Bundesliga

Angstgegner zum Saisonauftakt

12.10.2005 00:00

Die Königlich priviligierte Hauptschützengesellschaft von 1406 aus München ist sicherlich einer der ältesten Schützenvereine in Deutschland. Die „HSG“, wie sie im Volksmund auch genannt wird, ist darüber hinaus auch einer der erfolgreichsten Clubs. Sportliches Aushängeschild des Vereins ist die international erfolgreichste deutsche Schützin der letzten Jahre, Sonja Pfeilschifter (Foto).

 

Mit ihr, dem Nationalkadermitglied Ferdinand Stipberger sowie den beiden ausländischen Schützen Thomas Farnik (Österreich) und Neuzugang Rajmond Debevec (Slowenien), die sich bei den Einsätzen je nach Terminlage abwechseln, hat der Verein aus dem Münchner Stadtteil Obersendling ein starkes Gerüst, das in diesem Jahr durch die weiteren Neuverpflichtungen Rebecca Frank vom Lokalrivalen Der Bund und Sebastian Moises von der SSG Dynamit Fürth noch bundsligaerfahrene Mannschaftspfeiler hinzubekommen hat.

Nach dem wechselvollen Verlauf der letzten Wettkampfzeiten, selbst ein Abstieg in die Regionalliga musste verkraftet werden, stehen die Zeichen vor der kommenden neunten Saison in der Bundesliga Luftgewehr für den Traditionsverein auf Angriff.

„Ich weiß manchmal nicht, wie ich mir das Phänomen erklären soll“, so Vereinschef Gottfried Kustermann, „aber wenn man sich die Ergebnisse der Vergangenheit in der Bundesliga betrachtet, so bekommt man den Eindruck, dass alle Mannschaften, wenn es gegen die HSG München geht, besonders motiviert sind. Das zieht sich schon Jahre durch und ist vergleichbar im Fußball mit dem FC Bayern.

Wir waren auch das Team, das am meisten knapp mit 2:3 und oft auch erst im Stechschuss die Partien verloren hat. Vorne waren wir meistens sehr stark, aber auf den hinteren Positionen, da fehlten uns oft im entscheidenden Moment die notwendigen Pluspunkte. Erklärbar ist dies dadurch, dass wir immer bewusst auf den Nachwuchs gesetzt haben. Wir wollten und wollen junge Schützinnen und Schützen in das Team integrieren, weil sie sich im Training so engagiert zeigen und auch das Potential für die höchste deutsche Mannschaftsklasse haben. Doch wenn man im Bundesligawettkampf auf dem Stand steht, weht ein anderer Wind. Das kann man im Training kaum simulieren.

Trotzdem bleibt meine Philosophie, dass wir den Nachwuchs einsetzen, über eine lange Zeit fördern und auch zu ihm halten, wenn es mal nicht so läuft. Man darf die jungen Schützen nicht verheizen, sondern muss sie behutsam aufbauen. In den vergangenen Jahren hatten wir oft nur fünf Schützen mit Bundesliganiveau und uns hat das Reservoir gefehlt. Deswegen sind wir sogar abgestiegen.

Um uns aber in der Bundesliga behaupten zu können, müssen wir nicht nur vorne stark sein, sondern müssen auf allen Positionen punkten. Ich glaube aber, dass wir für die kommende Wettkampfzeit mit unserem starken Stamm und mit den Neuzugängen, ergänzt durch unsere guten Eigengewächse, ausreichend gerüstet sind, um zumindest nach dem Ende der Vorrunde das Finale in Waldkraiburg zu erreichen.

Mit Rajmond Debevec (Foto) haben wir jetzt einen Schützen in der Mannschaft, mit dem uns eine langjährige Freundschaft verbindet. Er wollte schon vor vielen Jahren zu uns kommen, doch scheiterte es an dem höheren Angebot unseres Mitbewerbers. Ich hätte damals finanziell zwar mithalten können, aber unsere Finanzpolitik in Sachen Bundesliga hat ihre Grenzen, über die ich im Sinne unserer Gesellschaft nicht hinausgehe. Wir haben uns mit Rajmond jetzt in diesem Jahr anlässlich der IWA in Nürnberg getroffen und er machte uns das Angebot zu kommen, wenn Tom Farnik einmal terminlich ausfällt. Dieses Angebot habe ich natürlich gerne angenommen.“

Gottfried Kustermann, selbst zehnfacher Weltmeister, vierzehnmaliger Europameister und mit 44 nationalen Einzelmeistertiteln mit dem Gewehr ausgezeichnet, weiß die Chancen seines Teams natürlich bestens einzuschätzen: „Wir haben nun zehn Bundesligaschützen und können beliebig durchwechseln. Das ist ein großer Vorteil für uns. Mit dieser Mannschaft kann man nur ein Ziel haben und das heißt Bundesligafinale, alles andere wäre unglaubhaft.

Wenn Prittlbach mit der ersten Mannschaft durchschießen kann, sind sie sehr stark, gleiches gilt für den Bund für den SV Affalterbach. Aber auch die anderen Konkurrenten in der Gruppe mit Brigachtal oder Fürth sind stark zu beachten. Ich glaube in der Südgruppe kann jeder jeden schlagen. Das wird eine ganz heiße Saison in der die Mannschaften alles geben müssen.“

Dem Auftakt jedoch sieht Gottfried Kustermann ein wenig skeptisch entgegen: „Am ersten Wochenende treffen wir mit Prittlbach und vor allem mit Waldkraiburg ausgerechnet auf unsere Angstgegner. Im Abstiegsjahr war es Waldkraiburg, das uns den entscheidenden Stoß versetzt hat. Gegen die haben wir in der Vergangenheit immer schlecht ausgesehen und oft auch völlig überraschend verloren. Aber wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und daher gehen wir guten Mutes in die ersten Partien hinein.“

Wegen eines internationalen Einsatzes wird Thomas Farnik die Münchner nicht nach Waldkraiburg begleiten können und der HSG bei den wichtigen Auftaktaktpartien fehlen. Die Teilnahme von Rajmond Debevec ist aber auch noch nicht gesichert, so dass die HSG München möglicherweise sogar ganz ohne Beistand aus dem Ausland antreten muss.

Ausführliche Informationen rund um die Bundesligasaison 2005/2006 finden Sie hier.