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DSB-Themenwoche: Mit dem richtigen Fokus in den Flow - Eine Übung

06.08.2020 08:42

Die volle Konzentration auf eine Sache ist die Grundlage für ein Flow-Erlebnis. Einfach zu seinem Sportler zu sagen „Konzentrier dich!“ ist noch nicht die Lösung, denn dabei fehlt ihm eine wesentliche Information, nämlich auf was er sich eigentlich konzentrieren soll. Deshalb ist es wichtig die verschiedenen Ausrichtungen der Konzentration zu kennen und diese bewusst anzusteuern, damit man die unterschiedlichen Varianten im richtigen Moment nutzen kann. Wie man dies trainieren kann, zeigt eine Übung.

Bild: DSB / Spitzenathletinnen wie Doreen Vennekamp müssen in Finals schnell zwischen den unterschiedlichen Fokus-Ausrichtungen hin und er springen können.
Bild: DSB / Spitzenathletinnen wie Doreen Vennekamp müssen in Finals schnell zwischen den unterschiedlichen Fokus-Ausrichtungen hin und er springen können.

Man kann die Ausrichtung der Konzentration in vier Dimensionen unterteilen:

  • weit
  • eng
  • außen
  • innen

Um sich dies besser zu visualisieren, kann man sich seine Konzentration als Scheinwerfer vorstellen. Fokussiert man mit dem Scheinwerfer einen nahen Punkt, wird der Lichtkegel ganz eng und man beleuchtet nur einen kleinen Teil, richtet man den Scheinwerfer in die Ferne, wird die Umgebung ebenfalls erhellt und der Radius weitet sich.

Eine enge Scheinwerferstellung im Sport könnte sein, wenn man sich lediglich auf den Abzugsvorgang oder sein Gleichgewicht konzentriert. Eine weite Scheinwerfervorstellung kann z.B. sein, wenn man sich auf die Scheibe oder die Windfahnen konzentriert.

Bild: Matthias Holderried voll fokussiert beim Weltcup in München.
Bild: Matthias Holderried voll fokussiert beim Weltcup in München.

Ist der Scheinwerfer nach außen gestellt, nimmt man die Umgebung war. Das können Jury-Kommandos sein, Zuschauer oder Ergebnisverkündungen. Richtet sich der Scheinwerfer nach innen, stehen die eigenen Gedanken und man selbst im Vordergrund. Das kann sein, wenn man sein eigenes Herz schnell schlagen hört oder man versucht negative Gedanken in positive umzuwandeln.

Wenn man diese vier Formen nun kombiniert, landet man bei vier unterschiedlichen Arten der Fokusausrichtung:

  • innen & eng
  • außen & eng
  • innen & weit
  • außen & weit

Als kleine Vorübung können Beispiele aus dem Sport für jede der Richtungen gesammelt werden. Wichtig ist dabei auch zu überlegen in welcher Situation welche Ausrichtung sinnvoll und hilfreich ist. Nun ist es Zeit zu üben!

Weit-außen: Lassen Sie die Sportler die Umgebung wahrnehmen, welche Farben, Gerüche und Geräusche herrschen vor. Die Sportler sollen sich einen kompletten Blick der Sportstätte verschaffen, ohne sich auf Details zu fokussieren. Bei geschlossenen Augen soll anschließend noch einmal alles in Erinnerung gerufen werden.

Weit- innen: Kreisen Sie die Arme in zwei Richtungen, während Sie mit einem Fuß eine Acht vor sich zeichnen. Je besser man den Fokus auf weit-innen richten kann, desto weniger Gleichgewichtsschwankungen wird man haben.

Eng-außen: Richten Sie den Blick starr auf Ihre Zielscheibe aus und blenden Sie alles drum herum aus. Sollten dennoch Gedanken aufkommen, kann man sich vorstellen diese einen Fluss hinunterfließen zu lassen oder sie in eine Schublade zu stecken, um sie später wieder herauszuholen.

Eng-innen: Um die Konzentration eng-innen zu trainieren hilft es, sich lediglich auf seine eigene Atmung zu konzentrieren. Es geht darum sie fließen zu lassen ohne abzuschweifen. Es kann helfen, sich dabei z.B. Schusswerte vorzusagen, um zu kontrollieren, ob man noch bei der Sache ist oder mit den Gedanken bereits ganz wo anders.

Im Anschluss sollten die Erfahrungen der Sportler gemeinsam ausgetauscht und reflektiert werden.

Je öfter man die Ausrichtung trainiert, desto besser wird es funktionieren in entscheidenden Situationen die beste Fokusausrichtung zu wählen. Wer beispielsweise in einem Finale steht, muss sich schnell von der Startansage wieder auf seinen Zielvorgang konzentrieren und vielleicht ein besonderes Augenmerk auf die Entspannung der Schulter legen, ohne dabei vom Rhythmus der Mitstreiter oder der Zuschauer abgelenkt zu werden. Je besser dieser Wechsel gelingt, desto besser kommt man eben am Ende auch in seinen Flow.

Hinweis: Übung in Anlehnung an Engbert, K., Droste, A., Werts, T. und Zier, E. (2011). Mentales Training im Leistungssport. Ein Übungsbuch für den Schüler- und Jugendbereich. Stuttgart: Neuer Sportverlag.

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