Europameisterschaften

Aus von Christian Reitz lässt Medaillenträume platzen

22.07.2009 14:36

Der Ausfall von Christian Reitz im Einzelwettbewerb Schnellfeuerpistole hat bei den Europameisterschaften in Osijek (Kroatien) auch die Hoffnungen von einer sicheren Mannschaftsmedaille für den Deutschen Schützenbund in dieser Disziplin platzen lassen. Ralf Schumann (Stockheim/Foto) stand im Einzelfinale dieses Wettbewerbs und wurde am Ende mit 779,4 Ringen (Vorkampf 581/Finale 197,4) Fünfter.

 

Für Christian Reitz, gestern nach dem ersten Halbprogramm Zweiter mit 296 Ringen, war das zweite Halbprogramm heute der reine Albtraum. Nachdem, seiner Auffassung nach, die Zeit von exakt einer Minute zwischen der Ladeaufforderung und dem Startsignal gleich bei der ersten Serie über acht Sekunden überschritten wurde, meldete der Weltrekordhalter Protest an und schoss diese Serie nicht mit. 

Die Jury jedoch lehnte diesen Protest mit 2:1 Stimmen ab, sie war der Meinung, die Zeit wäre exakt eingehalten worden. Anstatt aber nun den jungen Deutschen diese Serie nachschießen zu lassen, wie es regelgerecht gewesen wäre, wurde der Wettkampf ohne weitere Unterbrechung fortgeführt. Ein klarer Regelverstoß gegen den die deutsche Mannschaftsleitung Protest eingelegt hätte. 

In dieser schon emotional aufgeheizten Phase unterlief dann jedoch Christian Reitz (Foto) in der ersten Serie über vier Sekunden ein Waffenfehler, den er glaubte, sofort beheben zu können. Er nahm keine Auszeit, die ihm zugestanden hätte, um vielleicht ein Teil der Waffe oder sogar die Waffe komplett auszuwechseln und mit der Ersatzwaffe weiter zu schießen. Gleich in der nächsten Serie passierte dann die zweite technische Störung, ein Bruch des Schlagbolzens (Foto), und damit war der 22-Jährige aus dem Rennen. 

Noch lange nach dem Wettkampf kochten die Emotionen im deutschen Lager hoch. Bundestrainer Peter Kraneis versuchte ein sachliches Fazit: „Es ist einiges nicht optimal gelaufen, um es nüchtern auszudrücken. Das Problem war eine falsche Juryentscheidung bei der ersten Serie. Wenn ein Schütze mit einer derartigen Entscheidung seinen Wettkampf fortführt, ist klar, in welchem emotionalen Zustand er ist. Dass er dann nach dem Waffendefekt vielleicht etwas vorschnell eine Entscheidung trifft, sofort weiter zu schießen, muss man unter diesen Umständen absolut verstehen. 

Bei der Schnellfeuerpistole kann immer einmal eine Waffenstörung auftreten. Daran haben sich die Schützen schon gewöhnt. Aber natürlich war das kein normaler Wettkampf mehr, deshalb war vielleicht die Entscheidung, den Hülsenklemmer mit ein wenig Öl zu beheben, falsch. Aber den Fehler, um ganz ehrlich zu sein, haben auch wir mitzuverantworten. Wir hätten als Trainer einschreiten und eine Auszeit nehmen sollen, um ihm zu raten, die Waffe zu wechseln. Fazit: Die erste Fehlentscheidung kam von der Jury, die zweite von uns.“ 

Durch den Ausfall von Christian Reitz war die deutsche Mannschaft aus dem Rennen um die Medaillen. Es siegte Tschechien (1736 Ringe) vor Russland (1736 Ringe) und der Ukraine (1734 Ringe). Die Entscheidung um Gold fiel bei Ringgleichheit mit 57:47 Innenzehner für die Tschechen.

Christian Reitz im Rückblick: „Ich hatte schon in allen möglichen Wettkämpfen eine Waffenstörung, da nimmt man das einfach hin, man muss damit rechnen. Meiner Ansicht war der erste Defekt etwas ziemlich Simples. Die Patrone wurde einfach nicht zugeführt, der Verschluss war noch offen. Wir hatten dann abgesprochen, dass ich ein wenig Öl darauf träufele und dann sollte das Ganze eigentlich behoben sein. Es waren ja nur noch zwei Serien. Als ich nach der zweiten Störung den Verschluss öffnete, kam mir ein Stück vom Schlagbolzen entgegen. 

