International

Claudia Verdicchio gewinnt EM-Titel und Quotenplatz

17.03.2007 00:00

Am letzten Tag der Europameisterschaften für Luftdruckwaffen in Deauville (Frankreich) gab es im letzten Finale dieser Veranstaltung noch eine große positive Überraschung für den Deutschen Schützenbund, denn Claudia Verdicchio (Freiburg/Foto Mitte) hat soeben die Goldmedaille mit der Luftpistole der Damen gewonnen und gleichzeitig den 16. olympischen Quotenplatz für den DSB gesichert.

 

Ihre 481,3 Ringe (Vorkampf 384/Finale 97,3) waren heute das Maß aller Dinge in diesem Wettkampf, der am Ende noch einmal sehr spannend wurde. Zweite wurde Mira Nevansuu (Finnland/Foto links) mit 480,7 Ringen, Bronze gewann Sonia Franquet (Spanien/Foto rechts) mit 479,4 Ringen.

Gleich im ersten Finalschuss wollte Claudia Verdicchio mit ihrer 10,4 ein Ausrufezeichen setzen. Sie gewann damit gleich einen Ring gegenüber ihren schärfsten Kontrahentinnen, die alle nur eine Neun vor dem Komma hatten, doch mit 9,0 und 8,8 rutschte die Deutsche hinter Mira Nevansuu auf Rang zwei zurück.

Auch nach der Hälfte des Wettkampfes zeigte die Finnin keine Schwäche und führte das Feld an. Im sechsten Durchgang übernahm Claudia Verdicchio, die nun ihre kleine Anfangsschwäche überwunden hatte, mit einer 10,0 wieder die Spitzenposition, die sie bis zum Schluss nicht mehr abgab. Mit einer 10,2 beendete die deutsche Schützin den besten Wettkampf auf internationaler Ebene, den sie jemals in ihrer Karriere bestritt.

„Ich kann es noch gar nicht fassen, dass ich wirklich gewonnen habe“, sagte die überglückliche Europameisterin nach dem Finale, „heute kam alles in einem. Zuerst die Aufnahme in das Top Team für Peking, dann der Europameistertitel und der Quotenplatz. Dabei wollte ich doch das eigentlich Stück für Stück hinter mich bringen.

Ich bin noch nie in ein internationales Finale als Erste hinein gegangen, da war mir vorher doch etwas mulmig. Dann kamen die zwei schlechten Schüsse am Anfang, da dachte ich gar nicht mehr, dass es noch so gut ausgehen würde. Jetzt muss mich erst mal jemand richtig zwicken dass ich dies alles glaube.“

Bisher gewannen die deutschen Pistolenschützinnen zwei dieser begehrten Olympiatickets durch Stefanie Thurmann (Frankfurt/Oder) mit der Sportpistole und Munkhbayar Dorjsuren (Neubiberg) mit der Luftpistole.

 

Mit einer 96er-Serie begann die 31-jährige Südbadenerin am Mittag in der Qualifikation ihren Wettkampf, ließ ausgezeichnete 98 Ringe im zweiten Durchgang folgen, setzte nach einer Runde mit 94 Ringen, die sie zwischenzeitlich auf Rang drei zurückfallen ließ, zum Abschluss noch einmal eine sehr gute 96er-Serie als Schlusspunkt und konnte beobachten, dass sie nach dem Stop-Signal des leitenden Kampfrichters ganz oben auf der Anzeigetafel stand.

Munkhbayar Dorjsuren belegte mit 375 Ringen heute Platz 35, während Maren Johann (Kierspe) mit 372 Ringen auf Platz 43 kam. Den Mannschaftswettbewerb gewann die Ukraine mit 1141 Ringen vor Russland mit 1139 Zählern und dem Team aus Weißrussland, das auf 1137 Ringe kam. Deutschland belegte Platz neun mit1131 Ringen.

Glücklich auch Bundestrainer Peter Kraneis: „Ich weiß schon gar nicht mehr, wann wir in der Luftpistole bei den Damen eine internationale Medaille geholt haben. Das ist eine Ewigkeit her und müsste durch Margit Stein in den achtziger oder neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts gewesen sein.

Claudia hatte eigentlich immer schon das Potential gehabt, ganz oben mitzuschießen, doch konnte sie es bis jetzt bei sportlichen Höhepunkten, wie Welt- oder Europameisterschaften, nie richtig umsetzen. Heute, und das freut mich ganz besonders, war es wirklich das erste Mal, dass sie alles, was sie sich im Training erarbeitete, auch zeigen konnte.“

 

 

 

Die deutschen Gewehrschützen konnten sich nicht im vorderen Feld platzieren. Mit 592 Ringen auf dem 24. Platz war Frank Dobler (Offenbach/Queich/Foto) noch bester Vertreter des Deutschen Schützenbundes, vom Finale oder einem der drei zu vergebenen Quotenplätze für die Olympischen Spiele in Peking jedoch weit entfernt. Bernhard Oswald (Wildsteig) wurde 43. mit 588 Zählern und Norbert Ettner (München) belegte Platz 50 mit 587 Ringen.

