Bundesliga

BSC Laufdorf Deutscher Meister – Überraschung ist perfekt

25.02.2006 00:00

Nach dem letzten Schuss von Markus Müller fielen sie sich in die Arme. Die Schützen des BSC Laufdorf schafften eine kleine Sensation in der Aller-Weser-Sporthalle beim Bundesligafinale der Bogenschützen in Verden an der Aller. Mit einem deutlichen 259:245-Erfolg über den gastgebenden SV Dauelsen sicherten sich die Hessen (Foto) zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesliga den Meisterspiegel des Deutschen Schützenbundes.

 

Schon nach der ersten Passe lagen die heute sehr konstant schießenden Laufdorfer in Führung. Das 87:83 war der Grundstein zum späteren Sieg. Vor allem der erste Schütze der Hessen, Bruno Wörlein, sorgte mit einer Zehn nach der anderen für die Basis, auf der die beiden anderen Schützen, Stefan Kolodzeiski und Marcus Müller, aufbauen konnten.

Auch im letzten entscheidenden Duell gegen Dauelsen war Bruno Wörlein (Foto rechts) ein ruhender Pol. Während er mit 30 eröffnete, musste Henning Lüpkemann zwei Mal die Neun und einmal sogar die Acht an der Anzeigetafel erkennen. Diesem Vorsprung lief Dauelsen einfach hinterher, ohne ihn vermindern zu können.

Im Gegenteil: der Vorsprung der Laufdorfer vergrößerte sich stetig, weil die Anspannung bei den Dauelser Schützen, die vor heimischer Kulisse natürlich eine besondere Vorstellung abliefern wollten, wuchs. Mit 174:161 gingen die Hessen aus der zweiten Passe hinaus in den entscheidenden Durchgang und allen in der Halle war klar, dass nur noch ein Fehlschuss eines Laufdorfers die Niedersachsen, die im vergangenen Jahr Dritter waren, wieder zurück ins Rennen um den Titel bringen konnte.

Dies geschah jedoch nicht und so kannte der Jubel unter dem kleinen Anhang, der sich aus Oberhessen auf den Weg gemacht hatte, keine Grenzen. Zum ersten Mal geht damit ein Bundesligatitel im Sport- oder Bogenschießen nach Hessen.

Meistertrainer Siegfried Martin konnte es nach dem Ende noch gar nicht richtig fassen: „Wir haben eine Traumsaison hingelegt. Wenn ich bedenke, dass wir vorher vom Nichtabstieg als unserem Ziel geredet und jetzt den Meisterspiegel in Empfang genommen haben, es ist einfach wunderbar. Wir haben hier in Verden überzeugt, haben nicht eine Niederlage hinnehmen müssen und ich denke, dass wir ein absolut würdiger Deutscher Meister sind.

Im nächsten Jahr werden wir sogar uns noch ein wenig aus dem Nachwuchs verstärken, also bin ich mir auch für die mittlere Zukunft nicht bange. Für die nächste Zukunft – heute Abend – haben wir überhaupt nichts geplant, weil wir, wie ich schon sagte, niemals mit einem derartigen Erfolg gerechnet hatten. Also werden wir vielleicht sogar nach Hause fahren und dann diesen Sieg im Nachhinein feiern. Dann aber umso kräftiger, das können Sie mir glauben. Ein ganz großes Lob aber meinen Schützen jetzt schon, sie sind über sich hinaus gewachsen und haben das heute phantastisch gemacht.“

Bruno Wörlein, der Garant der Meistertitels gab sich auch nach dem Finale eher zurückhaltend: „Unsere Mannschaft und speziell ich selbst haben an Erfahrung gewonnen und wir machen zuhause ein äußerst gutes Training. Bei mir spielt sich während eines Wettkampfes viel im Kopfe ab und wahrscheinlich bin ich mental stabiler geworden, obwohl man während einer Partie doch die Anspannung und Nervosität spürt. Heute jedoch hat fast alles geklappt.“

