International

Barbara Lechner Europameisterin 2005 im Luftgewehr

05.03.2005 00:00

Nach einem dramatischen Finale gewann Barbara Lechner (Krün/Klais/Foto Mitte) mit 502,1 Ringen bei den Europameisterschaften für Luftdruckwaffen in Tallinn (Estland) die Goldmedaille im Luftgewehr der Damen. Zweite wurde Ljubow Galkina (Russland/Foto links) mit 501,8 Ringen vor Agnieszka Staron (Polen/Foto rechts), die mit 500,7 Ringen die Bronzemedaille gewinnen konnte.

Mit phantastischen 400 Ringen, damit eingestelltem Welt- und Europarekord sowie neuem Deutschen Rekord war Barbara Lechner (Krün/Klais) heute Nachmittag als Führende in das Finale des Luftgewehrs der Damen gegangen.

Nach dem vierten Finalschuss konnte die Polin Agnieszka Staron, die als Zweite aus dem Vorkampf mit 399 Ringen nur einen Zähler hinter der Deutschen lag, an Barbara Lechner vorbeiziehen und ihren Vorsprung von Schuss zu Schuss bis auf 0,7 Zehntelringe ausbauen.

Barbara Lechner schoss ein gutes Finale, aber bis zum siebten Schuss fehlten die hohen Zehnerwerte, während die anderen Schützinnen, wie zum Beispiel die Olympiasiegerin von 1996 in Atlanta, Renata Mauer-Rozanska (Polen), und die Olympiasiegerin von 2004 in Athen mit dem Sportgewehr, Ljubow Galkina, mit glänzenden Leistungen immer näher an die junge Bundeswehrangehörige herankamen.

Im siebten Schuss jedoch schlug Barbara Lechner zurück. Mit einer 10,7 gegenüber einer 9,4 der Polin rückte sie die alten Verhältnisse wieder zurecht und übernahm die Spitze, die sie nach einer Serie von 10,0, 10,6 und 10,1 auch nicht mehr hergab.

„Ich habe während des Wettkampfs schon gedacht, dass ich weiter zurück liegen würde. Ich habe immer nur 10,5 und 10,6 gehört, aber ausschließlich von den anderen Ständen, da habe ich gar nicht mehr mit dem Titel gerechnet. Nach dem zehnten Schuss habe ich zu Beate Gauß nach hinten geschaut und die hat den Daumen in die Höhe gestreckt. Zur Sicherheit dann noch mal der Blick zum Trainer, der mir dann die letzte Gewissheit gegeben hat. Danach bin ich vor Freude fast ausgeflippt“, so die strahlende Europameisterin nach dem Finale.

Die 22-jährige Bayerin schoss ihren Vorkampf recht zügig durch und während die meisten ihrer Kontrahentinnen im Augenblick noch auf dem Schießstand standen, konnte sich Barbara Lechner schon mit Weltrekordergebnis auf die Endrunde vorbereiten.

"Das war der absolute Hammer", sagte die neue Mitinhaberin des Weltrekords nach dem Vorkampf, "ab der dritten Serie habe ich auf die Neun gewartet, aber sie kam nicht. Ich bin in den letzten Wochen super drauf und wenn man bedenkt, dass man unter diesen Bedingungen hier bei einer Europameisterschaft normalerweise zwei Ringe weniger als normal schießt, ist dieses Ergebnis phantastisch."

Beate Gauß (Ammerbuch) hatte ebenfalls die Chance auf den Einzug ins Finale der besten Acht, doch nach etlichen Diskussionen wegen ihres Gewehrschaftes mit einem Jury-Mitglied zu Beginn des Wettkampfs, wurde am Ende die Zeit für die 20-jährige knapp. In nur zehn Minuten musste die letzte Serie absolviert werden und sie brachte mit 98 Ringen die Entscheidung zuungunsten von Beate Gauß. Mit 396 Ringen belegte sie im Gesamtklassement Rang 10. Hätte sie mit 99 ausgeschossen, hätten 396 Ringe für den Finaleinzug gereicht.

