Berichtsheft zum 63. Deutschen Schützentag

27 63. Deutscher Schützentag Berichte erarbeiten sowie von Ansprechpartnern auch im akuten Fall Unterstützung zu erhalten. Wir unterstützen jederzeit und in jedem Zusammenhang sinnvolle Maßnahmen, die zu einer Erhöhung der inneren Sicherheit führen. Aber die jedes Mal nach solchen Ereignissen reflexhaft einsetzende Forderung nach Waffenrechtsverschärfung ist nicht sinnvoll, sie ist meiner Ansicht nach im Gegenteil gefährlich, weil sie die tatsächlichen Probleme verdeckt. Den hartnäckigsten Vertretern dieser Forderungen geht es nur scheinbar um die Erhöhung der öffentlichen Sicherheit. In Wirklichkeit wollen sie aus ideologischen Gründen die Ausübung des Schießsports erschweren, wenn nicht ganz verbieten. Sonst würden sie endlich den Forderungen entsprechen, die wir seit Jahren erheben. Nämlich die bestehenden, schärfsten Regulierungen der Welt im Bereich der Waffengesetzgebung auch wirklich konsequent anzuwenden, die Strukturen zu verschlanken und nicht Personal bei der Polizei abzubauen, sondern das Personal bei den zuständigen Behörden aufzustocken. Wir bleiben bei unserer Forderung, dass, bevor aus Populismus und Aktionismus ständig neue und untaugliche Ideen produziert werden, die letzte Waffenrechtsverschärfung erst einmal gründlich evaluiert wird. Wir haben uns schon vor den Hamburger Ereignissen direkt an die Entscheider gewandt und sind auf verschiedenen Ebenen laufend in persönlichen Gesprächen. Lesen Sie bitte dazu Genaueres im Bericht des Vizepräsidenten Recht. Auch in diesem Zusammenhang bin ich froh, dass sich im Deutschen Bundestag ein fraktions- und parteiübergreifender Parlamentarierkreis gebildet hat, der sich um das Schützenwesen in Deutschland, seine Gestaltung und Probleme kümmern wird. Auch zum Thema „Beschränkung der Nutzung bleihaltiger Munition auf Outdoor-Schießständen“ – unsere Indoor-Stände sind vom aktuellen Verfahren nicht betroffen – haben wir uns mit zahlreichen Einlassungen auf nationaler und europäischer Ebene – unter anderem in Form eines Forderungskatalogs - mit den anderen betroffenen deutschen Verbänden deutlich positioniert und uns Gehör verschafft. Der ursprüngliche Vorschlag der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), der aufgrund von Risiken für die Umwelt und die menschliche Gesundheit ein grundsätzliches Verbot des Verkaufs und der Verwendung bleihaltiger Munition für das Sportschießen und die Jagd vorsah, hat zwischenzeitlich zwar aufgrund unserer Einwände einige Verbesserungen und Veränderungen erfahren. Der aktuelle Beschränkungsvorschlag beinhaltet aber aus der Sicht des Sportschießens nach wie vor eine ganze Reihe von Problemen und Unklarheiten. Besonders kritisch sind die geplanten Beschränkungen bleihaltiger Schrot-Munition auf Flintenständen. Die vorgesehenen Voraussetzungen für die weitere Nutzung sind völlig überzogen, praktisch nicht umsetzbar. Wir haben es hier mit rein technokratischen Vorgaben zu tun, die auf dem sozio-ökonomischen Auge vollkommen blind sind und den gesellschaftlichen Wert des Sports und des Vereinsgeschehens komplett ausblenden. Gerade auch zu diesem Thema sind wir mit Politikern auf nationaler und europäischer Ebene in in tensiven Gesprächen. Und auch hier werden wir im Interesse des Schießsports und unserer Mitglieder nicht nachgeben. Mitgliederentwicklung Ein positives Thema in unserem Verband ist die Mitgliederentwicklung. Zum ersten Mal seit mehreren Jahren haben wir wieder steigende Tendenz. Besonders die Nachwuchsgewinnung nimmt wieder Fahrt auf. Zum Stichtag 31. Dezember 2022 verzeichnet der Deutsche Schützenbund ein Mitgliederplus von 10.785 Schützinnen und Schützen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der DSB um 0,82 Prozent gewachsen. Gerade angesichts der Verluste im Nachwuchsbereich in den beiden Coronajahren ist sicherlich besonders erfreulich, dass es in diesem Bereich bei allen Landesverbänden zu gestiegenen Zahlen kam. So konnten alle Landesverbände zusammen insgesamt über 6.000 neue Mitglieder im Altersbereich bis 20 Jahre gewinnen, das ist ein Mitgliederplus im Nachwuchsbereich gegenüber dem Vorjahr von knapp 5 Prozent. Natürlich sind wir uns im Klaren darüber, dass hier auch gewisse Nachholeffekte nach den Corona-Sperren eine Rolle spielen. Andererseits hatte der Jugendbereich während der Lockdowns aber auch besonders zu leiden. Während der Mitgliederverlust bei den Gesamtzahlen im Vergleich zu anderen Sportverbänden als moderat eingestuft werden konnte, war er im Jugendbereich erheblich. Dort hatte der DSB im Jahr 2021 insgesamt fast 7% an jungen Mitgliedern verloren. Und wir sollten auch die positiven Effekte würdigen, die die vielfältigen flankierenden Aktionen – nicht nur der Deutschen SchützenJugend – bei der Wieder-Öffnung der Schützenhäuser und Schießstätten hatten. Auch ist die Sichtbarkeit des Verbandes und des Sport- und Bogenschießens in den Coronajahren spürbar gewachsen, und das dürfte viel mit digitaler Kommunikation zu tun haben. Nahezu jeder Verein hat heute einen Facebook- und/oder einen Instagramm-Account. Viele unserer Angebote im Sport- und im Bildungsbereich sind heute digital zugänglich, das verringert Barrieren und schont die Umwelt. Unsere beliebte Zeitschrift für Bogenschießen, „Faszination Bogen, kurz FaBo, erscheint seit einem Jahr als Online-Magazin. Die Berichte von Bogensportereignissen und die Beiträge ausgewiesener Experten zu Themen wie Training, Ausrüstung, Medizin, Psychologie und Geschichte des Bogensports sind nach Anmeldung kostenlos einsehbar. Strukturentwicklung und Verbandsbeitrag Ein Punkt, der nicht auf der Tagesordnung der Delegiertenversammlung steht, ist der Strukturprozess. Bereits kurz nach dem Deutschen Schützentag in Frankfurt am Main 2017 hat die vom Präsidium eingesetzte Arbeitsgruppe „Agenda DSB 2025“ damit begonnen, Überlegungen über eine fällige Modernisierung der Verbandsstrukturen anzustellen. Der Grundsatz, dass sämtliche Geschicke des Verbands von der Vorgabe der Verbandszwecke über deren organisatorische und technische Umsetzung bis hin zur finanziellen und rechtlichen Ver-

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