Anti-Doping

Dopingprävention in der Deutschen Sportjugend – eine Zwischenbilanz

24.06.2013 13:46

„Die Erkenntnis aus der Dopingproblematik der vergangenen Jahre kann nur lauten, dass in Zukunft noch mehr auf Prävention gesetzt werden muss, um das Dopingproblem eingrenzen zu können“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Sportjugend, Ingo Weiss anlässlich der Ankündigung der Regionalkonferenz Dopingprävention.

Seit 2010 wird innerhalb der Deutschen Sportjugend (dsj) das Projekt „Sport ohne Doping“ umgesetzt. Es ist integraler Bestandteil des Nationalen Dopingpräventionsplans (NDPP) und wird gefördert durch das Bundesministerium des Innern, in 2011 teilweise auch aus Mitteln der Bundesländer Nordrhein Westfalen, Mecklenburg Vorpommern und Schleswig-Holstein. Die Deutsche Sportjugend (dsj) bietet für den Bereich der Dopingprävention Know-How und quailifiziertes Personal auf unterschiedlichen Ebenen an.

Dabei wird ein pädagogischer Ansatz verfolgt, der die Lebenskompetenzen von Kindern und Jugendlichen fördert. Die dsj tritt für einen an den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen orientierten sowie gesunden Sport ein, bei dem die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen im Vordergrund steht. Hierzu gehören die Förderung reflektierten und eigenverantwortlichen Handelns, gesellschaftliche Mitverantwortung und Teilhabe sowie soziales Engagement.

Ausgehend von diesen Bestandteilen des Leitbildes der dsj wurde auch die Konzeption des Projekts "Sport ohne Doping" gestaltet. Um Kompetenzen wie Kommunikation, Entscheidungsfähigkeit, Fähigkeit zum „Nein-Sagen“ zu stärken, muss ein Problembewusstsein bei allen Beteiligten vorhanden sein. Die Übungsleiter/ -innen, Trainer/ -innen und Funktionsträger/ -innen sind hier gefragt Deshalb werden die Multiplikator/-innen im organisiserten Sportüber ein entsprechendes Aus- und Fortbildungssystem geschult, um die notwendigen Kernkompetenzen bei Kindern und Jugendlichen zu verankern.

Das Projekt „Sport ohne Doping“, gliedert sich in mehrere Bausteine auf, die den pädagogischen Ansatz der dsj auf verschiedenen Ebenen aufnehmen und verfolgen. Die dsj arbeitet im Bereich Dopingprävention eng mit Prof. Gerhard Treutlein von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zusammen.

Kernpool Dopingprävention

Das Kernstück war der Aufbau eines Referenten/-innenpools von Expert/-innen, die die Anforderung an qualifizierte Fachkräfte zum Thema Dopingprävention erfüllen. Der Kernpool bestand zunächst aus zehn Personen, die durch Qualifizierungsmaßnahmen von Experten und Expertinnen entsprechend fort- und ausgebildet wurden. Dies geschah hauptsächlich mit dem Ziel, die Gestaltung und Durchführung entsprechender Schulungsmaßnahmen verschiedener Formate abzudecken. Bis 2013 hat sich der Kernpool auf 25 Mitglieder erweitert, die momentan die Nachfrage im organisierten Sport abdecken. Die Referenten und Referentinnen des Kernpools treffen sich 2-3 mal pro Jahr, um sich auszutauschen und auf dem neuesten Stand zu halten. Zusätzlich nutzen sie digitale Medien als Kommunikationstool, um sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten.

Hauptaufgabe des Kernpools ist die Durchführung von Schulungsmaßnahmen im Verbandswesen des Sports, meist mit Ausbildern und Ausbilderinnen, die in den entsprechenden Strukturen als Multiplikatoren/-innen wirken. Mit dieser Top-Down-Strategie soll der pädagogische Ansatz der Dopingprävention flächendeckend im organisierten Sport verankert werden. Seit 2010 wurden bereits über 30 Schulungsmaßnahmen mit über 400 Teilnehmern/-innen durchgeführt. Ziel ist es, den Trainer/-innen und Übungsleiter/-innen ein eigenständiges Aufgabenfeld zu übergeben, für das sie sensibilisiert und über das sie umfassend informiert wurden. Darüber sollen sie in die Lage versetzt werden, kontinuierlich und systematisch Maßnahmen im Bereich Dopingprävention im organisierten Kinder- und Jugendsport durchzuführen. In den Schulungsmaßnahmen soll auch vermittelt werden, dass gerade Trainer und Trainerinnen einen großen Einfluss auf junge Athleten/-innen haben und damit sorgfältig auf diese Thematik vorbereitet werden müssen. Als ein Aspekt sei hier genannt, dass es häufig persönliche Krisen in der Sportbiographie sind, die zur Einnahme von leistungssteigernden Medikamenten führen können. Um diesem Irrweg auszuweichen, sind die Trainer/-innen und Übungsleiter/-innen gefragt, aufmerksam und korrigierend einzugreifen und den Athlet/-innen, mit dem gebotenen Verständnis und ohne zusätzlichen Druck aufzubauen, zu vermitteln, dass zum Sport auch Misserfolge gehören und dass der Weg zu langfristigen Leistungssteigerungen nur über eine gesunde Lebensweise führen kann. Seit 2012 gibt es für die Kernpoolreferent/-innen einen Leitfaden zur Durchführung und Evaluation von Schulungsmaßnahmen, der zukünftig auch von Ausbilder/-innen, die innerhalb des Projektes geschult werden, genutzt werden kann. Der Leitfaden zielt vornehmlich auf die Methodik der Dopingprävention ab.

