International

Deutsche Damen Weltmeisterinnen mit dem Luftgewehr

24.07.2006 00:00

Die deutschen Damen sind soeben Weltmeisterinnen mit dem Luftgewehr geworden. In der Besetzung Sonja Pfeilschifter (Ismaning/Foto Mitte), Barbara Lechner (Triftern/Foto links) und Sylvia Aumann (Landshut/Foto rechts) gewann das Team des DSB mit 1192 Ringen am zweiten Tag der Weltmeisterschaften im Sportschießen in Zagreb (Kroatien) vor China (1190 Ringe) und Russland (1187 Ringe).

 

Im Einzelwettbewerb erreichten Sonja Pfeilschifter mit 399 Ringe das Finale an Position eins sowie Barbara Lechner, die mit 397 Zählern nach dem Vorkampf als Siebente in die Entscheidung gingen. In dieser Endrunde war es dann jedoch die Anfangsphase, die aus deutscher Sicht leider schon die Hoffnungen schwinden ließen.

Sonja Pfeilschifter eröffnete mit einer 9,1 und ließ nach einer 10,2 im zweiten Schuss eine 9,2 im dritten Durchgang folgen. Dies bedeutete in diesem Klassefeld das Aus für alle Medaillenträume der deutschen Anhängerschaft, die sich zahlreich auf der Tribüne eingefunden hatte.

Die dreifache Einzelweltmeisterin aus Bayern fiel auf Rang sieben zurück und wechselte sich während des gesamten Finales immer wieder mit Barbara Lechner ab, die eine konstante Endrunde absolvierte. Nach Abschluss der zehn Finalschüsse kam Sonja Pfeilschifter mit 100,0 Ringen im Finale und einem Gesamtergebnis von 499,0 Zählern auf den sechsten Rang, gefolgt von Barbara Lechner, die im Finale 101,6 Ringe erzielte und mit 498,6 Zählern den siebten Platz belegen konnte.

Ganz vorne war es äußerst spannend, denn die Olympiasiegerin von Athen 2004, Li Du, und die als Achte ins Finale gekommene Yinghui Zhao (beide China) machten enorm Dampf und griffen die vorderen Positionen konsequent an. Nach dem siebten Durchgang führten die beiden Chinesinnen das Feld an, doch eine schwächere Endphase von Yinghui Zhao ließ die Verfolger wieder herankommen.

Li Du (502,1 Ringe) hatte nach dem zehnten und abschließenden Finalschuss Gold sicher. Silber ging an Katerina Kurkova (Tschechische Republik/501,8 Ringe) und über die Bronzemedaille freute sich Olga Dovgun (Kasachstan/500,9 Ringe).

„Ich hatte einen schlechten Start in das Finale“, so Sonja Pfeilschifter (Foto) nach dem Wettkampf, „und bei diesem Feld kann man den Rückstand dann einfach nicht mehr aufholen. So ein schlechtes Finale habe ich sicher schon lange nicht mehr geschossen und dann ausgerechnet bei der WM ist halt besonderes Pech. Aber gut, darüber zu lamentieren lohnt jetzt wenig. Wir sind Mannschaftsweltmeister heute geworden und das hat auch einen hohen Stellenwert.

Geärgert habe ich mich trotzdem ein wenig, dass ich als Erste in der Vorbereitung kaum richtig Zeit hatte, denn während die Achte schon minutenlang am Stand war, musste ich als Führende warten, bis ich aufgerufen wurde und zu meinem Stand gehen durfte. Dann ging es auch schon sofort los und darüber sollte man mal nachdenken. Ich fühlte mich da schon ein wenig benachteiligt.“

Barbara Lechner nach dem Finale: „Der siebte Platz hier bei der Weltmeisterschaft ist absolut in Ordnung. Ich hätte vielleicht noch im Finale ein bisschen besser schießen können, aber die drei Führenden haben verdient gewonnen. Ich freue mich über das Mannschaftsgold, das für mich genauso wichtig ist, wie ein Einzeltitel. Das war heute insgesamt ein sehr guter Wettkampf von mir, wobei das Luftgewehr eigentlich nicht meine Disziplin ist. Mein Herz gehört dem Kleinkaliber, dem Sportgewehr, und auf diesen Wettkampf hier freue ich mich sehr.“

Sylvia Aumann verpasste das Finale bei 396 Zählern als Neunte um einen Ring, holte aber mit dieser hervorragenden Leistung den zwölften Quotenplatz für den Deutschen Schützenbund im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2008 in Peking: „Ich bin total glücklich. Es lief heute den ganzen Tag schon optimal und der Quotenplatz ist nach dem Mannschaftsgold noch das Zuckerl für mich obendrauf.“

 

Im Luftgewehr der Herren stand kein deutscher Schütze im Finale. Norbert Ettner (München/Foto) schoss einen guten Wettkampf und wurde mit 594 Ringen im Gesamtklassement als bester DSB-Teilnehmer auf Rang 14 notiert. Christian Stautmeister (Lehre) zeigte mit 592 Ringen einen konstanten Wettkampf, der für den jungen Niedersachsen mit Platz 36 endete und Frank Köstel (Weingarten) kam mit 589 Ringen auf Platz 58.