Hoffnung hatte das deutsche Lager noch nach den ersten beiden Serien, denn Frank Dobler begann mit zwei optimalen 100er-Serien, konnte aber dieses hohe Niveau im Verlauf des Wettkampfes nicht halten und fiel von Serie zu Serie weiter ins Mittelfeld zurück.

Mindestens 595 Ringe mussten gebracht werden, um nach dem Vorkampf das Finale zu erreichen. Are Hansen (Norwegen) schaffte es mit diesem Ergebnis gerade noch als Achter in die Endrunde. Die restlichen Finalisten waren sogar besser.

Mit jeweils 599 Ringen gingen an der Spitze Christian Planer (Österreich) und Konstantin Prichodschenko (Russland) in die Entscheidung um die EM-Medaillen. Der Russe siegte nach den zehn Finalschüssen mit insgesamt 700,8 Ringen und wurde neuer Europameister vor Henri Häkkinen (Finnland), der auf 699,5 Ringe kam. Um Rang drei gab es ein Stechen zwischen Christian Planer und Rajmond Debevec (Slowenien), das der Slowene mit 10,7:9,8 gewann. Vorher hatten beide Schützen 699,2 Ringe erzielt.

 

Bundestrainer Claus-Dieter Roth: „Natürlich bin ich unzufrieden mit den Resultaten und Platzierungen, denn das gewohnte Können hat heute keiner der drei Schützen umgesetzt. Frank Dobler hat super begonnen, konnte dies aber nicht über den gesamten Wettkampf halten.

Unser erklärtes Ziel, den Quotenplatz anzugehen, haben wir verpasst. Alle drei waren vor dem Wettkampf nervöser als sonst. Bernhard Oswald und Norbert Ettner kamen nicht gut in den Wettkampf hinein und wenn das schon am Anfang nicht klappt, wird es oft verkrampft und so war es heute.“

Mit eingestelltem Weltrekord von 1788 Ringen gewann das Team aus Österreich in der Besetzung Christian Planer, Thomas Farnik und Mario Knögler die Goldmedaille vor der Slowakei mit 1780 Ringen und Russland mit 1779 Zählern. Das Team des Deutschen Schützenbundes kam mit 1767 Ringen auf den zwölften Platz.

 

Keinen Grund zur Freude hatte heute Morgen auch Trainer Reinhard Rüger mit den Herren der Laufenden Scheibe, denn Tobias Schönsteiner (Süßen) belegte mit 553 Ringen den 21. und damit drittletzten Platz im Wettbewerb. Bei Peter Willert (Elxleben) kam es dann mit 529 Ringen, dem 23. und damit letzten Rang des Feldes noch schlimmer.

Neuer Europameister wurde Wladislaw Prianischnikow (Ukraine/582 Ringe) vor Maxim Stepanow (Russland/579 Ringe) und Niklas Bergström (Schweden/577 Ringe).

Am Nachmittag hellte sich die Miene des Trainers wieder auf, denn Jan Busch (Homburg/Foto links) gewann mit 572 Ringen hinter Dmitri Romanow (Russland/Foto Mitte), der mit 583 Zählern souverän Europameister bei den Junioren wurde, die Silbermedaille. Dritter wurde Jehor Chirva (Ukraine/Foto rechts) mit 567 Ringen. Carsten Krausse (Mellenbach) wurde Neunter mit 552 Zählern und Benjamin Risse (Braunschweig) kam mit 535 Ringen auf den 13. Platz.

Das Juniorenteam des Deutschen Schützenbundes gewann die Silbermedaille in der Mannschaftswertung mit insgesamt 1659 Ringen, knapp vor der Ukraine, die mit 1655 Zählern Bronze erhielt. Den kontinentalen Meistertitel holte sich die polnischen Nachwuchsschützen mit 1673 Ringen.

DSB-Sportdirektor Heiner Gabelmann mit einem Fazit dieser Europameisterschaften: „Das war ein Abschluss nach Maß mit der Goldmedaille und dem Quotenplatz. Mit 17 Medaillen insgesamt können wir hochzufrieden sein. 11 Mal Gold, vier Mal Silber und zwei Mal Bronze haben wir lange nicht mehr von internationalen Meisterschaften mitgebracht. Meistens lag die Bilanz bei zehn bis zwölf Mal Edelmetall, die Ausnahme war im vergangenen Jahr Moskau, wo wir nur mit sechs Medaillen zurück nach Deutschland kamen.

Wir nehmen auch nicht mehr jeden Platz war, nur um Mannschaften aufzufüllen. Wir wollen, dass bei diesen großen internationalen Wettkämpfen nur noch Sportler starten, die auch eine Finalchance haben und da verzichten wir absichtlich auf die eine oder andere Medaillenchance in den Teamwettbewerben. Aber 17 Medaillen diesmal sind eine sehr gute Ausbeute.“

 

 

Alle Ergebnisse der Europameisterschaften in Deauville finden Sie hier.

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