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Bogen national: Paolo Kunsch: „Die 715 ist für mich immer noch unglaublich!“
Wenn einer die Corona-Pandemie zur Verbesserung seiner Leistung genutzt hat, dann ist es Paolo Kunsch. Der 20-jährige Compound-Schütze stellte zuletzt deutsche, europäische und Weltrekorde in Serie auf (die zuletzt erzielten Leistungen müssen noch geprüft und bestätigt werden) und schraubte seinen Rekord auf unglaubliche 715 Ringe (von 720 möglichen). Im Interview erzählt er von seinen Gefühlen, wie es zu dieser Leistungsexplosion kam und wovon er träumt.
701, 707, 715! Was bedeuten dir diese Zahlen?
Paolo Kunsch: „Diese Ergebnisse bestätigen mich und zeigen mir, dass ich so einiges richtig mache. Die 715 ist für mich immer noch unglaublich, und es freut mich, im Wettkampf solch ein Level erreicht zu haben!“
Was sagen die Konkurrenten und die Trainer?
Paolo Kunsch: „Ich habe direkt nach dem Wettkampf als auch jetzt in den Tagen danach Glückwünsche aus allen Richtungen bekommen. DANKE! Meinem Umfeld ist sehr schnell bewusst gewesen, was ich mit diesen Ergebnissen geleistet habe. Einen speziellen Dank will ich den Menschen hinter den Vereinen und Sponsoren aussprechen, die mich unterstützen und ebenso ihren Teil zu diesen Erfolgen beigetragen haben. Speziell das Mentaltraining ist ein stetiger Begleiter! Danke Axel.“
Man geht doch nicht auf den Platz und sagt 715 reicht mir, wenn 720 möglich sind!
Wie erklärst du dir diese Leistungsexplosion mit deutschem Rekord und dann sogar Weltrekord?
Paolo Kunsch: „Mit meiner Wettkampfeinstellung und dem Vertrauen in mich und das Material. Meine Ergebnisse von Samstag habe ich als „Startrampe“ für etwas Großes nutzen können. Darauf habe ich gewartet. Als ich dann mit 240/240 angeschossen habe, wusste ich – das wird was! Und im Kopf war ich bereit dafür!“
Hatte Corona für dich etwas Gutes, weil du dich ohne den Wettkampfstress auf Technik und Ablauf konzentrieren konntest?
Paolo Kunsch: „Ja, die Zeit habe ich optimal genutzt, um viel an meinem Schießen zu arbeiten. Natürlich musste ich mich mehr als zuvor schon selbst motivieren, dran zu bleiben. Dabei hat mir geholfen, zu sehen, wie die Recurver in dieser Zeit trainiert haben. Respekt dafür! Man muss die Situation annehmen, und ich konnte immer besser meinen Weg finden, den Wettkampf zu mir auf den Platz zu bringen.“
Mit diesen Leistungen bist du auch im internationalen Männer-Vergleich ganz vorne. Ab Oktober schießt du bei den Männern. Was sind deine Ziele?
Paolo Kunsch: „Ja, richtig. Über konkrete Ziele will ich hier nicht sprechen. Aber es ist denke ich klar, in welche Richtung die Reise in Zukunft gehen soll.“
Sichtungen sind das eine, Wettkämpfe das andere. Wie willst du sicherstellen, dass du diese phantastischen Leistungen auch im "echten" Wettkampf bringst?
Paolo Kunsch: „Ich mache weiter wie bisher und bin davon überzeugt, dass ich, egal wo, meine Leistung bringen kann. Da spricht nichts dagegen. Für mich hatte dieser Wettkampf aufgrund der langen Pause sogar einen höheren Stellenwert als alle bisherigen nationalen Wettkämpfe. Zumal dies mein letzter Wettkampf als Junior war.“
Wer 715 Ringe schießt, träumt der auch von der makellosen 720?
Paolo Kunsch: „Natürlich! Für diese Perfektion trainiert man sehr, sehr viele Stunden und letztendlich Jahre. Man geht doch nicht auf den Platz und sagt 715 reicht mir, wenn 720 möglich sind! Ich weiß jetzt, wie es sich anfühlt, im Wettkampf in solch einer Region von Ergebnissen unterwegs zu sein und kann daraus nochmal einiges für die Zukunft mitnehmen.“
Ist der perfekte Wettkampf überhaupt möglich?
Paolo Kunsch: „Ringzahltechnisch auf jeden Fall! Ich denke aber, dass alle Sportler auch bei einem perfekten Wettkampfergebnis noch Dinge finden, an denen im Nachgang gearbeitet werden muss.“