Norbert Ettner zog ein positives Fazit seines WM-Auftritts: „Es war ein extrem schwerer Wettkampf für mich, denn ich schwitze sehr schnell und bei den tropischen Temperaturen im Zelt musste ich permanent das Gesicht abwischen. Das stört natürlich enorm. Dazu hatte ich neben mir einen Schützen, der laufend vom Schießstand ging und wieder zurückkam, weil auch er sich immer wieder abtrocknen musste. Auch das ist für die eigene Konzentration nicht gut.

Ich habe aber meinen Wettkampf durchgezogen, bin mit dem Ergebnis von 594 Ringen zufrieden. Damit habe ich die Trainingsleistungen in den Tagen zuvor voll bestätigt. Natürlich wäre ich gerne ins Finale gekommen, dafür ist man schließlich bei einer Weltmeisterschaft, aber ich habe meine Leistung gebracht.“

Frank Köstel (Foto) haderte ein wenig mit seinem Wettkampf: „Ich habe mit einem neuen Abzug geschossen und das hat mir doch große Probleme bereitet. Dazu kam, dass mein Gewehr in München am Flughafen nicht mitkam und ich daher erst einen Tag später mit meiner Waffe trainieren konnte. Diesen einen Tag hätte ich dringend benötigt.“

Bundestrainer Claus-Dieter Roth: „Norbert Ettner fehlte ein Ring zum Finale und auch zum olympischen Quotenplatz, der in absoluter Reichweite war, das ist schon schade. Mit seinem Ergebnis bin ich zufrieden, genau wie auch mit Christian Stautmeister. Frank Köstel hat sich mit seinen 589 Ringen sicherlich unter Wert verkauft, er kann deutlich mehr. Eine Trainingseinheit mehr hier in Zagreb wäre nötig gewesen, dementsprechend schönen Dank Lufthansa.

Wenn Frank Köstel in die Neunzig geschossen hätte – und das kann er ja – wären wir mit der Mannschaft vorne mit dabei gewesen. Er ist schwer in den Wettkampf gekommen, hat beispielsweise für die erste Serie 25 Minuten benötigt. Normalerweise hat er zu diesem Zeitpunkt schon das Doppelte absolviert.“

Abhinav Bindra (Indien) heißt der neue Weltmeister im Luftgewehr der Herren. Nach einem spannenden Finale mit häufigen Führungswechseln siegte der junge Inder, der lange auch Trainingsgast beim Deutschen Schützenbund in Wiesbaden-Klarenthal war, mit 699,1 Ringen vor Alin George Moldoveanu (Rumänien/698,3 Ringe) und Qinan Zhu (China/697,9 Ringen).

Den Mannschaftswettbewerb gewann China vor Russland (beide 1783 Ringe) und Österreich (1782 Ringe). Das Team des Deutschen Schützenbundes belegte mit 1775 Ringen den achten Platz.

Die erste Entscheidung heute Morgen erbrachte gleichzeitig auch die erste Medaille für den Deutschen Schützenbund. In der Besetzung Florian Schmidt (Frankfurt/Oder/Foto), Florian Brunner (Freiberg) und Manuel Heilgemeier (Buchenberg) gewannen die Junioren des DSB mit 1629 Ringen die Bronzemedaille im Mannschaftswettbewerb mit der Freien Pistole.

Gold ging an China, das auf insgesamt 1641 Ringen kam und damit seine Vorherrschaft in vielen Disziplinen wieder einmal nachhaltig unterstreichen konnte. Die Silbermedaille ging an Südkorea, das mit 1630 Ringen nur einen Zähler vor dem deutschen Team lag.

Auch in der Einzelwertung konnte der deutsche Nachwuchs überzeugen. Florian Brunner verpasste mit 549 Ringen nur knapp das Medaillenpodest und wurde Vierter. Florian Schmidt, gestern noch enttäuscht nach seinem Wettkampf mit der Luftpistole, zeigte heute eine deutlich bessere Leistung und platzierte sich mit 546 Ringen auf Platz acht, was einem Finalplatz in einem normalen Wettbewerb entsprach. Bei den Weltmeisterschaften gibt es nach den Regeln des Internationalen Schießsportverbandes jedoch kein Finale bei Juniorinnen und Junioren.

Auch Manuel Heilgemeier zeigte einen guten Wettkampf und kam am Ende mit 534 Ringen auf den 24. Platz. Gold in der Einzelwertung ging an Qifeng Pu (China/560 Ringe), Zweiter wurde Wentsislaw Sawow (Bulgarien/554 Ringe) und die Bronzemedaille gewann Daemyung Lee (Südkorea/552 Ringe).

In der Sportpistole der Juniorinnen kamen deutsche Teilnehmerinnen nicht in die Nähe der Medaillenentscheidungen. Als beste deutsche Nachwuchsschützin kam Martina Peter (München/Foto) mit 560 Zählern auf den 26. Rang, 28. wurde Ina Steinicke (Siegen) mit 559 Ringen und Stefanie Baur (Dettenschwang) belegte mit 541 Ringen Platz 44.

 

Es siegte Zorana Arunovic (Serbien und Montenegro/577 Ringe) vor Lu Yu (China/576 Ringe) und Aslena Suslonowa (Russland/575 Ringe). Die Mannschaftswertung ging an China (1715 Ringe) vor Bulgarien (1710 Ringe) und Russland (1708 Ringe). Die deutschen Juniorinnen belegten mit insgesamt 1660 Ringen den achten Platz.

 

Die kompletten Resultate der Weltmeisterschaften 2006 in Zagreb finden Sie nach Abschluss der jeweiligen Wettkämpfe hier.