Weltcup

Deutscher Doppelsieg und Quotenplatz mit der Schnellfeuerpistole

20.06.2011 16:24

Christian Reitz (Raunheim/Foto Mitte) und Ralf Schumann (Stockheim/Foto links) waren die letzten beiden Schützen am Stand. Zwischen ihnen ging es im Finale mit der Schnellfeuerpistole beim Weltcup auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück um Gold und Silber. Bei dieser Platzierung war klar, dass der dreimalige Olympiasieger Ralf Schumann dem Deutschen Schützenbund des 13. Quotenplatz hinsichtlich der Olympischen Spiele 2012 in London gesichert hatte.

 

Das Gesamtduell zwischen den beiden erfolgreichen DSB-Schützen endete schließlich mit 33:31 für Christian Reitz, der damit das Gold gewann, aber Ralf Schumann war mit Silber vollauf zufrieden, denn hinter ihm lag ein gewaltiger Kraftakt.

Zunächst hatte der beste deutsche Schütze der letzten zwei Jahrzehnte gestern mit 293 Ringen im ersten Halbprogramm ein ausgezeichnetes Ergebnis erzielt, musste heute im zweiten Halbprogramm noch einmal um den Einzug in das Finale zittern, denn nach 288 Ringen und insgesamt 581 Zählern musste er gegen zwei weitere Konkurrenten um einen freien Finalplatz streiten.

Dieses Stechen gewann der vielfache Welt- und Europameister mit 49 Ringen klar vor Than Ha Minh (Vietnam) und Keith Henderson (USA), die 47 und 44 Ringe erzielten. Christian Reitz dagegen war mit Halbprogrammen von 290 und 293 Ringen und einem Gesamtergebnis von 583 Zählern problemlos in die Endrunde gelangt.

Im Finale, als alle sechs Schützen wieder bei Null begannen und das neue ISSF-Regelwerk zur Anwendung kam, in dem es nur noch ab 9,7 und höher einen Treffer gibt, alle anderen Ergebnisse mit Fehler gewertet werden, begann es für Ralf Schumann (Foto) mit zwei Serien von drei Treffern wieder nicht optimal. Darüber hinaus hatte er noch eine Waffenstörung im ersten Durchgang, den er dann noch einmal wiederholen durfte.

Er musste in dieser Entscheidung auch entweder Martin Strnad (Tschechien) oder Emil Milev (USA/oberes Foto rechts) hinter sich lassen, um einen Quotenplatz für den DSB zu gewinnen.

Überraschend fanden ausgerechnet die beiden Führenden nach dem Vorkampf, Alexei Klimow (Russland) und Jian Zhang (China), überhaupt nicht in das Finale hinein, sodass zunächst der Chinese nach vier Durchgängen und daraufhin nach der nächsten Serie auch der Russe sich aus dem Feld verabschiedeten.

Im sechsten Durchgang fiel die Entscheidung, denn Emil Milev traf nur einmal und auch Martin Strnad zeigte mit zwei Treffern zum erstenmal Schwächen in diesem Finale, während Ralf Schumann mit der optimalen Ausbeute von fünf Treffern Hauptkonkurrent von Christian Reitz wurde, der zu diesem Zeit-punkt in Führung lag. Im zweiten Stechen verlor der Tscheche gegen den gebürtigen Bulgaren, der seit einiger Zeit für die USA startet und spätestens ab jetzt hellten sich die Mienen der deutschen Zuschauer auf, denn Martin Strnad war damit ausgeschieden. Das Ziel Quotenplatz war erreicht.

Vor dem letzten Durchgang führte Ralf Schumann dann sogar mit 29:28 gegen den jüngeren Mannschaftskollegen, der in Peking 2008 die Bronzemedaille gewann. Emil Milev war kurz zuvor ausgeschieden und gewann mit 25 Treffern Bronze.

Christian Reitz (Foto) absolvierte den letzten Durchgang mit fünf Treffern, während für Ralf Schumann zwei Mal die weiße Scheibe an der elektronischen Anzeigetafel aufleuchtete, die einen Treffer bedeuteten und das war der Sieg für den Wahl-Hessen, der seinen Sieg anschließend auf diese Weise kommentierte: „Das neue Finale hat Vor- und Nachteile. Für den Schützen ist es natürlich ein Vorteil, dass alles wieder bei Null beginnt. Darüber hinaus verzeiht die neue Regel auch mal einen schwächeren Schuss oder sogar eine schwächere Serie, weil dadurch nicht viel verloren geht, lediglich ein oder zwei Treffer, die schnell wieder aufzuholen sind.

Auf der anderen Seite dauert es gerade am Anfang ziemlich lange, wenn sechs Schützen am Stand sind und jeder Einzelne erst nach sieben bis acht Minuten wieder drankommt. Und auch die höhere Anzahl von Durchgängen – im Optimalfall sind es ja acht Serien und nicht nur vier wie früher, die Vorbereitungsserie jetzt mal nicht mitgezählt – macht es für uns natürlich anstrengender.“

„Die Waffenstörung am Anfang des Finales war ein Kontaktfehler der Batterie, die nicht ausgelöst hatte", so Ralf Schumann zum Finalbeginn, "aber ich habe schnell die Waffe gewechselt und dann ging es weiter. Es war von der Visierung her gesehen ein sehr schweres Licht hier in der Halle, man sah das Korn fast überhaupt nicht und ich hatte mich dann schon gewundert, dass einige Schüsse doch so gut geraten waren. Im neuen Finale stehen wir stark unter Druck, denn alle Serien werden im Vier-Sekunden-Rhythmus absolviert und das ist enorm anstrengend. Ich hatte heute mich ganz auf mich selbst konzentriert und das Ergebnis der Konkurrenz nur am Rande wahrgenommen.“

Bundestrainer Peter Kraneis: „Nachdem Ralf das Stechen gewonnen hatte, und das war eine richtige Zitterpartie, bekam ich ein sehr gutes Gefühl für das Finale. Sein Finalstart mit zwei Dreier-Serien war in Ordnung, darunter sollte man nicht schießen, aber der Rückstand wird nicht so groß, als dass man ihn nicht aufholen könnte. Anschließend müssen dann natürlich auch Serien von vier oder fünf Treffern kommen, um zu gewinnen und dies haben unsere beiden Topschützen ja heute eindrucksvoll bewiesen.“

Philipp Wagenitz (Dresden), der dritte Teilnehmer des Deutschen Schützenbundes in diesem Wettbewerb, wurde mit 574 Ringen auf dem 23. Platz notiert.

Alle Ergebnisse des Weltcups in München finden Sie nach Abschluss der Wettbewerbe über diesen Link.