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DDR-Abteilung und Aichemüller-Ausstellung im Deutschen Schützenmuseum eingeweiht
Ungefähr 30 Jahre existierte das alte Deutsche Schützenmuseum, bis die Nationalsozialisten es ausräumten und schließlich ganz auflösten. Am 26. Mai 1907 war es in Nürnberg eingeweiht worden. Genau einhundert Jahre später eröffnete DSB-Präsident Josef Ambacher im neuen Deutschen Schützenmuseum auf Schloss Callenberg bei Coburg einen weiteren Teil der Dauereinrichtung sowie eine Sonderausstellung über Konrad Aichemüller.
Das Gedränge war groß im Schützenmuseum: Der Bayerische Landesjugendtag, der am gleichen Wochenende nicht weit entfernt in Lichtenfels stattfand, war allein mit knapp 100 Personen vertreten; hinzu kamen noch einmal über 100 geladene Gäste – unter anderen Protektor Prinz Andreas von Sachsen-Coburg und Gotha, DSB-Vizepräsident Jürgen Kohlheim sowie Schatzmeister Gerhard Quast, der bayerischen Staatssekretär Jürgen Heike und der Bürgermeister von Coburg sowie zahlreiche Bezirksschützenmeister.
Eigens begrüßt wurden vom Hausherrn Josef Ambacher die Schenker und Leihgeber des neuen Museumsbereichs, die dieses Mal in erster Linie von den früher sogenannten „neuen“ Landesverbänden kamen, nämlich Manfred Rohde aus Plauen, Bernd Köth aus Leipzig und Helga Börner, schon als Jugendliche eine der ersten DDR-Meisterinnen mit dem Kleinkalibergewehr.
Neben mehreren anderen haben auch DSB-Ehrenmitglied Peter Viezens und der Geschäftsführer des Brandenburgischen Schützenbundes, Uwe Börner, sich zugunsten des Schützenmuseums von ihren Sammlungen getrennt. Günther J.R. Plügge vom Sächsischen Schützenbund und Buchautor Hans-Joachim Beck aus Gotha fanden als besondere Förderer des einzuweihenden Abschnitts Erwähnung.
Der neue Ausstellungsbereich behandelt den Deutschen Schützenverband (DSV) der DDR, der – 1958 in Leipzig gegründet – über 40 Jahre lang als Dachverband der verschiedenen Schießsport treibenden Organisationen der DDR vor allem auf internationaler Ebene fungierte. Neben den Klubs für Sportschießen, den Sportvereinigungen Vorwärts und Dynamo wird auch das weitere auf vielen Ebenen und in unterschiedlichen Strukturen ausgeübte Sportschießen in der früheren DDR präsentiert: von den Spartakiaden und unterschiedlichsten Fernwettkämpfen und Pokalturnieren u.a. von FDGB oder FDJ bis zu den populären Breiten-, besser: Massensportausschreibungen der „Goldenen Fahrkarte“.
Die Medaillen der ersten DDR-Meisterschaften und die Urkunde der ersten Titelträgerin eines „Meisters des Sports“ von Helga Tittmann aus dem Jahr 1958 sind ebenso zu sehen wie die Schießkleidung, mit der Hartmut Sommer (ASK Vorwärts Leipzig) 1966 in Wiesbaden den ersten Weltmeistertitel mit der Mannschaft für die DDR errang. Herausragende Objekte sind der Elbe-Pokal aus Meißen, Waffenschmied-, Friedberg- und Äthylen-Pokal aus Suhl, der Glasbläser-Pokal aus Lauscha, zum Teil sehr seltene Erinnerungsstücke von den internationalen Meisterschaften auf dem Friedberg – um nur einige wenige zu nennen. Der neue Einrichtungsabschnitt präsentiert nicht nur den erfolgreichen Hochleistungssport sondern zeigt Querschnitte durch das gesamte schießsportliche Treiben in der DDR – vom Sportfest bis zur Weltmeisterschaft sozusagen.
Der zweite Teil der Veranstaltung galt der Sonderausstellung über den „Vater des Bogenschießens in Deutschland“. Konrad Aichemüller, der Ende 2005 verstorbene erste Bogenreferent des Deutschen Schützenbundes, gilt hierzulande unbestritten als der Pionier dieser ebenso ästhetischen wie kraftvollen Sportart. Buchstäblich aus dem Nichts baute er seit 1955 einen sehr bald florierenden Wettkampfbetrieb in Deutschland auf, betreute die Nationalmannschaft, die sich schon 1958 bei der Weltmeisterschaft in Brüssel einem medaillenlosen, aber umso lehrreicheren internationalen Vergleich stellte. Schon 1958 war Konrad Aichemüller Gründungsmitglied des Vorläufers der EMAU, der Europäischen Bogen-Union, und Anfang der 60er Jahre maßgeblich an der Entwicklung des Feldbogenschießens beteiligt.
Zusammen mit Gerda Aichemüller (Foto rechts) eröffnete Josef Ambacher (Foto links) die Ausstellung mit zahlreichen Objekten, die an nationale und internationale Auftritte Aichemüllers und der Bogenschützen erinnern. Besonders sehenswert die Seefab-Stahlbögen aus Schweden, die bis Mitte der 1950er Jahre als das Nonplusultra im Hochleistungssport galten. Auch zwei Modelle (aus der Sammlung der Aichemüllers) der schichtenverleimten Holzbögen, mit denen die Amerikaner zuerst bei der Weltmeisterschaft in Prag alle Rekorde brachen, sind daneben zu sehen. Interessant auch die Dokumentation über die Vorbereitungen des Bogenturniers bei den Olympischen Spielen in München 1972, die von Seiten des nationalen Fachverbandes ganz in den Händen Konrad Aichemüllers lag.
Beitrag und Fotos: Stefan Grus