Auch Markus Müller (Foto), der mit deinem letzten Schuss den Sieg perfekt machte, strahlte über das ganze Gesicht: „Wir haben das einfach jetzt einmal verdient, Deutscher Meister zu werden. Wir haben im Laufe der Bundesliga, wir sind ja schon sehr lange in der höchsten deutschen Liga vertreten, alle Höhen und Tiefen durchgemacht. Wir waren im Finale und sind auch schon beinahe abgestiegen, jetzt hat es einfach einmal die getroffen, die heute die beste Leistung und die besten Resultate gebracht haben. Wir waren sehr konstant, hatten kein einziges schlechtes Match dabei und das hat sich bezahlt gemacht. Die Mannschaft bleibt auch in Zukunft zusammen und wird diesen Sieg noch gebührend feiern.“

Die unterlegene Mannschaft vom SV Dauelsen steckte die Niederlage schnell weg. Es war das beste Ergebnis für die Niedersachsen in ihrer Geschichte und Coach Andreas Hehenberger war dementsprechend auch nicht traurig: „Ich glaube, die Mannschaft mit Sebastian Rohrberg (Foto), Holger Rohrbeck und Henning Lüpkemann hat einen guten Kampf heute gezeigt. Es ist erst das zweite Mal, nach Bergmann Borsig Berlin im ersten Bundesligajahr, dass eine gastgebende Mannschaft eine Medaille gewonnen hat. Meist ging es bei der Ausrichtung eines Finales sportlich schief und daher freue ich mich über die Silbermedaille. Wenn man hart für dieses Finale gearbeitet hat, hört dann die positiven Stimmen der Schützen, der Funktionäre und vor allem der Besucher, dann weiß man, dass man eine ordentliche Leistung abgeliefert hat.

Wir haben uns sehr viel Mühe gegeben, haben ein attraktives Rahmenprogramm organisiert und ich glaube, dass wir heute hier in der Aller-Weser-Sporthalle eine Marke gesetzt haben. Dass Bogensport interessant verkauft werden kann, hat man auch an der Begleitung der Medien gesehen. Wir hatten ein fernsehteam von Rasio Bremen bei uns und sämtliche Zeitungen in unserem Raum haben über dieses Ereignis berichtet.“

Im kleinen Finale kam es zu der Auseinandersetzung, die vor einem Jahr das Finale um den Titel war. Durch ein hauchdünnes 258:257 gegen den Vizemeister SV Querum sicherte sich der Titelverteidiger, die Bogenschützen Feucht, die Bronzemedaille.

Äußerst spannend verliefen auch die beiden Vorschlussrunden. Mit 256:254 gewann zunächst der BSC Laufdorf gegen die Bogenschützen Feucht in einem jederzeit engen Match. Nach der ersten Passe stand es wieder durch die herausragende Eröffnung von Bruno Worlein 87:84 für die Hessen, die von diesem Vorsprung über ein 171:169 nach dem zweiten Durchgang bis zum Ziel profitierten.

Im traditionellen „Nord-Derby“ zwischen dem SV Querum und dem SV Dauelsen, das in den Vorrundenwettkämpfen der Bundesliga Gruppe Nord meist sehr knapp und auch meist für den SV Querum positiv ausging, war diesmal der Querumer Jens Pieper (Foto) der Unglücksrabe, der das Match zu Gunsten von Dauelsen entschied.

Im dritten Schuss der ersten Passe leistete sich der Nationalkaderschütze eine „Fahrkarte“ und von diesem Fehlschuss erholte sich das Team nicht mehr. Nach 78:87 in der ersten und 160:173 nach der zweiten Passe, konnte die Mannschaft von Trainer Adolf Kemper das Blatt nicht mehr wenden. Dauelsen siegte am Ende überlegen mit 258:247 und der Coach fand noch ein wenig Trost für den unglücklichen Jens Pieper:

„So ist das Bogenschießen eben, eine winzige Unachtsamkeit, dazu ein bisschen Nervosität, schon ist er weg, der Pfeil. Die Mannschaft hat ansonsten gut geschossen, nichts dagegen zu sagen. Aber der eine unglückliche Schuss hat uns natürlich zurückgeworfen. Das war wirklich Pech, aber in der kommenden Saison probieren wir es wieder.“

Mit dem Titelgewinn des BSC Laufdorf im Bogenschießen ist die neunte Saison der Bundesliga Sportschießen in den drei Disziplinen Luftgewehr, Luftpistole und Bogen Vergangenheit. Die Bogenschützen beginnen die Saison 2006/2007 mit den ersten Wettkämpfen am Samstag, den 4. November 2006.

Alle Ergebnisse des Bundesligafinales 2006 finden Sie hier.