International

Debütantin gewinnt olympischen Quotenplatz im Recurvebogen

21.05.2004 00:00

Veronika Haidn-Tschalova (Deggendorf/Foto im Vordergrund), die zum ersten Mal bei einem großen internationalen Ereignis in der Bogen-Nationalmannschaft des Deutschen Schützenbundes stand, hat heute beim europäischen Qualifikationsturnier im Heysel-Stadion in Brüssel eines der begehrten Olympiatickets im Recurvebogen für den DSB gewonnen.

 

In einem dramatischen Duell um den dritten Platz gewann Veronika Haidn-Tschlova gegen Elena Maffioli (Italien) mit 107:101 und konnte damit das gewünschte Ziel der Mannschaft, wenigstens einen Quotenplatz für die deutschen Damen aus der belgischen Hauptstadt mit nach Hause zu bringen, erfüllen. Dabei wurde es ganz knapp, denn nur noch drei dieser Quotenplätze konnten in Brüssel gewonnen werden.

 

Nach der ersten Passe hatten beide Schützinnen 26 Ringe auf dem Konto – 4 mal 3 Pfeile werden in dieser Runde abgegeben. Zur Hälfte des Matches hatte die 27-jährige gebürtige Russin, die durch ihre Heirat in Bayern heimisch geworden ist und in der Bundesliga für den Meister FSG Tacherting startet, mit 53:51 schon einen Zwei-Ringe-Vorsprung herausgearbeitet. Zwei Ringe mehr waren es mit 81:77 nach der dritten Passe und schließlich ließ sich Veronika Haidn-Tschalova den Sieg nicht mehr nehmen. Der Jubel in der deutschen Kolonie – unter ihnen auch die Compoundschützen, die von der Tribüne kräftig anfeuerten – anschließend war groß.

 

Trotz ihrer hervorragenden Leistung blieb Veronika Haidn-Tschalova sehr sachlich, was die Frage nach ihrer Chance auf eine Olympiateilnahme betraf: „Ich habe meine Resultat heute in den Dienst der Mannschaft gestellt und für das Team gekämpft, denn ich habe noch keine deutsche Staatsbürgerschaft und somit wird ein Olympiastart für mich persönlich sehr schwierig. Ich bin noch keine drei Jahre in Deutschland. Perspektivisch sehe ich aber im deutschen Team gute Chancen für mich und ich hoffe eher auf die Teilnahme an den Spielen in Peking 2008.“

 

Bundestrainer Viktor Bachmann strahlte: „Mit einem Quotenplatz hatte ich insgeheim schon gerechnet, nachdem alle Damen in den Vorrunden durchweg gute Leistungen erzielt haben. Veronika ist zwar Debütantin in unserem Team, aber sie hat schon internationale Erfahrungen gesammelt, denn sie stand 1999 in der russischen Weltmeisterschaftsauswahl.“

 

Es war ein äußerst spannender Verlauf des Wettbewerbes, zu dem zunächst vier deutsche Schützinnen angetreten waren. Anja Hitzler (Alfdorf), Wiebke Nulle (Berlin), Barbara Kegelmann (Herten) und Veronika Haidn-Tschalova waren sehr gut in das Rennen um die Fahrkarten nach Athen gestartet, denn nachdem die deutschen Damen alle in der ersten Runde ein Freilos hatten, konnten sie in der zweiten Runde komplett ihre Matches siegreich beenden.

 

Veronika Haidn-Tschlova bezwang Satir Zekiye Keskin (Türkei) mit 162:152, Barbara Kegelmann hatte keine Schwierigkeiten mit Kim Verhoeven (Belgien) und setzte sich mit 156:152 durch, Anja Hitzler siegte gegen Freya Wolles (Belgien) mit 153:149 und Wiebke Nulle zog überlegen mit 152:140 gegen Jeanette Riis (Dänemark) in die nächste Runde ein.

 

„Es ist toll, in einem so großen Stadion zu schießen, das motiviert mich richtig. Wenn jetzt hier noch die Ränge voll wären, wie beim Fußball, wäre das phantastisch,“ so die Berlinerin nach dem Match gegen Jeanette Riis.

 

Wiebke Nulle musste im Achtelfinale dann gegen Mari Piuva (Finnland) antreten und die Schützin aus dem hohen Norden erwies sich heute als Verhängnis für die deutschen Teilnehmerinnen, denn nacheinander schieden Wiebke Nulle mit 158:160, im Viertelfinale Anja Hitzler mit 104:109 und im Halbfinale Veronika Haidn-Tschalova mit 105:110 gegen die Finnin aus, nachdem Veronika Haidn-Tschalova im innerdeutschen Viertelfinale Barbara Kegelmann mit 111:100 aus dem Rennen warf.

 

Klaus Lindau, Bogenreferent im Deutschen Schützenbund, zog ein erstes Fazit nach dem Damenwettbewerb: „Wir müssen nun mit dem Nationalen Olympischen Komitee verhandeln, wie wir den Startplatz besetzen. Stand von heute ist, dass wir mit Wiebke Nulle und Anja Hitzler zwei Schützinnen haben, die die Bedingungen des NOK für einen Start in Athen erfüllen. Veronika Haidn-Tschalova hat sich durch das Ergebnis heute zwar auch qualifiziert, doch sie hat noch keinen deutschen Pass. Natürlich werden wir uns bemühen, dieses Problem zu lösen. Darüber hinaus können beim Grand Prix in Wyhl theoretisch noch weitere Schützinnen in den Kreis des Olympiakaders hineinkommen. Eine nationale Ausscheidung um diesen einen Platz wird dann Anfang Juli in Kienbaum geschossen.“

 

Alle Ergebnisse von den Europameisterschaften der Bogenschützen in Brüssel finden Sie hier.