International
Bogensport international: World Archery-Ehrenpräsident Jim Easton verstorben
Die internationale Bogensportgemeinde trauert um James L. („Jim“) Easton. Der frühere Präsident des Bogenweltverbandes FITA (seit 2011 World Archery) starb am Montag, 4. Dezember 2023, im Alter von 88 Jahren in Los Angeles. Easton galt als einer der einflussreichsten Sportfunktionäre an der Wende des 20. zum 21. Jahrhundert.
Nach abgeschlossenem Ingenieursstudium und Beschäftigung in der Luftfahrtindustrie stieg Jim Easton in das elterliche Unternehmen ein, einem schon in den 1960er Jahren weltweit führenden Hersteller innovativer Sportgeräte aus Leichtmetall, wie u.a. Eishockey- und Baseballschläger, Skistöcke und Bogenausrüstungen. Auf Easton geht die Einführung von Carbon-Pfeilschäften und Bögen in den Bogensport zurück. Denn seit seiner Schulzeit war Jim Easton begeisterter Bogenschütze und stand bei amerikanischen Meisterschaften mehrfach auf dem Siegertreppchen.
Jim Easton gehörte zu den Organisatoren der privatwirtschaftlich veranstalteten Olympischen Spiele von 1984 in Los Angeles, leitete die Kommission für das Bogenschießen und fungierte als Bürgermeister des Olympischen Dorfes. Er gehörte zeitweise zum Vorstand des Olympischen und Paralympischen Komitees der USA und war Mitglied des Organisationskomitees für die Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City.
Im Jahr 1989 wählten die Delegierten des FITA-Kongresses in Lausanne Jim Easton zum achten Präsidenten des Bogenweltverbandes. Sein erster großer Erfolg in diesem Amt war die Rücknahme der Entscheidung, die Teamwettbewerbe Bogenschießen aus dem Programm der Olympischen Spiele 1992 zu streichen, durch das Organisationskomitee in Barcelona. Die bereits bei den Spielen von 1988 in Seoul begonnene Umgestaltung im Ablauf des Olympischen Bogenturniers mit der Einführung von Finalrunden für die besten 24 wurde unter dem FITA-Präsidenten Jim Easton konsequent weitergeführt. Die noch unter seiner Ägide bei den Spielen von Athen 2004 etablierte Eliminationsrunde in vier Gruppen und im K.-o.-System bis zum Finale gilt in den olympischen Einzelwettbewerben grundsätzlich bis heute. Die von Easton entscheidend vorangetriebenen Reformen waren durch die seit 1984 immens gestiegenen Anforderungen der Medien an Dynamik und Spannung der olympischen Wettkämpfe notwendig geworden. Die Anpassungsfähigkeit des Bogenweltverbandes an die Bedürfnisse und Wünsche der modernen TV-Konsumenten – und damit der Verbleib dieser Sportart im olympischen Programm - bei gleichzeitiger Wahrung der Athleteninteressen war in erster Linie Jim Easton zu verdanken.
Seit 1994 war Easton Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), von 2002 bis 2005 dessen Vizepräsident. Aufgrund seiner herausragenden Verdienste wurde er 2015 mit dem Olympischen Orden ausgezeichnet und war bis zu seinem Tod IOC-Ehrenmitglied.
Auch nach seinem Ausscheiden aus den Führungsgremien der FITA/WA im Jahr 2005 investierte Jim Easton einen großen Teil seiner Energie und seines Vermögens in die Weiterentwicklung des Bogensports. 2006 rief er die wohltätige Easton Foundation ins Leben, außerdem war er Gründungsstifter der World Archery Development Foundation, dem Träger des World Archery Excellence Centre, dem 2016 eröffneten Entwicklungs- und Elitetrainingszentrum von World Archery in Lausanne.
Besondere Verdienste für das Bogenschießen in Deutschland erwarb sich Jim Easton im Jahr 2003, als er beim FITA-Kongress in New York die Bewerbung des Deutschen Schützenbundes um die Ausrichtung der 44. Bogenweltmeisterschaften in Leipzig im Jahr 2007 nachdrücklich unterstützte. Die Leipziger Weltmeisterschaften waren das Initial zur Rückkehr deutscher Bogensportlerinnen und Bogensportler auf das internationale Parkett und entscheidend für die Umsetzung des Entwicklungsplans Bogensport, auf dem das heutige Weltklasseniveau des deutschen Bogensports beruht.
„Jim Easton hat das Bogenschießen ins dritte Jahrtausend geführt und es zukunftsfähig gemacht“ äußerte sich DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels auf die Nachricht. „Sein Einfluss war entscheidend bei der Vergabe der Weltmeisterschaften 2007 nach Leipzig. Das hat dem Bogenschießen auch in unserem Land einen wichtigen Schub gegeben. Der Deutsche Schützenbund und seine Bogensportlerinnen und Sportler haben ihm viel zu verdanken, und wir werden Jim Easton ein bleibendes Andenken bewahren“.