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DSB-Themenwoche: "Als Schütze ist es wichtig, sein Gewicht konstant zu halten!"

26.08.2020 09:13

Gewehrschützin Julia Moser (geb. Simon) ist mit dem Nationalteam normalerweise rund um die Welt unterwegs und trifft auf viele unterschiedliche Essenskulturen. Was sie auf ihren Reisen als Sportlerin beachten muss, warum es wichtig ist, als Schütze sein Gewicht konstant zu halten und wie sie sich selbst während der Wettkämpfe ernährt, verrät sie im Interview.

Bild: DSB / Für Julia Moser ist das Halten des Gewichts wichtig, um das Anschlagsgefühl nicht zu verlieren.
Bild: DSB / Für Julia Moser ist das Halten des Gewichts wichtig, um das Anschlagsgefühl nicht zu verlieren.

Die Nahrung gibt uns die nötige Energie für Höchstleistung. Auf welche Komponenten achtest du bei deiner Wettkampfernährung? Gibt es einen Ernährungsplan?

Moser: „Ich achte vor einem Wettkampf darauf, dass ich nicht nur kurzkettige Kohlenhydrate esse. Die sind schnell verdaut und lassen den Zuckerhaushalt schnell in den Keller fallen, was man bei einem 60-Schuss-Programm nicht brauchen kann. Komplett auf Zucker kann ich aber nicht verzichten. Eine kleine Nachspeise muss sein, sonst fehlt mir irgendwie die Power. Einen genauen Plan gibt es jedoch nicht.“

Viel wichtiger ist es, das Gewicht zu halten, dass sich der Anschlag einfach immer gleich anfühlt und man den Kontakt zu Gewehr und Klamotte immer an den gleichen Punkten spürt.

Julia Moser, Weltcup-Schützin

Ein Wettkampf verbraucht auch viel Energie. Wie sieht deine Verpflegung während eines Wettkampfes aus?

Moser: „Während des Wettkampfes esse ich nichts, ich trinke höchstens Wasser. Ich schieße aber auch kein Kleinkaliber 3x40, wo das wiederum wirklich Sinn macht!“

Ihr seid als Sportler viel im Ausland unterwegs. Dort gilt: Andere Länder, andere Sitten - und anderes Essen. Auf was muss ein Sportler dabei achten?

Moser: „Einfach auf die Basics! Kein Eis, nicht unbedingt Streetfood ein bis zwei Tage vor dem Wettkampf und ein No-Go sind definitiv Eiswürfel und Leitungswasser, sofern wir nicht in Europa unterwegs sind. Außerdem ist es empfehlenswert, sich Müsliriegel und Voll- oder Mehrkornbrot einzupacken, sonst muss man wohl oder übel zwei Wochen Toast- oder Weißbrot essen.“

Gerade als Luftgewehrschützin mit den engen Klamotten merkt man beinahe jedes Gramm Körpergewicht. Wie wichtig ist es, dass man als Sportler sein Gewicht möglichst konstant hält?

Moser: „Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Hat man viel weniger Gewicht, verliert man ganz leicht sein Gefühl. Ist aber das ein oder andere Kilo zu viel drauf, fehlt der nötige Spielraum und man ist wie eingezwängt. Man findet evtl. seinen Einsetzpunkt für den Stützarm schwerer. Zudem wird vor jedem wichtigen Wettkampf natürlich die Überlappung der Schießjacke kontrolliert und muss passen. Ein Versetzen der Knöpfe so kurz vor dem Wettkampf ist sowohl anschlagstechnisch als auch mental nicht förderlich.“

In vielen Sportarten gibt es Gewichtsklassen. Im Schießsport nicht. Gibt es für dich trotzdem eine Art Idealgewicht für Schützen?

Moser: „Ein Idealgewicht für den Sport nicht unbedingt. Viel wichtiger ist es, das Gewicht zu halten, dass sich der Anschlag einfach immer gleich anfühlt und man den Kontakt zu Gewehr und Klamotten immer an den gleichen Punkten spürt. Für mich ist aber Sport im Allgemeinen ganz wichtig, denn die Muskulatur gibt einen hohen Reproduktionswert.“

Manche schwören auf vegane Ernährung, manche auf eine kohlenhydratarme Ernährung. Gibt es etwas, auf was du in deiner täglichen Ernährung als Sportler Wert legst?

Moser: „Nein, tatsächlich überhaupt nicht. Ich esse das, worauf ich Lust habe, versuche mich aber sehr ausgewogen zu ernähren. Und wenn die Hose doch einmal ganz schön eng wird, werden tatsächlich abends eine Zeitlang Kohlenhydrate weggelassen. Mit einem schönen Nebeneffekt: ich schlafe dann viel besser.“

Gibt es noch einen besonderen Ernährungstipp von Schütze zu Schütze?

Moser: „Ich würde vor einem Wettkampf empfehlen, nichts anderes als sonst zu machen bzw. sich nur vor einem Wettkampf besonders gesund ernähren zu wollen. Das heißt konkret, wenn ihr immer Kaffee trinkt, dann lasst ihn auch vor dem Wettkampf nicht weg oder wenn ihr vor Trainingswettkämpfen oder auf Lehrgängen gerne einen Löffel Marmelade oder Nutella esst, dann esst das auch vor dem Wettkampf. Wenn ihr was verändern möchtet oder euch ein Ritual, bezogen auf eure Ernährung vor dem Wettkampf aneignen möchtet, probiert das vorher aus!“

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