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DSB-Kadersichtungslehrgang: Jolyn Beer übertrifft sich selbst

11.08.2020 08:15

Zum ersten Mal nach der Corona-Zwangspause traf sich die Elite der deutschen Kleinkaliberschützen zum Leistungsvergleich, denn auf der Olympia-Schießanlage in München fand der erste von drei Kadersichtungslehrgängen statt. Eine stach mit ihrer Leistung dabei besonders heraus: Jolyn Beer.

Bild: DSB / Jolyn Beer schraubte mit 1186 Ringen ihre eigene persönliche Bestleistung nach oben.
Bild: DSB / Jolyn Beer schraubte mit 1186 Ringen ihre eigene persönliche Bestleistung nach oben.

Schon in den letzten Wochen zeichnete sich ab, dass Jolyn Beer die Pause gut getan hat. In den sozialen Medien veröffentlichte Beer mehrmals Trainingsergebnisse der Extraklasse. Aber wird ihr das auch im Wettkampf gelingen? „Ich war super nervös, als es losging, weil ich mir selbst Druck von außen gemacht habe, indem ich im Vorfeld meine Trainingsergebnisse gezeigt habe“, erzählt Beer nach ihren beiden 3x40-Programmen, „umso mehr freut es mich, das auch unter Druck umsetzen zu können.“ Mit 1186 erarbeitete sie sich bereits an Tag eins einen enormen Vorsprung auf die Konkurrenz und übertraf damit sogar ihre eigene nationale Bestmarke um zwei Ringe. Ein neuer deutscher Rekord wird es jedoch nicht, denn der Kadersichtungslehrgang ist dafür nicht klassifiziert. Mit 100 Ringen in der letzten Stehend-Serie und insgesamt 1184 Ringen an Tag zwei demonstrierte Beer erneut ihre Top-Form. Die Sportsoldatin zeigte sich sichtlich zufrieden, nachdem sie ihr selbstgestecktes Ziel von einem Schnitt von mindestens 1180 Ringen erreicht hatte: „Ich wollte mein Ergebnis vom Vortag nochmal bestätigen, denn das sollte keine Eintagsfliege sein.“ Statt Zweifel wegen der fehlenden Wettkämpfe strotzt die Olympia-Anwärterin vor neu gewonnenem Selbstvertrauen: „Mir hat die Pause die nötige mental Frische gegeben, noch konsequenter und fokussierter im Wettkampf agieren zu können, da die letzten Jahre mich sehr geschlaucht haben. Das hat einen riesen Anteil an meiner jetzigen Leistung.“

Für eine positive Überraschung sorgte auch Lisa Müller, die sich mit 1178 und 1174 Ringen als erste Verfolgerin von Beer auftat. „Lisa Müller ist nicht im Top-Team, hat aber dennoch für ein Ausrufezeichen gesorgt und wird wohl ein Wörtchen mitreden, wenn es um Weltcupbesetzungen und Quotenplatzturniere im nächsten Jahr geht“, so Sportdirektor Heiner Gabelmann, der sich über die Ergebnisse nach der Corona-Pause erfreut zeigt: „Insgesamt herrscht eine große Leistungsdichte, bei der sich Jolyn Beer deutlich abhebt. Sie hat nichts an ihrer Leistung eingebüßt, genauso wie Colin Fix. Die beiden haben die Zeit genutzt, um an ihrer Technik zu feilen und das hat sich hier gezeigt.“

Ich war super nervös als es losging, weil ich mir selbst Druck von außen gemacht habe.

Jolyn Beer, Top Team Tokio

Der 20-Jährige zeigte, dass er auch bei den Großen gerne ganz vorne ein Wörtchen mitredet. 1174  und 1168 Ringe standen für ihn am Ende zu Buche, womit er sich knapp hinter Spitzenreiter Maximilian Dallinger (1171 + 1176 Ringe) einreihte. „Es fühlt sich gut an, nun wieder Wettkämpfe zu schießen und nicht nur zu trainieren“, berichtet Colin Fix, für den seine Ergebnisse wenig überraschend waren: „Ich wusste von vornherein, dass ich vorne mit dabei bin, wenn ich das schieße, was ich kann.“ Die Leistung blieb auch Gabelmann nicht verborgen: „Zwar hat Maxi Dallinger wieder einmal seine Klasse bewiesen, aber die Jungen wie Max Braun und Colin Fix sind dicht dran, die Lücke zu schließen, die Daniel Brodmeier und Co. hinterlassen haben.“ Dass die Junioren zielstrebig den Weg nach oben anpeilen, zeigte sich bereits bei deren Sichtung in der vergangenen Woche, als Alisa Zirfaß mit 1170 Ringen bei den Juniorinnen überzeugte, dicht gefolgt von Lana Wurster mit 1169 Ringen. Bei den Junioren setzte sich klar Maximilian Ohlenburger mit einem Schnitt von 1161 Ringen an die Spitze.

Für Gabelmann war die Sichtung in München vor allem ein positives Zeichen in Richtung Zukunft, denn wichtig war für ihn, dass trotz der Hygienemaßnahmen ein reibungsloser Wettkampfablauf stattfinden konnte. Zonen wurden errichtet, nur jeder zweite Stand wurde belegt, es galt eine Einbahnregelung zur Waffenkammer und in bestimmten Zonen galt Maskenpflicht. „Es war für uns ein wichtiges Signal in Richtung nationaler Wettkämpfe auf Vereinsebene und der Bundesliga, dass man einen Rahmen gefunden hat, wo Wettkämpfe wieder möglich sind und Sinn machen.“ Bereits in zwei Wochen findet der nächste Leistungstest der Gewehrschützen statt, die Bogen- sowie Flintenelite folgt ebenfalls in den nächsten Wochen mit dem Ziel, dass der nationale Wettkampfbetrieb schön langsam wieder Fahrt aufnimmt.

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