Im Nachhinein, da ist man immer klüger, wäre es vielleicht besser gewesen, die Waffe auszutauschen, aber durch die Vorfälle zu Beginn des Halbprogramms, als man mir die Gelegenheit zum nachschießen verweigerte, war ich selbst so emotional aufgeladen, dass ich nicht ruhig entscheiden konnte.“ 

Im Einzelwettbewerb ging Jorge Llames (Spanien) mit 586 Ringen als Führender nach dem Vorkampf ins Finale der besten Sechs. Dahinter Thibaut Sauvage (Frankreich) mit 584 Ringen und Michail Nestrujew (Russland) mit 583 Ringen. Nur zwei Ringe dahinter war für Ralf Schumann natürlich noch die Medaillenchance da. 

Doch nach einer ersten Finalserie von 48,6 lag der Seriensieger der letzten 20 Jahre in dieser Disziplin auf Platz sechs. Eine 50,2 und eine 47,9 brachten keine Verbesserung. Erst als er in der letzten Serie mit 51,7 sein wahres Können zeigte, verbesserte er sich zurück auf Platz fünf, konnte aber die vor ihm platzierten Schützen nich mehr in Bedrängnis bringen.

Jorge Llames siegte schließlich mit 786,7 Ringen (Vorkampf 586/Finale 200,7) vor Michail Nestrujew mit 785,4 Zählern (Vorkampf 583Ffinale 202,4) und vor Riccardo Mazzetti (Italien), der sich im Finale von Position sechs nach vorne schoss und mit 780,8 Ringen (Vorkampf 580/Finale 200,8) Bronze gewann. Marco Spangenberg (Oberwallmenach) schoss einen ordentlichen Wettkampf und wurde mit 579 Ringen auf dem zehnten Platz notiert. 

„Für mich war es ein eher mittelmäßiges Finale", so Ralf Schumann nach dem Finale, "ich bin froh darüber, überhaupt hier ins Finale gekommen zu sein, denn so wenige Serien wie in diesem Jahr habe ich selten geschossen, dadurch ist die Stabilität in den Abläufen einfach nicht da. Ich hatte Anfang dieses Jahres Probleme mit der Schulter, musste vorsichtig in diese Saison gehen, um die Schulter nicht wieder zu überlasten und konnte nur minimalste Schusszahlen absolvieren. Dafür ist mein Abschneiden hier für mich zufrieden stellend.“ 

Für die Juniorenmannschaft des Deutschen Schützenbundes gab es dagegen ein Erfolgserlebnis mit der nichtolympischen Standardpistole. Das DSB-Team belegte in der Besetzung Tobias Hehn (Thulba), Andreas Heise (Wiggensbach/Foto) und Gregor Lütkevedder (Paderborn) hinter dem neuen Europameister Schweiz (1666 Ringe) und Russland (1649 Ringe) mit 1639 Zählern den dritten Rang und gewann die Bronzemedaille. 

Neuer Europameister im Einzelwettbewerb wurde Lukas Grunder (Schweiz/570 Ringe) vor Kirilo Soiko (Ukraine/560 Ringe) und Alexander Alifirenko (Russland/559 Ringe), der schon mit der olympischen Schnellfeuerpistole bei den Junioren den Titel holte. 

Tobias Hehn wurde mit 557 Ringen Fünfter, Andreas Heise belegte mit 551 Ringen den zehnten Platz und Gregor Lütkevedder kam auf Platz 22 mit 531 Zählern. 

„Für unsere drei jungen Schützen war es die erste Europameisterschaft, bei der sie in der Disziplin Standardpistole teilgenommen haben“, bilanzierte Nachwuchs-Bundestrainerin Bärbel Georgi den Wettkampf ihrer Junioren, „wir schießen zuhause ja nicht Standardpistole, auch nicht im Training des Bundeskaders. Sie schießen es eventuell mal zuhause im heimischen Schützenverein, aber auch da nur dosiert. Tobias Hehn und Andreas Heise haben heute eine gute Leistung gezeigt und auch Gregor Lütkevedder kann eigentlich an die 550 Ringe oder knapp drüber schießen. Mit dem dritten Platz haben sie sich auf jeden Fall eine gute Mannschaftsplatzierung geholt, mit der ich zufrieden bin.“ 

Foto 1 in Originalgröße.

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