Weltmeisterschaften
Deutsche Bogenmannschaft mit hervorragendem WM-Resultat
Die deutschen Bogenschützen zeigten sich beim ersten großen internationalen Wettbewerb des Olympiajahres in hervorragender Form. Bei den Hallen-Weltmeisterschaften in der türkischen Hauptstadt Ankara stehen die Berlinerin Lisa Unruh (Foto) und die Männermannschaft in den Recurveentscheidungen in den Finals und kämpfen um Gold. Schon in der Vorrunde waren die Schützlinge von Bundestrainer Oliver Haidn bärenstark aufgetreten. Das Frauenteam und Lisa Unruh beendeten die Qualifikation jeweils als Erste, die Männer kamen auf den dritten Platz.
Lisa Unruh fegte geradezu durch die Ausscheidungsrunden, nachdem sie mit 294 Ringen in der Vorrunde die Beste des Weltklassefeldes gewesen war. Gegen Jennifer Schneider (USA) und Audrey Adiceom (Frankreich) landete die Polizistenanwärterin zunächst zwei glatte 6:2-Siege. Im Viertelfinale erwies sich die Georgierin Kristine Esebua als härtere Widersacherin, doch letztlich siegte Unruh beim 6:4 weiter ohne größere Schwierigkeiten. Die Ukrainerin Veronika Marchenko hatte gegen die deutsche Quotenplatzgewinnerin für Olympa in Rio erneut glatt mit 2:6 das Nachsehen, so dass Lisa Unruh jetzt dem finalen Duell mit Natalia Lesniak aus Polen entgegen sieht.
Die Hallenweltmeisterin von 2009, Karina Winter, strapazierte in den ersten beiden Runden stark die Nerven des Betreuerteams. Sowohl gegen Anastasia Pawlowa (Ukraine)als auch gegen Aybuke Aktuna aus der Türkei setzte sie sich erst im Stechen durch. Doch beim 0:6 im Viertelfinale gegen die Italienerin Claudia Mandia erwies sich die Berlinerin als chancenlos. Veronika Haidn-Tschalowa aus Deggendorf erwischte einen glanzvollen Start in die Ausscheidung, als sie die russische Weltklasseschützin Natalia Erdinijewa mit 6:2 besiegte. Die Hallen-Europameisterin des Vorjahres musste jedoch diesmal im Achtelfinale nach dem 3:7 gegen Tomomi Sugimoto (Japan) die Segel streichen.
Als Team entwickelte sich nach dem Freilos in Runde eins im Viertelfinale gegen Polen für die Deutschen ein kleines Drama. Denn das Trio kam überhaupt nicht in die Partie und lag schnell mit 0:4 zurück. Doch es spricht für die Moral und Stärke des Team, dass es zurück kam und den Ausgleich zum 4:4 schaffte. Doch im Stechen flogen zwei deutsche Pfeile in die Neun, so dass die Polinnen durch das 29:28 ins Halbfinale einzogen.
Die Männer zeigten sich vor allem als Mannschaft bärenstark. Sie drangen sogar bis ins Finale vor und trafen dort wie bei den Europameisterschaften im Vorjahr auf Frankreich, als es allerdings eine Niederlage gegeben hatte. In Ankara marschierten Florian Kahllund (Fockbek), Florian Floto (Braunschweig) und Carlo Schmitz (Duisburg) souverän durch das Viertel- und Halbfinale, nachdem sie im Achtelfinale durch ihren dritten Platz mit 1747 Ringen in der Qualifikation ein Freilos erkämpft hatten. Gegen Georgien gelang dem deutschen Trio ein klarer 5:1-Erfolg. In der Vorschlussrunde gegen die Ukraine mussten die Deutschen schon mehr kämpfen, doch letztlich blieben sie auch beim 5:3 ungefährdet.
Im Einzel lief es hingegen nicht so gut. Einzig Europameister Florian Kahllund zeigte sich in guter Verfassung und drang bis ins Viertelfinale vor. Zuvor hatte er Anton Prilepow (Weißrussland) mit 6:4 und im Achtelfinale den Russen Alexander Kozhin mit 7:1 glatt besiegt. Gegen den Ukrainer Heorhij Iwanitski scheiterte der Norddeutsche im Viertelfinale mit Pech. Nach dem 5:5 nach Sätzen musste ein Stechpfeil entscheiden, Kahllund traf bei der Zehn seines Kontrahenten lediglich die Acht.
Florian Floto und Carlo Schmitz scheiterten gleich in der ersten Runde. Floto verlor gegen Thomas Antoine mit 3:7, und auch für Schmitz war mit Olivier Tavernier ein Franzose beim 2:6 Endstation.
Im Nachwuchsbereich waren drei deutsche Sportler am Start. Michelle Kroppen aus Jena beendete die Qualifikation als Zehnte mit 288 Ringen und überstand auch die erste Ausscheidungsrunde durch ein 6:2 über die Mexikanerin Arizpe Reyna Betsabe Reyes. Im folgenden Achtelfinale hatte die Ebersberger Bundesligaschützin jedoch beim 0:6 gegen Szu-Ping Su keine Chance. Die Taiwanesin erwies sich sogar als die Beste des Feldes, denn durch ein 10:9 im Stechen über Tatiana Andreoli aus Italien wurde sie Hallen-Weltmeisterin.
Für Adrian Scheiding (Neugönna) und Johannes Maier (Thierhaupten) kam das Aus bereits in der ersten Runde. Scheiding unterlag dem Russen Aldar Gombozhapow mit 1:7, während Maier gleich gegen den späteren Finalisten Dan Olaru aus Modawien anzutreten hatte und mit 0:6 verlor. Olaru unterlag im Finale dem Italiener David Pasqualucci mit 2:6.
- Bericht: Harald Strier
- Foto: Harald Strier
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