Berichtsheft zum 63. Deutschen Schützentag

26 63. Deutscher Schützentag Berichte Bei aller Gastfreundschaft hatten unsere deutschen Athletinnen und Athleten auch hier nichts zu verschenken und behielten einige Titel und Medaillen für sich. Ein in jeder Hinsicht einzigartiger Wettkampf war der deutschisraelische „Munich 1972 Memorial Cup“, den der Deutsche Schützenbund gemeinsam mit der Israel Shooting Federation am 3. September 2022 zum Gedenken an die Opfer des 50 Jahre zurückliegenden Attentats auf die israelische Olympiamannschaft bei den Spielen von München ausrichtete. Auch der Trainer der israelischen Sportschützen, Kehat Schor, war damals ums Leben gekommen. Wir haben ein Format entwickelt, das es in dieser Form noch nicht gegeben hat und das deutsche und israelische Schützinnen und Schützen aus dem Erwachsenen- und aus dem Nachwuchsbereich nationen- und geschlechtsgemischt und altersübergreifend gegen- und miteinander antreten ließ. Der Freundschaftswettkampf auf der zum großen Teil original erhaltenen Olympiaschießanlage und die damit verbundene Gedenkveranstaltung, bei der auch Angehörige der Opfer, Vertreter des Staates Israel und der Präsident des israelischen Schützenverbands sprachen, war konkrete Umsetzung der olympischen Werte des Sports in die Praxis, gelebte Völkerverständigung und Brückenschlag zwischen den Generationen. Als bleibendes und sichtbares Zeichen werden wir bei den Deutschen Meisterschaften zukünftig die Jugendmeisterin bzw. den Jugendmeister in der Disziplin Kleinkaliber Dreistellungskampf mit dem Kehat-Schor-Gedächtnispreis auszeichnen. Die Idee des Sports als Mittel der Völkerverständigung wird seit den Tagen der völkerrechtswidrigen russischen Aggression gegen die Ukraine und den dadurch verursachten, schrecklichen Krieg mit seinen unzähligen, unschuldigen Opfern auf eine harte Probe gestellt. Wir haben den Angriffskrieg vom ersten Moment an aufs Schärfste verurteilt. Wir begrüßen und unterstützen die Sanktionen der internationalen Sportwelt, die die russischen und belarussischen Athletinnen und Athleten und Funktionäre von internationalen Wettkämpfen zum jetzigen Zeitpunkt ausschließt. Wir begrüßen die restriktive Haltung des Deutschen Olympischen Sportbundes, eine mögliche Wiederzulassung in der Zukunft an sehr strenge Kriterien zu knüpfen. Russland und Belarus dürfen keine Gelegenheit bekommen, die Teilnahme und Erfolge ihrer Sportlerinnen und Sportler bei internationalen Veranstaltungen zu kriegspropagandistischen Zwecken zu missbrauchen. Unsere Gedanken sind bei den Menschen der Ukraine, insbesondere auch bei unseren befreundeten Sport- und Bogenschützen, mit denen wir seit Jahren bei Weltcups oder in der Bundesliga in friedlichem Wettstreit stehen. Eine positive Entwicklung haben wir im Bereich der internationalen Sportpolitik im letzten Jahr entscheidend mitgestaltet. Schon seit längerer Zeit waren wir mit den Entwicklungen beim Internationalen Schießsport-Weltverband, der ISSF, vor allem im Bereich sportfachlicher Fragen, ihrem Wirken nach innen und nach außen und ihren Beziehungen zum IOC nicht mehr zufrieden. Es ging letztlich um die Sicherung des Sportschießens als olympische Disziplin. Beim ISSF-Kongress im letzten November in Sharm el Sheikh konnte sich der von uns unterstützte Kandidat, der Italiener Luciano Rossi, gegen den russischen Amtsinhaber Vladimir Lisin durchsetzen. Neuer ISSF-Generalsekretär ist unser langjähriger Wegbegleiter Willi Grill. Gemeinsam mit der neuen ISSF-Führung können wir uns nun wieder für eine positive Entwicklung des Schießsports einsetzen – und da gibt es einiges zu tun. Waffenrecht und Blei Beim für uns nie enden wollenden Thema Waffenrecht beobachten wir in diesen Tagen, wie sich Geschichte in immer kürzeren Abständen wiederholt. Mit der im September 2020 in Kraft getretenen Dritten Änderung des Waffengesetzes und mit der Umsetzung der EU-Feuerwaffenrichtlinie konnten wir leben, nachdem wir in zähen Verhandlungen noch Änderungen zugunsten unserer Mitglieder hatten durchsetzen können. Nur wenige Wochen vor dem letzten Deutschen Schützentag zauberte dann das BMI ohne jede Absprache mit den Betroffenen einen Referentenentwurf zur angeblichen Verbesserung waffenrechtlicher Personenüberprüfungen zur Erhöhung der inneren Sicherheit aus dem Hut. Dieser war völlig wirklichkeitsfremd und hätte – wäre er entsprechend umgesetzt worden – nicht nur gegen die verfassungsrechtlich garantierten Grundrechte, gegen den ansonsten heiligen Datenschutz und gegen die ärztliche Schweigepflicht verstoßen, sondern darüber hinaus noch ein Bürokratiemonster aufgebaut, das weder in irgendeiner Form praktikabel noch annähernd geeignet gewesen wäre, den Zweck, zu dem es erdacht war, gerecht zu werden. Wir haben gegen diesen absurden und grundrechtswidrigen Versuch aufs schärfste – und letztlich erfolgreich – protestiert. Und wir haben in unserem Wahlaufruf zur Bundestagswahl 2021 dazu aufgefordert, die Haltung der Parteien zur Bewahrung unseres freiheitlichen liberalen Staatswesens, das dem gesetztestreuen Einzelnen Eigenverantwortung zutraut und ihm Raum lässt, sich in seiner Persönlichkeit frei zu entfalten, zu überprüfen. Mittlerweile haben die Razzia gegen die Reichsbürgerszene Ende 2022, die Vorkommnisse in der letzten Silvesternacht und vor allem der schreckliche Amoklauf gegen die Zeugen Jehovas in Hamburg die Diskussion über eine Verschärfung des Waffenrechts wieder aufleben lassen. Den Opfern solch unmenschlicher Taten und deren Angehörigen gilt unser ganzes Mitgefühl. Wir haben als Deutscher Schützenbund in den letzten Jahren keine Gelegenheit verstreichen lassen, Farbe zu bekennen. Wir tun alles, um unseren Sport und unsere Werte gegen Vereinnahmung und Missbrauch durch Extremisten und Wahnsinnige zu schützen. Wir haben Konzepte entwickelt und Aktionen durchgeführt, um unsere Vereine für diese Thematik zu sensibilisieren, ihnen Handlungsanweisungen zur Verfügung zu stellen, in Schulungen vor Ort mit Betroffenen und Funktionsträgern zu diskutieren und im Einzelfall Lösungen zu

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