International

Aller WM-Anfang ist schwer

16.07.2003 00:00

Die ersten Runden in der Einzel-Qualifikation bei den Weltmeisterschaften im Bogenschießen in New York haben für die Vertreter des Deutschen Schützenbundes alles andere als hoffnungsvoll begonnen. Gerade auf den längsten Entfernungen – 90 Meter bei den Herren und 70 Meter bei den Damen – taten sich die Schützinnen und Schützen des DSB schwer, in ihre Wettkämpfe hinein zu kommen.

Einziger wirklicher Lichtblick des heutigen Tages war sicherlich Petra Dortmund (Hamm). Die Weltranglistenerste startete ausgezeichnet in ihre erste Weltmeisterschaft. Im Compoundwettbewerb der Damen zeigte die Westfälin keine Nerven und musste mit 689 Ringen nach Abschluss des ersten Halbprogramms über 70 und 60 Meter, morgen folgen dann noch die beiden Kurzdistanzen 50 und 30 Meter, lediglich Mary Zorn (USA) mit 698 Ringen den Vortritt lassen. Auf Rang drei Amber L. Dawson (USA), die auf 686 Ringe kam. Andrea Weihe (Saalfeld) liegt derzeit mit 667 Ringen auf Platz 33 und Dorith Landesfeind (Felsberg) komplettiert das DSB-Trio in dieser nichtolympischen Disziplin mit 659 Ringen auf Platz 44.

Im Mannschaftswettbewerb führen die Damen aus den Vereinigten Staaten überlegen mit 2062 Ringen vor Frankreich mit 2045 und Finnland mit 2033 Zählern. Deutschland liegt mit 2015 derzeit auf Rang sieben.

Die Compoundherren – immerhin Vizeweltmeister – hatten ihre Probleme mit der ersten Runde. Dies bedeutete letztendlich mit 1967 Ringen den 13. Rang in der Mannschaftswertung, wobei morgen bei kollektiver Steigerung noch ein Vorrücken bis in die Nähe der Plätze sechs bis acht möglich ist. Vorne im Augenblick die USA mit 2046 Ringen vor Frankreich, das auf 2023 Ringe kam und derzeit auf dem Bronzerang Italien mit 2012 Ringen.

In der Einzelwertung war Robert Hesse (Hamm) bester Deutscher mit Rang 32 nach den sechs Passen über 90 Meter und beendete den ersten Tag mit insgesamt 660 Ringen und Platz 31. Stefan Griem (Berlin) steigerte sich auf der kürzeren Entfernung von Platz 64 auf den 41. Rang und konnte in der heutigen Endabrechnung 656 Ringe für sich verbuchen. Markus Groß (Berlin) kam mit 651 Ringen auf den 55. Platz. Ganz vorne Clint Freeman (Australien) mit 685 Ringen vor Dave Cousins und Braden Gellenthien (beide USA), die gemeinsam auf 684 Ringe kamen.

Trainer Falk Thiele zog nach dem ersten Tag eine Bilanz, die sich auf bessere Ergebnisse am morgigen Tag bezieht: „Bei wirklich rekordverdächtigen Bedingungen hat Petra Dortmund ein Superergebnis erzielt. Mit Andrea Weihe bin ich auch zufrieden, sie hat auf ihrem Level geschossen, lediglich Dorith Landesfeind hat bei 70 Meter kräftig geschwächelt, aber morgen ist ja auch noch ein Tag. Auch bei den Herren muss man abwarten, wie sich der Wettbewerb entwickelt. Sicherlich haben wir den Nachteil, dass wir hier nur mit drei Schützen pro Wettbewerb antreten, während andere Nationen vier Sportler in die Einzelwettbewerbe schicken. Dadurch fehlt uns das Streichergebnis. Wir müssen also alle durchziehen, aber ich will mich gar nicht beklagen, denn erst am Ende wird abgerechnet und dann sehen wir, wo wir stehen.“

Völlig korrekt, denn selbst wenn ein Team weiter hinten steht, hat es ja noch in der Direktausscheidung die Chance auf Gold, Silber oder Bronze, denn dann muss der Erste nach der Qualifikation gegen den Sechzehnten antreten, der Zweite gegen den Fünfzehnten usw., wie wir es aus der Tennisrangliste kennen.

