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Bildung: Sven Korte arbeitet an seinem Trainer-Diplom
Die Saison für Flintenschützen ist beendet, dennoch tummelten sich in der vergangenen Woche acht junge Athleten sowie vier Betreuer auf dem Bundesstützpunkt in Wiesbaden. Der Grund: Sven Korte, der Olympia-Achte im Skeetschießen, führte Tests im Rahmen seiner Studienarbeit zur Erlangung des Trainer-Diploms des Deutschen Olympischen Sportbundes durch.

„Überprüfung eines Schnellinformationssystems zur Präsentation der Gewichtsverlagerung in Sportschießen (Disziplin Skeet) auf Wirksamkeit und Nachhaltigkeit in der Trainingspraxis“. So lautet der etwas sperrige Titel seiner Studienarbeit. Mit Hilfe dieser will Korte nachweisen, ob eine optische Rückmeldung durch Schnellinformation kurzfristig und langfristig nachhaltiger als eine rein verbale Korrektur ist.
Dazu finden sich bei nasskalten 4°C acht junge Kaderathleten, Frank Dittmer (Bundesstützpunkttrainer Suhl), Eberhard Nixdorf (Sportwissenschaftler OSP-Frankfurt), Stefan Hoffmann (Referent Bildung und DSB-Koordinator an der Trainerakademie) und Sven Korte ein. Um den Nachweis zu erbringen, stellen sich die jungen Schützinnen und Schützen auf zwei „Einlage-Sohlen“, die mit dem iPad des Sportwissenschaftlers Nixdorf verbunden sind und diesem optisch die Gewichtsverteilung anzeigen. Diese sollte – nach dem technischen Leitbild des DSB – in einem Verhältnis von 2/3 zu 1/3 vom vorderen zum hinteren Fuß erfolgen. Vor jedem Abruf der Scheiben bekommt der Athlet zuvor seine aktuelle Gewichtsverteilung angezeigt mit dem Hinweis, diese dann ggf. auf das Leitbild zu verändern. Der andere Teil der Gruppe erhält von den Trainern nur verbale Informationen (die natürlich auch visuell überprüft werden).
„Menschen sind nun mal visuell in der Regel besser als mit den Ohren“, sagt Nixdorf, der ein Anhänger dieses Systems ist und sich wünscht, „wenn aus der ganzen Sache herauskommen würde, dass wir die visuelle Geschichte präferieren können.“ Und liefert zugleich ein praktisches Beispiel für den Einsatz des nicht ganz kostengünstigen Systems (ca. 13.000 Euro): „Kathrin Murche zum Beispiel haben wir darauf gesteuert. Vor drei, vier Jahren haben wir damit angefangen, weil es das Problem gab, dass sie bei den Rechtsscheiben immer leicht so gekippt ist. Das konnte man dann sehr schön zeigen, dass sie nicht hier gedreht hat, sondern dass sie gekippt ist.“ Das hat dann Einfluss auf die individuelle Trainingssteuerung genommen und soll den Athleten besser machen. Bei Murche klappte dies formidabel: WM-Bronze 2023, Olympia-11. 2024 und EM-Silber 2024 und -Gold 2025 belegen dies.

Korte hat dieses Thema als wichtig empfunden, „weil wir mit dieser Arbeit das Technikleitbild untermauern können und auch in den nächsten Jahren in die richtige Richtung für die Jugendarbeit fahren.“ Denn für den Europameister von 2024 ist das Tool vor allem im Nachwuchsbereich angesiedelt, „da im Hochleistungsbereich die Individualität heraussticht.“ Für die Nachwuchsathleten, die aus dem Landeskaderbereich in den Bundeskader kämen und später zu Frauen bzw. Männern wechselten, „für die ist das am interessantesten, weil wir da den größten Einfluss drauf nehmen können, um sie in die richtige Richtung zu bringen.“ Zudem sei das System anwenderfreundlich und ortsunabhängig: „Du musst nicht auf dem Schießstand stehen, sondern kannst damit auch im Trockentraining arbeiten.
Um seine Arbeit in die gewünschte Richtung zu bringen und abzuschließen, folgt noch ein zweiter Termin sowie ein Kontrolltermin im Februar, „wo dann festgestellt wird, ob noch ein positiver Effekt von dem ganzen System vorhanden ist oder nicht“, so Korte. Es darf also weiter bei niedrigen Temperaturen gezittert werden…
Der 35-Jährige selbst fährt dabei zweigleisig, denn seine eigene Karriere setzt er fort mit dem Ziel Los Angeles 2028. Seine Zukunft hat er aber auch klar vor Augen: „Ich habe das Diplom angefangen, weil ich Trainer werden wollte und davon weiche ich auch nicht mehr ab.“