Als erste Starterin des Deutschen Schützenbundes musste Britta Großecappenberg (Hamm/Foto) heute Morgen in der ersten Staffel des Vorkampfs im Luftgewehr der Damen antreten. Mit einer optimalen Hunderter-Serie eröffnete die eigentlich als Spezialistin mit dem Kleinkaliber bekannte Westfälin. Nach einer 99-er Serie folgten zwei Durchgänge mit 98 Ringen, so dass am Ende des Wettkampfs 395 Ringe für Britta Großecappenberg zu Buche standen.

„Direkt nach dem letzten Wettkampfschuss war ich schon ein wenig enttäuscht über das Ergebnis, denn mit zwei Mal 98 ausgeschossen, sehe ich kaum Chancen für das Finale. Wenn es hinten 99 oder 100 gewesen wären, vielleicht hätte es dann gereicht, aber die Nervosität war doch da, denn das war mein erster großer Wettkampf mit dem Luftgewehr. In dieser Disziplin ist es in letzter Zeit sehr gut gelaufen, aber ich werde mich jetzt nicht speziell auf Luftgewehr umstellen, sondern ich bereite mich jetzt ganz gezielt auf die kommenden Kleinkalibersaison vor. Die Europameisterschaftsausscheidung steht ja auch schon vor der Tür und daran werde ich ab sofort arbeiten.“

Bundestrainer Claus-Dieter Roth war mit der Leistung von Britta Großecappenberg jedenfalls zufrieden: „Das Ergebnis hat sie bei den Ausscheidungen locker geschossen, man hat aber deutlich gemerkt, dass hier der Druck viel größer ist, von daher geht das völlig in Ordnung. Sie war das erste Mal seit den Weltmeisterschaften 2002 in Lahti wieder im Team. Dort hatte sie vor drei Jahren im Liegendwettbewerb mit dem Kleinkaliber geschossen.“

Mit dem 19. Rang konnte aber auch Britte Großecappenberg am Ende zufrieden sein, denn sie verhalf der deutschen Mannschaft zu 1191 Ringen zur Bronzemedaille in der Teamwertung, wobei auch hier ein wenig Pech dazu kam, denn mit ebenfalls 1191 Ringen gewannen die Russinnen Gold und die Damen aus Polen Silber. Die schlechteren letzten Serien des DSB-Teams waren ausschlaggebend für die endgültige Platzierung.

Alle drei Teams stellten damit einen neuen Europarekord für Mannschaften auf.

In der Luftpistole der Herren konnten die deutschen Teilnehmer die Erwartungen nicht erfüllen. Mit dem 23. Platz und 577 Ringen war Abdullah Ustaoglu (Riegel/Foto) noch bester deutscher Schütze. Hans-Jörg Meyer (Wolfenbüttel) kam mit 574 Ringen auf Platz 31, während für Artur Gevorgjan (Bremen-Bassum) am Ende 572 Ringe aufleuchteten. Dies bedeutete den 37. Rang.

Bundestrainer Peter Kraneis zog dann auch ein knappes und deutliches Fazit unter den Wettbewerb: „Die Ergebnisse hier sind enttäuschend. Alle drei Schützen waren im Vorfeld gut in Form und sie alle hatten ein Niveau von über 580 Ringen erreicht. Die Ursachen für die Schwäche heute sind jetzt direkt nach dem Wettkampf noch nicht zu analysieren, da werden wir noch mal mit jedem einzelnen Schützen reden müssen, aber eine Enttäuschung für mich ist das schon, alle drei waren heute unter ihrem normalen Leistungsstand."

Walter Lapeyre (Frankreich) siegte in dieser Disziplin mit 687,6 Ringen vor Norayr Bakhtamyan (Armenien) mit 687,5 Zählern und dem Olympiasieger von Sydney 2000, Franck Dumoulin (Frankreich), der auf 687,4 Ringe kam. Die Mannschaftswertung gewann die Ukraine mit 1743 Ringen vor Russland mit 1741 Zählern und Weißrussland mit 1739 Ringen. Das Team des DSB kam mit 1723 Ringen auf den neunten Platz.

Damit lautet die abschließende Medaillenbilanz des Deutschen Schützenbundes bei den Europameisterschaften 2005 für Luftdruckwaffen in Tallinn: 4 x Gold, 6 x Silber und 4 x Bronze.

Die kompletten Resultate der EM in Tallinn finden Sie hier.