer durchwachsenen WM-Qualifikation erst wieder zurückholen. Zwar konnte er sich sowohl mit dem Luftgewehr als auch KK-Liegend qualifizierten, doch im KK-Dreistellungskampf lief es nicht rund für ihn, und er verfehlte das geplante WM-Ticket. „Die Belastung ist dadurch bei der WM deutlich geringer, und ich kann erholter in die Wettkämpfe gehen“, beschwichtigt Dallinger. „Wer weiß, für was das am Ende gut ist“. Trotzdem wurde in den letzten Tagen vor allem an seinem Kniend- und Stehendanschlag getüftelt. Das Finale bei der Deutschen Meisterschaft zu erreichen und eine Medaille mit nach Hause zu nehmen, wäre für ihn die Bestätigung, dass es wieder funktioniert. Ja, der 21-Jährige ist ehrgeizig, eifert seinen großen Vorbildern Daniel Brodmeier und Maik Eckhardt nach. Für ihn gibt es immer Potenzial zur Verbesserung. „Ich sage nie, dass ich perfekt bin, sondern suche immer nach einer Stellschraube, die zu nahezu 100 Prozent  führt“, so Dallinger. Dass er dabei selbst zum Vorbild für Nachwuchsschützen wie Maxi Ulbrich wird, ehrt ihn und „tut der Seele gut“, wie er selbst sagt. Lachend fügt er hinzu: „Dabei liegt meine wahre Größe darin, mich selbst schlecht zu reden.“

 Es sind drei Große des Schießsports, die derzeit kräftig die Schießszene aufmischen – alle drei kommen aus Bayern, alle drei tragen den Namen Maximilian und alle drei zeigen ihre ganz eigene Größe.