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DSB-Themenwoche: Koordination im Verein: Über Herausforderungen in Pandemie-Zeiten

15.01.2021 11:43

Der Bund München ist mit seinen rund 500 Mitgliedern einer der größten Schützenvereine in Deutschland. Traditionsschützen sowie Leistungssportler finden hier ihren Platz. Es gibt viel zu koordinieren für Sportleiter Simon Muschiol, der einen Einblick in die Arbeit des Vereins gibt und erzählt, wie die Pandemie seine Aufgaben verändert hat, aber für was man die Zeit auch nutzen kann.

Bild: DSB / Statt einen Blick auf sein Bundesligateam zu werden, steht Simon Muschiol vor ganz neuen Herausforderungen in seiner Funktion als Sportleiter.
Bild: DSB / Statt einen Blick auf sein Bundesligateam zu werden, steht Simon Muschiol vor ganz neuen Herausforderungen in seiner Funktion als Sportleiter.

Terminanfragen, Ein- und Austritte, die Organisation von Schießtagen oder die Entsorgung von Blei – es gibt zahlreiche Aufgaben, die im Verein koordiniert werden müssen. Simon Muschiol ist Sportleiter und kümmert sich vor allem um die Koordination aller sportlichen Termine, von der Vereinsmeisterschaft bis zur Bundesliga. Die Corona-Pandemie hat natürlich auch seinen Aufgabenbereich verändert. Eigentlich würde er sicher gerade mitfiebern, ob das Team des Bund München ins Bundesligafinale einzieht, stattdessen kümmert er sich nun verstärkt um die wirtschaftliche Seite des Vereins. „Wo fehlen Einnahmen? Wie lässt sich das Geld zusammenhalten?“, sind Fragen, die Muschiol derzeit beschäftigen. Für ihn lassen sich die aktuellen Herausforderungen bisher in verschiedene Phasen einteilen: „Im März war der Verein zu, was uns vor die Herausforderung gestellt hat, erst einmal alles herunterzufahren. Dazu gehörte auch banale Dinge wie z.B. den Kühlschrank auszuräumen.“ Als es wieder erlaubt wurde, auf teilbedachten Ständen schießen zu dürfen, ging die Arbeit im Verein erst richtig los. „Wir haben uns entschlossen, die Dichte der Leute mit Anmeldungen zum Training zu reduzieren, damit jeder nur kommt, wenn er dran ist“, erklärt Muschiol die Maßnahmen des Vereins: „Es wurden klassisch Listen geführt, was viel Aufwand mit sich gebracht hat. Mit dem zweiten Lockdown haben wir den Verein wieder heruntergefahren, und jetzt muss man sich natürlich verstärkt auch um die wirtschaftliche Seite kümmern, denn man hat ja trotzdem Ausgaben, die weiterlaufen.“

Zurücklehnen kommt für ihn aber nicht in Frage, denn gerade jetzt bleibt Zeit, andere Dinge anzugehen: „Das Vereinsleben pausiert in Moment und ist eingefroren, aber die Weiterentwicklung des Vereins kann trotzdem parallel laufen. Man kann sich im Moment nicht treffen und etwas zimmern, aber man kann Vorschläge austauschen, sich neue Schießprogramme überlegen oder an seinem Online-Auftritt arbeiten. Jetzt ist die Zeit dafür. Wir sind gerade dabei, uns eine Möglichkeit zu überlegen, Schussbilder der Wettkämpfe über YouTube zu übertragen und Kameras zu integrieren. Solche Themen kann man jetzt anpacken.“ Neue Trainingseinheiten fürs Jugendtraining, die Erneuerung der Webseite, alles Projekte, die man koordinieren kann, auch ohne dass man sich trifft. Muschiol ist es hier wichtig, als gutes Beispiel voran zu gehen und Engagement auch in schwierigen Zeiten zu zeigen: „Ich glaube, man muss versuchen, einen hohen Begeisterungsgrad vorzuleben. Nicht zu spielen, denn da kommen die Leute irgendwann drauf.“ So sei die Wahrscheinlichkeit auch höher, dass die Vereinsmitglieder mitziehen. Es kommt eben darauf an, Ligaschützen, Vereinsschützen und Meisterschaftsschützen gleichermaßen vorzuleben, dass der Verein wichtig ist und dass der Verein jeden mag, der gerne seinen Sport ausübt“.

