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Die Gehörlosen-Nationalmannschaft im BSP in Wiesbaden zu Gast

15.06.2021 11:26

Vom 10. bis 13. Juni war es wieder so weit: An vergangenen Wochenende gastierten die deutschen Gehörlosen-Nationalkaderschützen im Bundesstützpunkt Wiesbaden/Frankfurt und setzten damit eine lange Tradition fort. Es war der Auftakt zur Vorbereitung auf den Höhepunkt – die Deaflympics 2022 in Brasilien.

Foto: DSB / Zu Gast im Bundesstützpunkt Wiesbaden/Frankfurt am Main: Die deutschen Gehörlosen-Nationalschützen.
Foto: DSB / Zu Gast im Bundesstützpunkt Wiesbaden/Frankfurt am Main: Die deutschen Gehörlosen-Nationalschützen.

Schließlich wollen die deutschen Sportschützen bei den Deaflympics – quasi den Weltspielen für Gehörlose – wieder für Furore sorgen: Seit 1924 finden die Wettkämpfe für Gehörlose statt, noch nie kamen deutsche Schützen ohne Medaille zurück. Diese eindrucksvolle Bilanz soll auch 2022 fortgesetzt werden und deshalb fand in Wiesbaden - wie jedes Jahr seit 1983 - mit sechs Gewehr- und sieben Pistolenschützen der erste Lehrgang als Vorbereitung auf die Spiele in Caxias do Sul statt.
Schließlich müssen die Bundestrainer Andras Obermaier (Pistole, seit sechs Jahren) und Manfred Zisselsberger (Gewehr, seit zwölf Jahren) das Team auf maximal zwei Athleten pro Waffengattung reduzieren. Ein harter Prozess, schließlich zählen die deutschen Schützen zu den Besten in der Welt. Die Gewehr-Asse schießen beispielsweise in der 2. oder gar 1. Bundesliga wie Sabrina Eckert (Niederlauterbach), und die routinierten Pistolen-Athleten sorgen seit Jahren für Top-Leistungen auf internationaler Ebene: „Wir sind sehr konkurrenzfähig und im internationalen Vergleich immer die Mit-Favoriten“, sagt Zisselsberger. Und Obermaier ergänzt für seine Sportler: „Wir sind immer vorne dabei.“

Wir sind sehr konkurrenzfähig und im internationalen Vergleich immer die Mit-Favoriten!

Manfred Zisselsberger, Bundestrainer Gewehr über die Qualität seiner Sportschützen

Foto: DSB / Bundesligaschützin Sabrina Eckert zählt zum Gehörlosen-Team und verdeutlicht dessen Qualität.
Foto: DSB / Bundesligaschützin Sabrina Eckert zählt zum Gehörlosen-Team und verdeutlicht dessen Qualität.

Die Schwierigkeit der Gehörlosen (ab 55 Dezibel Hörverlust auf dem besseren Ohr gilt man als gehörlos) liegen vor allem in den Gleichgewichtsstörungen und dass sie ihre Augen sowohl auf die Kampfrichter, die u.a. mit Fahnen die Kommandos geben, als auch auf das Ziel richten müssen. Demzufolge müssen sie immer ihre Blicke wechseln und stets einen neuen, festen Stand aufbauen. Das Tragen der Hörgeräte ist übrigens nicht erlaubt während des Wettkampfs im Gehörlosensport.

Die deutschen Schützen treten in den Disziplinen von 10m bis 50m an, in Brasilien werden erstmals auch Mixed-Wettbewerbe ausgetragen. In den Disziplinen Flinte und Bogen gibt es derzeit keine Teams, da das Minimum von fünf Sportlern gegeben sein muss. Aktuell gibt es ca. 70 Gehörlosen-Sportschützen in Deutschland.

Beim Training wird sich in Gebärdensprache unterhalten, Fachwart Ingo Schweinsberg, mit neun Medaillen bei Deaflympics (je 3x Gold, Silber und Bronze) Rekord-Schütze und noch aktiv, übersetzt auch bisweilen die Anweisungen der Trainer. Wobei auch Obermaier und Zisselsberger die Gebärdensprache sehr gut anwenden können und sich diese über einen längeren Zeitraum angeeignet haben. Übrigens: Schnellfeuerpistolen-Bundestrainer Detlef Glenz betreute die Gehörlosen-Pistolenschützen 15 Jahre, bevor er Bundestrainer von Christian Reitz, Oliver Geis & Co wurde. DSB-Mitarbeiterin Astrid Harbeck war gar 26 Jahre lang Bundestrainerin Gewehr.

Die kurze Visite bei den Sportlern endet. Und die letzte Frage, nach der Qualität des neuen Bundesstützpunktes versteht man auch ohne Studium der Gebärdensprache:  der Daumen geht hoch, die Augen strahlen.

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