Jugend

Deutsches Olympisches Jugendlager

09.09.2016 06:12

Der Traum, die olym­pi­schen Spie­le ein­mal haut­nah mit­zu­er­le­ben, wurde für mich die­sen Som­mer in Bra­si­li­en wahr. Ge­mein­sam mit 49 wei­te­ren Ju­gend­li­chen aus ganz Deutsch­land durf­te ich Teil­neh­mer des Deut­schen Olym­pi­schen Ju­gend­la­gers sein.

Nach 16 auf­re­gen­den Tagen in Rio de Ja­nei­ro sind wir am 20. Au­gust wie­der wohl­be­hal­ten in der Hei­mat an­ge­kom­men. Auf­re­gen­de und un­ver­gess­li­che Tage lie­gen hin­ter uns. Und für mich steht fest, dass es sich bei „Olym­pia“ nicht nur um Gold­me­dail­len dreht…


Wir hat­ten die Mög­lich­keit sie­ben ver­schie­de­ne Wett­kämp­fe zu be­su­chen; auch wenn unter ihnen lei­der keine Ge­wehr-​ oder Pis­to­len­wett­kämp­fe waren, be­such­te ich viele in­ter­es­san­te Wett­kämp­fe in an­de­ren Sport­ar­ten. Be­son­ders ge­fal­len, haben mir die Bo­gen­wett­kämp­fe und das Tisch­ten­nis­fi­na­le der Damen. Oft muss­ten wir weite Stre­cken mit der Metro und dem Bus auf uns neh­men, um die Wett­kampf­stät­ten zu be­su­chen, was sich ab­so­lut ge­lohnt hat. Neben dem Be­su­chen von Wett­kämp­fen haben wir auch ty­pi­sche Se­hens­wür­dig­kei­ten und Orte, wie die Chris­tus­sta­tue oder die Co­paca­ba­na be­sucht.


Wel­ches ganz­heit­li­che Ziel das Ju­gend­la­ger ver­folgt, wurde mir dann be­wusst, als wir uns auch mit den Men­schen im Land und deren Kul­tur und Le­bens­wei­sen be­schäf­tigt haben.


Ein­blick in die bra­si­lia­ni­sche Kul­tur haben wir bei­spiels­wei­se durch Ken­nen­ler­nen der bra­si­lia­ni­schen Kampf­kunst „Ca­poei­ra“ er­hal­ten, wel­che wir unter An­lei­tung selbst aus­pro­biert haben. Eine Kampf­kunst, die noch aus der Ko­lo­ni­al­zeit Bra­si­li­ens stammt. Ge­mein­sam mit 50 Ju­gend­li­chen aus um­lie­gen­den Fa­ve­las, das sind Ar­muts­vier­tel Bra­si­li­ens, haben wir einen Tag lang ge­mein­sam Sport ge­macht und in Grup­pen ver­schie­de­ne An­sät­ze und Mo­del­le ent­wi­ckelt, wie Olym­pi­sche Spie­le der Zu­kunft aus­se­hen könn­ten, unter dem As­pekt die Spie­le nach­hal­ti­ger zu ge­stal­ten. Dabei kam man na­tür­lich ins Ge­spräch, und die Ju­gend­li­chen er­zähl­ten aus ihrer Sicht, wie sie die olym­pi­schen Spie­le in ihrer Stadt wahr­neh­men. Viele ver­schie­de­ne Sicht­wei­sen wur­den deut­lich, aber in der Ge­samt­heit nah­men die Ju­gend­li­chen die Spie­le der XXXI. Olym­pia­de sehr po­si­tiv war. Auch wenn wir nicht die­sel­be Spra­che ge­spro­chen haben und der Über­set­zer nicht immer da war, hat man sich doch ver­stan­den. Dies zeigt, dass Sport ver­bin­det und die Gren­zen von Her­kunft und Spra­che auf­lö­sen kann.


Wie und wo die Ju­gend­li­chen leben, haben wir uns bis dahin nur wage vor­stel­len kön­nen. Erst der Be­such bei ihnen Zu­hau­se in den Fa­ve­las, mach­te uns klar, unter wel­chen Um­stän­den diese Kin­der ihr täg­li­ches Leben be­strei­ten müs­sen und dass es kei­nes­wegs selbst­ver­ständ­lich ist, wie wir in Deutsch­land leben. Die­ser ex­tre­me Un­ter­schied wurde uns ver­deut­licht, als wir im An­schluss des Fa­ve­la­be­su­ches das Deut­sche Haus be­sucht haben.


Die Be­su­che im Deutsch­ten Haus er­mög­lich­ten uns in di­rek­tem Kon­takt mit Ath­le­ten und Funk­tio­nä­ren der deutschen Olym­pia­mann­schaft zu ste­hen. Auch die Deut­schen Schüt­zen, wie zum Beispiel Selina Gschwandtner (Foto links) und Eva Rösken (Foto rechts), habe ich ge­trof­fen, was mich per­sön­lich sehr ge­freut hat. Des wei­tern er­hiel­ten wir die Mög­lich­keit mit dem DOSB-​Prä­si­denten Al­fons Hör­mann und den DOSB-​Prä­si­di­ums­mit­glie­dern Gu­drun Doll-​Trep­per, Petra Tz­schop­pe und Ingo Weiss kon­tro­ver­se Dis­kus­sio­nen zu den The­men Do­ping­pro­ble­ma­tik, Do­ping­prä­ven­ti­on und eh­ren­amt­li­ches En­ga­ge­ment zu füh­ren. Diese und an­de­re The­men aus Sport und Leben rund um Olym­pia haben wir auch in Work­shops be­han­delt.


Gegen Ende des Ju­gend­la­gers hatte uns eine De­le­ga­ti­on des Sport­aus­schus­ses des Deut­schen Bun­des­ta­ges be­sucht. Mit den Mit­glie­dern haben wir uns über den deut­schen Sport, die Sport­för­de­rung und Zu­kunft des deut­schen Sports un­ter­hal­ten. 


Mich per­sön­lich hat es sehr ge­freut, dass die deut­schen Schüt­zen nach den Olym­pi­schen Spie­len 2012 in Lon­don, die dies­jäh­ri­gen Spie­le der XXXI. Olym­pia­de so er­folg­reich be­strit­ten haben. Mit fünf Me­dail­len und wei­te­ren sehr guten Plat­zie­run­gen zeig­ten die deut­schen Schüt­zen ein­mal mehr, dass der deut­sche Schieß­sport zur Welt­spit­ze ge­hört.


Es war eine un­ver­gess­lich er­leb­nis­rei­che Zeit in Rio, die mir vie­les mit auf den Weg ge­ge­ben hat. Ich habe viele neue Men­schen und Freun­de ken­nen­ge­lernt und freue mich schon auf das Nach­be­rei­tungs­tref­fen in Ham­burg kom­men­den Ok­to­ber. Ein gro­ßes Dan­ke­schön geht an die Deut­sche Schüt­zen­ju­gend, die mich auf mei­ner Reise un­ter­stützt hat.


Beitrag und Foto: Simon Pfeil