Das Vereinsleben pausiert in Moment und ist eingefroren, aber die Weiterentwicklung des Vereins kann trotzdem parallel laufen.

Simon Muschiol, Sportleiter beim Bund München

Wichtig sei für den Sportleiter vor allem auch, Feedback zu erhalten. Gerade in einer Zeit, wo viel über Messenger-Dienste und E-Mails besprochen wird, fehlt oft der direkte Meinungsaustausch, der beim vertrauten Miteinander im Verein entsteht. Man erhält eben oft keine direkte Antwort auf Fragen, die einem im Kopf rumschwirren. „Das zu koordinieren, wie man viele Leute abfragt, ob ihnen was passt oder ob sie da mitmachen oder mitarbeiten würden, das geht nur über Konferenzen, denn auf E-Mails kommt meistens wenig Feedback“, so die Erfahrung des Sportleiters. Umso wichtiger sei es, dass sich die Vorstandschaft - auch während das Vereinsleben stillsteht – regelmäßig austausche. „Wir treffen uns virtuell im Moment auf Grund der Krise sogar öfter, weil es noch mehr zusätzliche Dinge zu besprechen gibt. Sportlich und finanziell. Da gibt es viel aufeinander abzustimmen.“ Es gilt zu jeder Zeit ein Team zu sein. Ein Team, das in guten wie in schlechten Zeiten zusammenhält. Wo sich jeder seiner Aufgabe bewusst ist und alle mithelfen, die Aufgabe, die gerade ansteht, zu bewältigen. „In Vereinen ist meist alles Ehrenamt. Das heißt, es ist unbezahlt oder nur sehr schlecht bezahlt durch eine Aufwandsentschädigung oder einen Benzingutschein“, ist sich Muschiol bewusst und weiß deshalb, worauf es ankommt: „Das heißt, man muss Leute finden, die gerne etwas machen und mit dem Verein verbunden sind und das mittragen, was man vorhat. Wenn man die hat, kann man delegieren und sich darauf verlassen, dass es gemacht wird. Zum Beispiel haben wir jemanden, der gerne draußen ist und sich mit Pflanzen beschäftigt. Der ist bei uns dann für die Zuschnitte und unseren Rasen zuständig, der mal düngt und was einfach gemacht wird, ohne, dass man sich darum kümmern muss.“ Es gilt also nicht nur beim Schießen selbst, die Handlungen aufeinander abzustimmen, damit der perfekte Schuss entsteht, auch im Verein ist die Koordination wichtig, um ein harmonisches Zusammenwirken zu erreichen, das von Erfolg gekrönt ist.

Bild: DSB / Auch wenn beim Bund München in Moment kein Schuss fällt, wird beim Bund München an neuen Ideen gefeilt.
Bild: DSB / Auch wenn beim Bund München in Moment kein Schuss fällt, wird beim Bund München an neuen Ideen gefeilt.

Muschiol hält deshalb auch in Pandemie-Zeiten immer die nächsten vier Wochen fest im Blick und legt sich seinen Plan zurecht, auch wenn er heute noch nicht weiß, ob er morgen noch gültig ist. Es geht eben auch darum, sich der Situation und den Bedingungen ständig anzupassen, kreativ zu handeln und vor allem weiterhin das Ziel vor Augen zu haben – und wenn es noch so weit entfernt scheint. Deshalb lautet sein Credo: „Auch wenn es in Moment andere oder weniger Dinge sind, die es zu koordinieren gilt, sollte man die Motivation aufrecht halten, denn irgendwann ist alles auch wieder vorbei und dann ist die Frage, wie man wieder startet.“

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