Die Mannschafts-Bronzemedaillengewinnerin von Atlanta 1996 und Sydney 2000, Cornelia Pfohl (Berlin) war mit ihren 643 Ringen und dem 25. Platz beste deutsche Schützin im olympischen Recurvebogen. Sie schoss sehr konstant heute und sollte mit Sicherheit ebenso den Cut bei Platz 64 schaffen, wie auch Wiebke Nulle, die mit 632 Ringen nach Hälfte der Qualifikation auf Rang 47 liegt. Auf den kürzeren Distanzen morgen sollten weniger Schwankungen im Feld möglich sein als heute. Barbara Kegelmann (Herten) liegt mit ihren 615 Ringen auf Platz 79 neun Zähler hinter der Ukrainerin Kateryna Palekha, die 64. ist. Knapp hinter Barbara Kegelmann folgt Anja Hitzler (Alfdorf) mit 611 Ringen und dem 83. Platz.

Auf den Plätzen eins und zwei die Koreanerinnen Sung Hyun Park, die auf beide Entfernungen die Bestleistung erzielte, und die Olympiasiegerin Mi Jin Yun, die mit 688 und 676 Ringen das Feld anführen. Natalia Valejewa (Italien) kommt mit 667 Ringen auf Platz drei.

Eine Klasse für sich sind die Koreanerinnen, die mit 2020 Ringen auch die Teamwertung anführen. Exakt 60 Ringe Vorsprung beträgt ihr Vorsprung auf die ringgleichen Schützinnen aus Großbritannien und China, die auf 1960 Ringe kamen. Die deutsche Damenmannschaft auf Platz 15 mit 1890 Ringen und der Hoffnung auf einen besseren zweiten Tag, obwohl Bundestrainer Viktor Bachmann einen interessanten Aspekt in dieser Konstellation sieht: „Wenn es in der Direktausscheidung gegen die Briten gehen sollte, stehen unsere Chance gar nicht mal so schlecht, denn sie waren erst ganz selten so weit oben und ob das nervlich gut geht ? Zumindest haben wir dann eine echte Möglichkeit, weiter zu kommen.“ Ob es allerdings so kommt, bestimmt der morgige Tag.

Auch für die deutschen Herren begann der Wettkampf im Recurvebogen eher schleppend. Vor allem nach der ersten Runde, den 36 Pfeilen auf die 90-Meter Distanz, wurde zunächst erheblicher Boden verloren. Michael Frankenberg (Hagen a.T.W.) war mit 302 Ringen der beste DSB-Teilnehmer. Mit dem Wechsel zur zweiten Distanz des heutigen Tages – 70 Meter waren die Scheiben nun entfernt – stabilisierte sich die Leistung der Deutschen und so konnte am Ende Michael Frankenberg mit 632 Ringen Platz 25, Alexander Fröse (Lützenhausen) mit 631 knapp dahinter den 29. Rang belegen. Jens Pieper (Braunschweig) wird nach der Hälfte der Qualifikation auf Platz 94 mit 601 Ringen notiert und Marcus Müller (Marburg) liegt mit 588 Ringen auf Platz 117.

Yong Ho Jang (Korea) schoss auf die Entfernung von 90 Metern einen neuen Weltrekord, in dem er die alte Bestleistung von 334 auf 337 Ringe steigerte. Er liegt auf Rang eins vor seinen Mannschaftskollegen Young Kwang Choi und Kyung Mo Park, die mit 659 und 653 schon deutlich distanziert sind.

Dementsprechend führen mit insgesamt 1985 und damit fast 70 Ringen Vorsprung – das sind Welten im Bogensport – die koreanischen Herren vor den ringgleichen Teams aus Australien und Italien, die beide auf 1916 Ringe kamen. Die DSB-Auswahl liegt mit 1866 Ringen auf Platz 15, kann sich morgen jedoch noch um ein paar Plätze verbessern, da die vor ihr liegenden Mannschaften noch in Reichweite sind.

Bundestrainer Viktor Bachmann: „Wir haben den Anfang bei 90 Metern verschlafen, mit Verlauf des Wettkampfs lief es aber für uns immer besser. Mit den Leistungen von Michael Frankenberg und Alex Fröse, besonders über die 70-Meter Distanz, bin ich schon zufrieden. Das lässt für morgen hoffen.“

Besonders die Schützen, die zum ersten Mal bei einer Weltmeisterschaft dabei sind, merken die Anspannung. Marcus Müller (Marburg) fühlte dies besonders: „Ich bin unheimlich nervös bei den ersten Schüssen gewesen, als ich dachte, ich hätte keine Knie mehr, so weich waren die. Da merkt man schon, dass hier eine Weltmeisterschaft stattfindet. Das ist anders, als alle anderen Wettkämpfe vorher.“

Das Fazit des ersten WM-Tages kann aus deutscher Sicht nur heißen: Schwer in den Wettkampf gestartet, jedoch noch mit allen Möglichkeiten ausgestattet, die kommenden Tage in New York positiv weiter zu gestalten.

Alle Ergebnisse der Weltmeisterschaften in New York finden Sie hier.