International

„Immer diese Koreaner“

16.07.2003 00:00

Dieser Ausspruch ist inzwischen im Bogenschießen Legende. „Immer diese Koreaner“ war während der letzten fast zwanzig Jahren regelmäßig zu hören, wenn wieder einmal eine Athletin oder ein Athlet aus dem „Land der Morgenstille“ die Goldmedaille oder den Weltmeistertitel der auf Grund des Leistungsunterschied fast hilflosen Konkurrenz weg geschnappt hat.

 

Wie ist diese Differenz zwischen den Koreanern und dem Rest der Welt am besten zu umschreiben ? Versuchen wir es einmal so: Mi Jin Yun, die amtierende Olympiasiegerin von Sydney 2000, war noch nicht geboren, als zum letzten Mal eine Nicht-Koreanerin die olympische Goldmedaille gewonnen hat. Noch Fragen ?

Seit dem ersten Auftreten eines koreanischen Teams im Bogenschießen sammelten die Damen aus Korea neun olympische Titel in Folge, eine Erfolgsgeschichte, die höchsten mit der amerikanischen Übermacht im Schwimmen oder der deutschen Dominanz im Dressurreiten zu vergleichen ist.

Auch bei Weltmeisterschaften brillierten die Damen aus Fernost. Seit 1989 in Lausanne (Schweiz) gewannen sie alle Titel mit einer Ausnahme. 1995 durchbrach Natalia Valejewa (Italien), die damals noch für ihr Heimatland Moldawien startete, die Medaillenphalanx der sieggewohnten Koreanerinnen.

Auch hier in New York will Mi Jin Yun, die erst 17 Jahre alt war, als sie vor drei Jahren auf dem Fünften Kontinent das Gold im Einzel- und im Mannschaftswettbewerb gewann, zusammen mit ihren Teamkolleginnen Sung Hyun Park, der amtierenden Weltmeisterin, Hyun Jung Lee und Mi Kyung Park natürlich den Titel nach Korea mitnehmen.

Aber nicht nur die Damen, auch die koreanischen Herren sind im Bogenschießen eine Macht. Sie sind die amtierenden Olympiasieger und Weltmeister im Mannschaftswettbewerb und gewannen zwei von drei Medaillen bei den letzten Welttitelkämpfen 2001 in Peking (China). Darüber hinaus ließen sie seit 1993 keine andere Nation im Einzelwettbewerb auf das höchste Medaillentreppchen.

Kyung Mo Park, der Weltmeister von 1993 und Bronzemedaillist von Sydney, dazu Yong Ho Jang, Mannschaftsolympiasieger von 2000, und die beiden Bogen-Teenager Young Kwang Choi, 18 Jahre alt, sowie Dong Hyun Im, gerade einmal 17 Jahre geworden, werden in den nächsten Tagen hier im Van Courtlandt Park und dann sicherlich in den Finals im Central Park für Furore sorgen.

Erstaunlich ist, dass die Koreaner sich bisher nur auf die olympische Disziplin Recurvebogen beschränken. Im Compoundwettbewerb geht weder bei den Damen noch bei den Herren ein Teilnehmer aus Korea an den Start. Doch auch das soll sich ändern. Falk Thiele (Kassel), der deutsche Coach bildete vor wenigen Wochen den ersten koreanischen Bogenschützen in Nordhessen aus und erhielt auch schon eine Einladung für einen Lehrgang in Korea. Na, dann wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis Dae Han Min Kuk, wie Korea in der Landessprache heißt, auch hier das Edelmetall einheimsen wird.