Juniorbotschafter/-innen Dopingprävention

Mittlerweile hat sich das Konzept der Juniorbotschafter/-innen als Flagschiff der Dopingprävention der Deutschen Sportjugend herausgestellt. Das Projekt ist aus den deutsch-französischen Antidoping-Camps hervorgegangen. Die Juniorbotschafter/-innen Dopingprävention durchlaufen für ihre Aufgabe entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen zu Themen der Dopingprävention und Kommunikation. Sie werden in ihren Aktivitäten kontinuierlich beraten und unterstützt. Zum Baustein dieses Projektes gehören die Durchführung zweier Treffen zur Weiterqualifizierung der schon aktiven Juniorbotschafter/-innen, ein Informationsaustausch, die Gewinnung neuer Juniorbotschafter/-innen sowie die Unterstützung bei der Durchführung eigener Maßnahmen. Diese Maßnahmen dienen dazu, die Juniorbotschafter/-innen optimal für ihre eigenständige Arbeit in der Prävention vorzubereiten. Seit 2009 wurden bereits über 100 Jugendliche zu Juniorbotschafter/-innen ausgebildet und ernannt. Sie sind regional, überregional sowie international aktiv und organisieren dabei Veranstaltungen in ihrem Umfeld selbst und treten als Referent/-innen bei unterschiedlichen Maßnahmen auf. Mittlerweile beteiligen sie sich aktiv und regelmäßig an Konferenzen, Großveranstaltungen oder etwa beim Info-Stand der NADA.

Regionalkonferenzen

 

Ein weiterer Baustein im Projekt "Sport ohne Doping" sind darüber hinaus Regionalkonferenzen, die für das Thema Dopingprävention sensibilisieren sollen und vollständige Informationen für alle interessierten und engagierten Beteiligten, Akteure und Entscheider/-innen bieten. Die Regionalkonferenzen stellen eine Kommunikationsplattform dar, die den Austausch fördern und das Problembewusstsein für die Thematik erweitern sollen. Die bisherigen Regionalkonferenzen mit insgesamt über 150 Teilnehmern/-innen fanden in Pforzheim, Würzburg, Erfurt und Malente statt. Darüber hinaus fand 2011 eine große Fachkonferenz zum Thema Dopingprävention in Heidelberg statt, zu der 110 Fachleute zusammenkamen und Fragen des Austausches und der interdisziplinären Zusammenarbeit zur Thematik diskutierten.

Publikationen und Arbeitshilfen

In den vergangenen drei Jahren wurden neben der erstmals im Jahr 2004 publizierten Broschüre „Sport ohne Doping – Argumente und Entscheidungshilfen“, die Arbeitsmedienmappe und der Athlet/-innenflyer entwickelt und zur Verfügung gestellt, die sich ebenfalls großer Nachfrage erfreuen. Die 2010 erschienene Broschüre "Sport ohne Doping - Argumente und Entscheidungshilfen für junge Sportlerinnen und Sportler", die mit einer Auflage von 30.000 Exemplaren aufgelegt wurde, ergänzt das Angebot um eine Publikation, die sich umfassend an junge Sportlerinnen und Sportler wendet. Die Veröffentlichungen der Deutschen Sportjugend unterstützen den pädagogischen und nachhaltigen Ansatz in der Dopingprävention und weisen sowohl verhaltenspräventive wie verhältnispräventive Anteile auf.

Pädagogischer Ansatz

Im breiten Aufgebot der Antidoping-Maßnahmen und der Dopingprävention nimmt der pädagogische Ansatz der Deutschen Sportjugend eine Vorreiterrolle für die Moralentwicklung im und durch Sport ein. Der organisierte Sport ist nun gefragt, seine Verantwortung zu erkennen und die vorhandenen Potenziale zu nutzen. Ingo Weiss sagte dazu: „Da die grundlegenden Verhaltensmuster schon in außersportlichen Lebensbereichen ausgeprägt werden, ist es um so wichtiger, auch in Zukunft im organisierten Sport präventive Grundlagenarbeit zu leisten und die aktive Gestaltung unserer Gesellschaft mit positiven Impulsen in eine Richtung zu weisen, die zukünftigen Generationen die gesellschaftliche Mitverantwortung bewusst macht.“