TOKIO 2020NE

4 TOKIO 2020NE Heiner Gabelmann, Thomas Abel, das Rennen um die Quotenplätze ist mit der Europameisterschaft in Osijek im Sportschießen und dem Bogen-Qualifi- kationsturnier in Paris beendet, der DSB wird mit zwölf statt wie vor fünf Jahren mit 17 Sportlern vertreten sein. Beson- ders schmerzhaft ist die Situation im Gewehrbereich, in dem nur Jolyn Beer die deutschen Farben mit dem Luft- und Freien Gewehr vertreten wird. Warum sind es nicht mehr Schützen geworden, die die Qualifikationshürde übersprun- gen haben? Heiner Gabelmann: Gerade in Osijek ha- ben wir bei den Frauen gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind, denn Jolyn Beer und Amelie Kleinmanns standen im Finale und haben dort gut geschossen. Doch die Italienerin, die den Quoten- platz schließlich geholt hat, war an die- sem Tag einfach zu stark, sie hat besser geschossen als der Beste der Männer. Jetzt müssen wir an die Qualifikation einen Haken machen, aber nehmen mit, dass sich Jolyn im Finale sehr gut ge- fühlt hat. Uns ist wichtig, dass sie schon in der ersten Entscheidung der Spiele insgesamt mit dem Luftgewehr vertre- ten sein wird. Dort kann sie Dampf ab- lassen, ganz am Ende folgt ihre Stamm- disziplin mit dem Freien Gewehr. Sie hat in Osijek die Qualifikation dominiert, sie hat sich in den Finals gegenüber 2019 verbessert, sie hat durchaus Chancen. Allerdings ist kein männlicher DSB-Gewehrschütze dabei. Gabelmann: Unser Bester, Maximilian Dallinger, ist noch sehr jung, ist aber in Osijek nicht so überzeugend aufgetreten wie bei der nationalen Olympia-Quali- fikation. Dabei war er bei der EM lange im Rennen um die Finalplätze, erst im Stehendanschlag mit dem Freien Ge- wehr ist er zurückgefallen. Wir haben insgesamt sehr wenig Nachwuchs, das Teilnehmerfeld für die Deutsche Meister- schaft ist sehr dünn. Wir haben ein neues Konzept entwickelt, das spätestens 2022 umgesetzt werden soll. Dann soll hier im Wiesbadener Bundesstützpunkt speziell mit qualifizierten Trainern eine Gruppe speziell im Luftgewehrbereich beson- ders geschult werden. Damit sollen Qua- lität und Umfang des Trainings erhöht werden. Thomas Abel: Allerdings muss man bei der Neuausrichtung berücksichtigen, dass wir durch die Olympiaverschiebung ein Jahr weniger Zeit haben. Ein klas- sisches nacholympisches Jahr wird es nicht geben, es geht direkt über in die Vorbereitung der Weltmeisterschaften in Russland 2022, wo schon wieder die ersten Quotenplätze vergeben werden. Und wir müssen im deutschen Sport- system immer berücksichtigen, dass wir den dualen Ansatz verfolgen. Wir können also beispielsweise unsere Sportler nicht drei oder vier Monate für Lehrgänge und Wettkämpfe aus ihrem schulischen oder beruflichen Leben herausnehmen. Diese Tatsache setzt uns im Vergleich zu ande- ren Ländern Grenzen. Im Bereich Pistole hat es Carina Wim- mer in Osijek geschafft, wenigstens ei- nen Quotenplatz im Luftdruckschießen zu gewinnen, im Bereich 25 Meter ist der DSB hingegen hervorragend aufgestellt, dort hatten die Sportler die Quotenplät- ze schon frühzeitig gesichert. Wie sind hier die olympischen Aussichten? Gabelmann: Hier haben wir nie Zweifel gehabt, dass wir ein gutes Pistolen-Team nach Tokio schicken werden. Wir können leider einen Startplatz bei der Luftpisto- le Männer nicht besetzen und haben da in Osijek großes Pech gehabt, weil Robin Walter den Startplatz trotz des Gewinns seiner Bronzemedaille verpasst hat. So wird Christian Reitz neben der Disziplin Schnellfeuer auch die Luftpistole und auch das Mixed gemeinsam mit Carina Wimmer bestreiten. Außerdem nimmt Monika Karsch die Doppelstartmöglich- keit mit Sport- und Luftpistole wahr. Mit Carina Wimmer taucht ein neues Gesicht im Team auf. Bei ihr ist die Tendenz wie bei Robin Walter erfreulich. Mit starken INTERVIEW Ein kleines Team mit hohem Medaillenpotenzial Doppel-Interview mit Sportdirektor Heiner Gabelmann und Cheftrainer Thomas Abel vom Deutschen Schützenbund (DSB) Die Teilmannschaft des Deutschen Schützenbundes (DSB) im Sport- und Bogenschießen fällt kleiner aus als noch vor fünf Jahren. Besonders im Bereich Gewehr fehlen die Sportler, die bei dem internationalen Kampf um Olympia-Quotenstartplätze nur einen Erfolg feiern konnten. Ausgerechnet die Gewehrschützen, die in Rio de Janeiro durch Barbara Engleder und Henri Junghänel zwei Goldmedaillen beisteuerten und damit entscheidend beitrugen zum größten DSB-Erfolg in der olympischen Geschichte mit fünf Medaillen – drei Gold und zwei Silber. Dennoch geht das Team optimistisch und voller Ehrgeiz – mit gedämpften, aber dennoch anspruchsvollen Erwartungen – in diese Spiele, die aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie anders als je zuvor sein werden.

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