Weltcup

Denkwürdiger Weltcupwettkampf im Luftgewehr der Damen

24.05.2006 00:00

Der Luftgewehrwettbewerb der Damen am Auftakttag des diesjährigen Weltcups für Gewehr und Pistole auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück war ein denkwürdiges Ereignis in der Geschichte des internationalen Schießsports. Mit der hervorragenden Leistung von 500,2 Ringen wurde Olga Dovgun (Kasachstan) zum Beispiel nur Achte. In diesem Wettkampf auf allerhöchstem Niveau belegte Sonja Pfeilschifter (Ismaning/Foto links) mit 502,0 Ringen den fünften Platz.

 

Die mehrfache Welt- und Europameisterin aus Bayern ging mit 398 Ringen als Dritte in das Finale hinein. 398 Ringe waren hier nötig, um sich überhaupt für die Entscheidung zu qualifizieren. Auch die Achte, Olga Dovgun (Kasachstan), hatte diese hervorragende Leistung erzielt und damit war es auch das höchste Qualifikationsergebnis aller Zeiten in dieser Disziplin. Die Olympiasiegerin von Athen 2004, Li Du (China), erzielte als einzige Schützin sogar 399 Ringe und startete von Position eins aus.

Nach einer glänzenden 10,7 zum Auftakt, ließ Sonja Pfeilschifter mit 104,0 Ringen ein sehr gutes Finale folgen, aber heute in diesem speziellen Wettkampf reichte das nicht zu einer Medaille. Auf Platz fünf nach der zweiten Serie stabilisierte die Angehörige der Bundeswehr diesen Rang bis zum Schluss.

Lange Zeit sah es so aus, als solle Li Du ihre führende Position verteidigen können, doch zwei Mal 9,9 ließen die Chinesin mit 502,1 Ringen auf Platz vier zurückfallen.

Mit dem besten Finalergebnis von 104,9 Ringen holte sich nach den zehn Schüssen in der Entscheidung Elsa Caputo (Italien/502,9 Ringe) den Gesamtsieg und den olympischen Quotenplatz für den Verband Italiens. Um Silber gab es ein Stechen, das Sylwia Bogacka (Polen/502,8 Ringe) gegen Sviatlana Budzko (Weißrussland/502,8 Ringe) mit 10,7:9,9 für sich entscheiden konnte.

Sylvia Aumann (Landshut) und Beate Gauß (Ammerbuch) schlugen sich ebenfalls bestens und belegten mit jeweils 396 Ringe die Plätze 14 und 18. „Mit meiner Leistung bin ich nicht ganz zufrieden“, so Sylvia Aumann nach dem Wettkampf, „aber es war erst mein zweiter Weltcupauftritt und vor heimischer Kulisse ist man dann doch ein wenig aufgeregt, weil man alles besonders gut machen will. Meine 396 Ringe sind schon in Ordnung, aber es wäre noch mehr heute möglich gewesen.“

Jozef Gönci (Slowakei/702,2 Ringe/Foto Mitte), den Schießsportfans der Bundesliga als Mannschaftsmitglied des BSV Buer-Bülse bestens bekannt, hatte zuvor den ersten Wettbewerb der Veranstaltung gewonnen. Im Luftgewehr der Herren siegte der 32-jährige Slowake vor Qinan Zhu (China/701,1 Ringe/Foto links) und Matthew Emmons (USA/699,7 Ringe/Foto rechts).

Der Führende nach dem Vorkampf, Christian Planer (Österreich/698,8 Ringe), leistete sich nach 598 Zählern im Vorkampf im Finale im zweiten und im fünften Durchgang jeweils eine 8,9 und dies warf den Österreicher letztendlich mit insgesamt 698,8 Ringen auf den fünften Platz zurück.

Jozef Gönci baute nach dem zweiten Durchgang in dieser Entscheidung seinen Vorsprung ständig aus, und hatte mit einer beeindruckenden 105,2 Finalleistung am Ende die Goldmedaille in der Hand. Der olympische Quotenplatz für die Spiele in Peking 2008 ging an den Sechsten dieses Wettbewerbes, Robert Kraskowski (Polen).

Nach dem Vorkampf der Herren, stand fest, dass kein deutscher Schütze im Finale der besten Acht stehen würde. Frank Köstel (Weingarten/Foto) hatte beste Chancen die Endrunde zu erreichen, denn mit seinen 596 Ringen lag er lange auf dem achten Platz und hätte damit im Finale gestanden.

Im allerletzten Durchgang wurde er jedoch vom Olympiasieger im Liegendschießen von Athen Matthew Emmons (USA) abgefangen und belegte in der Endabrechnung den neunten Platz. Christian Stautmeister (Lehre) wurde nach den 60 Schuss des Vorkampfes mit 592 Zählern auf Rang 41 notiert und Torsten Krebs (Dudenhofen) kam mit 589 Ringen auf den 55. Platz.

Bundestrainer Claus-Dieter Roth konnte am Ende der beiden heutigen Wettbewerbe ein überwiegend positives Fazit ziehen: „Bei den Damen bin ich mit den geschossenen Ergebnissen sehr zufrieden. Das war ein sehr gute Mannschaftsleistung, wenn ich schon einmal in Richtung WM in Zagreb denke. Es war ein toller Wettkampf. Sonja nach 398 Ringen im Vorkampf und 104,0 Ringen im Finale nur auf dem fünften Rang, das ist kaum zu glauben, aber Hut ab vor ihrer Leistung und natürlich auch vor den Ergebnissen der anderen Schützinnen.

Wenn man mich vor diesem Wettkampf gefragt hätte, welches Resultat für den Finaleintritt notwendig ist, hätte ich auf 397 Ringe getippt. Man musste heute noch einen Ring draufsatteln und dies ist von der Leistungsdichte bei den Damen her gesehen, höchst beeindruckend.

Bei den Herren sah es bis zum 59. Schuss bei Frank Köstel in Richtung Finalteilnahme super aus, doch dann schießt er mit zwei Neunern aus. Er musste heute der Tatsache Tribut zollen, dass er zum ersten Mal bei einem Weltcup so gut platziert war. Er wusste, dass er mit nur zwei Neunern bei 58 Schuss fast sicher im Finale dabei ist. Mit diesem Wissen vor den letzten beiden Schüssen ist er ein wenig nervös geworden und schon war es vorbei. Ich denke aber, dass er zukünftig noch öfter in diese Situation kommen wird und dann wird er nicht mehr mit zwei Neunern ausschießen, dessen bin ich mir sicher.

Christian Stautmeister hat seinen ersten Weltcup hier geschossen und er hat eine gute Leistung gezeigt. Ich habe ihn für die Weltcups in München und Mailand nominiert, weil er derzeit in der WM-Ausscheidung fürs Luftgewehr führt und er war hier nicht unter Zugzwang, die 596 aus der WM-Ausscheidung zu bestätigen. Ich bin für ihn und die gesamte Entwicklung im Luftgewehr der Herren sehr optimistisch. Wir sind da auf einem guten Weg, obwohl bei Torsten Krebs die 589 Ringe heute gegenüber den anderen Schützen schwach war. Torsten hat aber zur Zeit außerhalb des Schießsports viel um die Ohren und ich denke, dass wir auch bald bei ihm wieder vordere Platzierungen vermelden können.“

Alle bisherigen Ergebnisse vom Weltcup in München finden Sie hier.