International

„Der Weg zum Erfolg ist weiter geworden“

04.04.2005 00:00

Die neuen Regeln, die ab Jahresbeginn für die Disziplin Schnellfeuerpistole gelten, haben gravierende Umstellungen im Wettkampf mit sich gebracht, wie sich am vergangenen Wochenende bei der ersten internationalen Standortbestimmung in Wiesbaden zeigte.

 

Gerade für die Junioren haben diese Änderungen natürlich erhebliche Auswirkungen, denn die jungen Schützen müssen nun schon in der Trainingsphase andere Maßnahmen ergreifen. Mit der Bundestrainerin für den Nachwuchs des Deutschen Schützenbundes, Bärbel Georgi (Foto rechts im Gespräch mit Junior Tim Goelden), führten wir dazu das folgende Gespräch:

„Welche Trainingsmaßnahmen wurden für Sie jetzt unter den neuen Gegebenheiten erforderlich, um die Leistungen der jungen Schnellfeuerschützen so nahtlos wie möglich auf höchstem internationalen Niveau zu halten ?“

„Wir haben mit mehr Athletik angefangen, vor allem im Schultergürtel- und Rückenbereich sowie bei Beinen und Armen. Wir haben weiterhin Krafttraining durchgeführt und haben dieses Jahr versucht, die Maximalkraft jedes einzelnen Schützen noch zu erhöhen. Letzteres haben wir bisher in dieser Form noch nie gemacht.“

„Wo gibt es den in dieser Beziehung noch Nachholbedarf ?“

„Nachholbedarf sehe ich darin, dass wir bei allen Nachwuchsschützen noch mehr Stabilität in den Körper reinbringen müssen.“

„Gesundheitliche Probleme kann es aber durch die Änderungen am Sportgerät wie zum Beispiel den stärkeren Rückschlag bei den Jugendlichen nicht geben ?“

„Nein auf keinen Fall, denn sonst könnten ja die Mädchen die Disziplin Sportpistole schon gar nicht schießen. Dort herrschen bezüglich Abzug und Rückschlag die gleichen Bedingungen. Sie schießen auch fünf Schüsse, zwar mit etwas höherer Pause zwischendurch, aber das lässt sich schon vergleichen. Gesundheitliche Probleme gibt es da aber überhaupt nicht.“

„Die Umstellung der Waffe von der früheren Schnellfeuerpistole nun auf die Sportpistole hat ja schon gravierende Folgen, was die Ringzahlen anbetrifft. Wie groß sehen Sie den Unterschied zu früheren Ergebnissen ?“

„Ich hatte schon damit gerechnet, dass die Differenz in den Ringzahlen, verglichen mit den Resultaten in Zeiten der alten Schnellfeuerpistole sehr groß sein würde. Nach den letzten Trainingseinheiten vor dem Wettkampf am vergangenen Wochenende in Wiesbaden kam dann bei mir kurzfristig die Hoffnung auf, dass die Leistungen nicht so sehr abrutschen würden, aber es hat sich dann doch gezeigt, dass die Umstellung unter Wettkampfbedingungen gravierend sind.“

„War es aber nicht doch ein wenig die Nervenbelastung, die zu den schwächeren Ergebnissen bei der 12. Internationalen Schnellfeuerwoche bei den Junioren ganz allgemein geführt hat ? Bei den Erwachsenen war es ja ähnlich.“

„Gut, die Erwachsenen haben aber dann ihre Leistungen am zweiten Tag schon gesteigert. Ganz generell gilt: in den Langserien, also über acht und sechs Sekunden, werden wir mittelfristig wieder das Niveau von 98, 99 und sogar teilweise wieder 100 Ringen erleben. Aber in den kurzen Serien über vier Sekunden müssen wir uns darauf einstellen, dass hier eine 40er- oder 42er-Serie die Normalität ist. Diese kurzen Serien werden zukünftig von den Ringzahlen nicht mehr so hoch wie früher ausfallen und das wird ein psychologisches Problem werden, denn man muss den jungen Schützen dann vermitteln, dass ein solchen Ergebnis mit einer früheren 46er-Serie zu vergleichen ist. Wichtig wird es sein, dass nach einer solchen schlechten Serie der Schütze in der Lage ist, wieder eine gute Serie zu schießen. An diesem Problem werden wir psychologisch arbeiten müssen.“

„Erwarten Sie, dass sich durch die neuen Regeln, die der Internationale Schießsport Verband beschlossen hat, stärkere Felder in der Schnellfeuerpistole ergeben ?“

„Nein, definitiv nicht, denn die Schnellfeuerpistole ist per se eine Sportart, die sehr schwierig ist und der Weg zum Erfolg ist durch diese Umstellungen noch weiter geworden als vorher mit der kurzen Waffe. Man kam früher schneller zu einem gewissen Niveau und damit auch zum Erfolg. Es sind ja auch nicht die normalen Waffen, mit denen jetzt die Wettkämpfe geschossen werden. Es sind wieder modifizierte Pistolen, aber das wussten wir schon vorher, weil es gar nicht anders geht. Meiner Ansicht nach werden wir daher keinen nennenswerten Zulauf in dieser Disziplin bekommen.“