International

Deutsch-Japanische Sportfreundschaft seit fast 30 Jahren

31.03.2010 13:42

Seit einer Woche sind im Bundesleistungszentrum in Wiesbaden-Klarenthal nicht nur die bekannten und alltäglich vertrauten Laute zu hören, sondern des öfteren mischen sich auch für einheimische Ohren exotische Klänge in das Wortgewirr. Eine Trainingsgruppe aus Japan hält sich für zwei Wochen beim Deutschen Schützenbund auf und die jungen Nachwuchsschützen aus Fernost bereichern das sonst eher geschäftige Bild enorm.

 

„Über das japanische Kultusministerium kamen 1981 die ersten Kontakte nach Deutschland und speziell hierhin nach Wiesbaden zustande“, weiß Delegationsleiter Tobashi Kanno, „ein Sportler, Toshiaki Kurita, blieb damals sogar ein volles Jahr in Deutschland, um hier zu trainieren und das Ausbildungssystem kennen zu lernen. Schon ein Jahr später kam er mit einer ersten Gruppe nach Deutschland, um hier von den Trainern und dem gesamten Umfeld zu profitieren.“ 

Astrid Harbeck, die Leiterin der DSB-Schießsportschule, erinnert sich: „Vor 30 Jahren schoss ich selbst noch aktiv und organisierte Wettkämpfe mit Teams aus unserem Verein gegen die japanischen Gastmannschaften. Darüber hinaus kümmerte ich mich damals wie heute um das Rahmenprogramm, bringe die jungen japanischen Sportlern mit Jugendgruppen aus Deutschland zusammen und stelle Ausflugsprogramme zusammen, damit unsere Gäste einen möglichst umfangreichen Eindruck von Deutschland mit nach Hause nehmen.“ 

Inzwischen sind diese deutsch-japanischen Besuche zu einer Regelmäßigkeit geworden, denn in diesem Jahr sind die Nachwuchsschützen aus dem „Land der aufgehenden Sonne“ zum 15. Mal in der hessischen Landeshauptstadt. 

„Früher gab es in Japan keine Trainingsstätten, die auch nur minimal mit den deutschen Verhältnissen vergleichbar waren. Wir hatten einen enormen Nachholbedarf. Durch die im Laufe der Jahre vermehrte Kenntnis gerade des deutschen Ausbildungssystems konnten wir in unserer Heimat in der letzten Zeit den Vorsprung, den Sportler aus Europa früher hatten, kompensieren. Auch in Japan gibt es heute moderne Trainingsstätten, aber wir kehren immer wieder gerne nach Deutschland und Wiesbaden zurück.“ 

Die jungen Sportler trainieren nahezu den ganzen Tag im Bundesleistungszentrum des Deutschen Schützenbundes, vervollkommnen unter den Anweisungen erfahrener Trainer ihre Schusstechnik. Darüber hinaus ist selbstverständlich auch der Gedanke des kulturellen Austausches ein wichtiger Bestandteil des Besuchprogramms. 

„Wir waren gestern in Heidelberg, haben uns dort umgesehen, denn natürlich ist auch das Zusammenkommen mit jungen deutschen Sportlern für uns ein wesentlicher Gesichtspunkt“, so Delegationsleiter Tobashi Kanno, der dann noch einen ganz speziellen japanischen Aspekt dem Deutschland-Besuch abzugewinnen weiß: „In Japan sind die gesellschaftlichen Strukturen ja längst nicht so durchlässig, wie in Ihrem Land. So müssen zum Beispiel jüngere Menschen Ältere mit größtmöglichem Respekt und Höflichkeit grüßen,“ und lässt die eindrucksvolle Geste eines demütigen Grußes mit zackiger Kopfbeugung folgen. 

„Bei uns gibt es jedoch die so genannte „Deutsche Gruppe“. Dies sind alles Mitglieder von Delegationen, die bei Ihnen hier in Wiesbaden waren und wenn die sich treffen, ist die formelle Unterscheidung zwischen Jung und Alt und den sonstigen Gesellschaftsschichten aufgehoben. Dann bewegen sich alle auf Augenhöhe.“ 

Wieder etwas dazugelernt, sagt sich auch der Autor dieser Zeilen und wünscht den jungen Sportlern aus Japan noch eine schöne Zeit in Deutschland, eine gute Heimreise und ein „itsudemo irashite kundasai“, ein jederzeit „Herzliches Willkommen“ auch in den nächsten 30 Jahren beim Deutschen Schützenbund in Wiesbaden.