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DSB-Themenwoche: Keine Spitzenleistung ohne Flow?

05.08.2020 08:20

Immer wieder wird in der Wissenschaft und unter Sportlern diskutiert, ob ein Flow wirklich dabei hilft, seine letzten Reserven aus sich herauszuholen und im Wettkampf über sich hinauszuwachsen. Ist Spitzenleistung ohne Flow überhaupt möglich? DSB-Sportpsychologe Benjamin Koch betreut die Athleten des Skeet-Nationalkaders bis hin zu den Olympiakandidaten und verrät im Interview, ob der Flow wirklich das Geheimrezept der Sportler ist.

Bild: DSB / Skeet-Schützen wie Vincent Haaga müssen ihre Routinen tausendemal trainieren, um im entscheidenden Wettkampf in einen Flow-Zustand zu kommen.
Bild: DSB / Skeet-Schützen wie Vincent Haaga müssen ihre Routinen tausendemal trainieren, um im entscheidenden Wettkampf in einen Flow-Zustand zu kommen.

Inwieweit beeinflusst ein Flow-Erlebnis die Leistung eines Athleten?

Koch: „Wenn ein Athlet während des Trainings in ein Flow-Erleben kommt, ist er in der Lage, alles um sich herum auszuschalten. Er ruft dabei sein optimales Leistungspotenzial ab und ist somit in vielen Sportarten zu Höchstleistungen fähig.“

Die Herausforderung besteht darin, die Pre-Shot-Routinen so aufzubauen, dass ein Flow-Zustand erreicht werden kann.

Benjamin Koch, DSB-Sportpsychologe

Bekommt der Flow in einer Sportart wie dem Sportschießen, wo die mentale Komponente, Rhythmus und Routinen eine so wesentliche Rolle spielen, eine noch stärkere Bedeutung als in anderen Sportarten?

Koch: „Gerade im hochautomatisierten Schießsport ist es wichtig, dass der Sportler in der Lage ist, einen Flow-Zustand zu erreichen. Er denkt dann nicht mehr nach, sondern fühlt praktisch den Schuss. Die Herausforderung besteht darin, die Pre-Shot-Routinen so aufzubauen, dass ein Flow-Zustand erreicht werden kann.“

Ist eine Spitzenleistung bzw. ein perfekter Wettkampf überhaupt ohne Flow möglich?

Koch: „Es gibt sicher Sportarten und Wettkämpfe, bei denen der Athlet einfach kämpfen muss oder rein mit mentalen Strategien, wie beispielsweise Gedankenstopps, gewinnen kann. Dennoch braucht er ein gutes Gefühl und die optimale Balance zwischen Anforderungen und Fähigkeiten.“  

Ein Flow lässt sich nicht erzwingen. Wie kann ein Sportler es trotzdem trainieren leichter oder schneller in diesen Zustand des Flows zu gelangen?

Koch: „Wie ein Sportler in den Flow-Zustand kommt, ist individuell verschieden. Das hängt vor allem davon ab, welchen Sinneskanal er bevorzugt und muss ausprobiert werden. Manche können sich durch Bilder und Erinnerungen an ganz bestimmte Situationen in den Flow-Zustand zurückversetzen. Manche brauchen ganz bestimmte Musik und andere wiederum körperliche Reize. Imaginationsverfahren und hypnotherapeutische Elemente können hierbei wertvolle Unterstützung bringen. Konkrete Techniken sollten dann in Form von Routinen trainiert und bezüglich der Wirksamkeit nach dem Training oder Wettkampf bewertet werden.“ 

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