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Ein Freund des Deutschen Schützenbundes – Zum Tod von Prof. Walther Tröger

06.01.2021 14:49

Der deutsche Sport trauert in diesen Tagen um eine seiner bedeutendsten und profiliertesten Persönlichkeiten. Prof. Walther Tröger, der langjährige Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK) und Ehrenmitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), starb am 30. Dezember 2020 im Alter von 91 Jahren in Frankfurt am Main.

Foto: Harald Strier/Prof. Walther Tröger im Jahr 2013 bei seiner Festrede für das Deutsche Schützenmuseum auf Schloss Callenberg.
Foto: Harald Strier/Prof. Walther Tröger im Jahr 2013 bei seiner Festrede für das Deutsche Schützenmuseum auf Schloss Callenberg.

Tröger gestaltete wie kein anderer seit Mitte der 1950er Jahre in unterschiedlichen ehren- und hauptamtlichen Funktionen wegweisende Entwicklungen im deutschen und internationalen Sport und prägte besonders die olympische Bewegung nachhaltig.

Zu den Schützinnen und Schützen hatte Walther Tröger ein ganz besonderes Verhältnis. Mit dem früheren DSB-Präsidenten Georg von Opel unterhielt er nicht nur als Sportfunktionär eine fachlich gedeihliche Beziehung, seit er 1961 als Abteilungsleiter zum Deutschen Sportbund kam und gleichzeitig Geschäftsführer des NOK wurde. Die beiden verband bald auch eine enge persönliche Freundschaft, der Tröger auch noch im Jahr 2012 treu blieb, als er die Familie Opel bei ihrem ganztägigen Aufenthalt in der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Schützenbundes in Wiesbaden zu Feierlichkeiten anlässlich des 100sten Geburtstags des 1971 im Amt verstorbenen DSB-Präsidenten begleitete. Es war Walther Trögers letzter Besuch in der DSB-Bundesgeschäftsstelle.

Nicht nur sein unvergleichliches Engagement für die Einrichtungen des Sports war die hervorstechende Eigenschaft Walther Trögers sondern besonders auch seine für einen Spitzenfunktionär außergewöhnliche, menschliche Nähe zu den Aktiven, den Sportlerinnen und Sportlern. Dass ihnen insbesondere seine Sorge galt, durften auch die Delegationen des Deutschen Schützenbundes erfahren, seit Tröger die deutschen Olympiamannschaften erstmals im Jahr 1964 zu den Spielen in Tokio als Organisationsleiter, später mehrere Jahrzehnte lang als Chef de Mission, begleitete. Das begründete Freundschaften zu zahlreichen DSB-Sportlerinnen und Sportlern, an die Tröger im Jahr 2013 im Deutschen Schützenmuseum auf Schloss Callenberg/Coburg lebhaft und beinahe liebevoll erinnerte. Etwa an „seinen Freund“, wie er sich ausdrückte, Konrad Wirnhier, dem Skeet-Olympiasieger von 1972, den er besucht und der für ihn einen Wettkampf improvisiert habe, bei dem er 14 von 18 Wurfscheiben traf. Dabei sei er sich bewusst gewesen, dass seine Versuche mit dem eigentlichen Schießsport nichts zu tun gehabt hätten. Weil – und das spiegelt seinen nicht nur bekundeten sondern ehrlich und offen praktizierten Respekt zu den Aktiven – „weil ich meine Achtung vor der Leistung meiner – das heißt der von mir betreuten – Olympiamannschaften und meiner Freunde im Schießsport vor allem mit Hinblick auf die Kondition und die Dauer des Wettbewerbs nie verloren habe“.

Walther Trögers Festrede bei der Eröffnung des letzten Einrichtungsabschnitts im Deutschen Schützenmuseum 2013 sollte auch eine Verneigung vor einem weiteren Freund sein, dem früheren DSB-Präsidenten Josef Ambacher, dem Gründer des Museums, den er 1999 als Schatzmeister ins Präsidium des NOK geholt hatte und der noch nicht lange verstorben war.

Bei unzähligen Schießsportveranstaltungen des Deutschen Schützenbundes war Walther Tröger zu Gast, regelmäßig zählte er zu den Besuchern der Deutschen Schützentage, zuletzt 2017 beim 60. Deutschen Schützentag in Frankfurt am Main und beim Festakt in der Paulskirche. In seinem Dankschreiben erneuerte Tröger sein altes Versprechen, die Kette, die ihm die Schützen bei den Olympischen Spielen von 1972 in München für sein Amt als Bürgermeister des Olympischen Dorfes überreicht hatten, dem Deutschen Schützenmuseum als Ausstellungsstück mit dem Ausdruck einer alten und festen Verbundenheit zu überlassen, „sobald ich sie in meiner Sammlung ausfindig gemacht habe“.

„Walther Tröger hat unsere Sportlerinnen und Sportler zeitlebens nach Kräften unterstützt“, sagte DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels in einer Würdigung des Verstorbenen. „Er war für uns nicht nur ein verlässlicher Partner sondern auch ein kraftvoller Förderer. Er stand immer zu den Leistungen der Sportschützinnen und Schützen und zum Deutschen Schützenbund – nicht hinter vorgehaltener Hand sondern demonstrativ und coram publico in aller Öffentlichkeit. Wir haben mit Walther Tröger einen guten Freund und einen großartigen Menschen verloren. Der Deutsche Schützenbund wird Walther Tröger stets in dankbarer Erinnerung behalten“.