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Drei DSB-Senioren auf der Baustelle
Mit dem geballten Erfahrungsschatz von zusammen exakt 250 Lebensjahren begutachteten kürzlich die beiden DSB-Ehrenmitglieder Hans-Werner Harbeck (auf dem Foto links) und Ulrich F. Hillmann (2. von rechts), sowie der Vizeweltmeister von 1958 und mehrfache Deutsche Meister Helmut Schlenker (rechts) den Stand der Arbeiten für das neue Bundesleistungszentrum in Wiesbaden.
Die drei Altmeister folgten einer Einladung von Bundesgeschäftsführer Jörg Brokamp (2. von links), ließen sich den Bauplatz zeigen, die Planungen erläutern und tauschten ansonsten vielfältige Erinnerungen aus.
Gesprächsthemen, bei denen jeder mitreden konnte, gab es reichlich. Alle drei haben schon – in unterschiedlichen Funktionen – an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen teilgenommen, und alle drei können sich bis in die Details an die Sternstunden ihrer Schießsport- und Funktionärskarrieren erinnern.
Helmut Schlenker etwa gehörte der legendären Badener Mannschaft an, die zwischen 1954 und 1958 fünfmal hintereinander den sogenannten Heuss-Pokal, den Wanderpokal der Bundesrepublik Deutschland gewann. Er weiß nicht nur die Einzelergebnisse noch bis in die Kommastellen hinein, sondern auch kuriose Geschichten von den Übergabezeremonien in der Dienstvilla des Bundespräsidenten zu berichten.
Das war zu einer Zeit, als Ulrich F. Hillmanns Aktivitäten noch auf die Vereinsebene beschränkt waren. Der heute 77-jährige Darmstädter kam Anfang der 1970er Jahre als Honorartrainer Pistole des Hessischen Schützenverbandes und ausgebildeter Jugendleiter näher mit dem Deutschen Schützenbund in Berührung. 1974 sprang er als kommissarischer Bundesjugendleiter für den erkrankten Karl-Heinz Schlömer ein, beim 25. Deutschen Schützentag 1976 in Baden-Baden wurde er ordnungsgemäß in dieses Amt gewählt, das er dann noch zehn Jahre bekleidete. Zwischen 1985 und 1994 war er Bundessportleiter. In beiden Funktionen führte er Nationalmannschaften zu Wettkämpfen in der ganzen Welt, arbeitete in Gremien des europäischen und des Weltschießsportverbandes. Und selbstverständlich ging er in der Wiesbadener Schießsportschule ein und aus.
Den kürzesten Weg nach Klarenthal hatte Hans-Werner Harbeck, der vor genau 60 Jahren aus Norddeutschland in die hessische Landeshauptstadt zog, um an der Ingenieursschule für Bauwesen in Idstein seine berufliche Ausbildung und bei der Wiesbadener Schützengesellschaft eine einzigartige sportliche Laufbahn zu starten. Die Qualifikationen für die gesamtdeutsche Olympiamannschaft zu den Spielen 1960 in Rom verpasste er denkbar knapp und vier Jahre später, vor den Olympischen Spielen in Tokyo 1964, wurde er Opfer einer skandalösen Kampfrichterentscheidung. Beide Male begleitete er das Olympiateam als Betreuer.
Natürlich war es Hans-Werner Harbeck, den das Bild der Baustelle emotional am meisten berührte. Die 1961 fertiggestellte Schießsportschule, das dazugehörige Hotel und Restaurant „Olympia“ und die Schießanlagen sind verschwunden. Ein paar sehr stabile Fundamentreste müssen noch weggebaggert und der Bodenaushub abtransportiert werden, und in einer Ecke wartet der alte Heizöltank auf die Flex. Ansonsten ist von Harbecks einstiger Wirkungsstätte nichts mehr zu sehen. Er war in den frühen 1960er Jahren der erste hauptamtliche Leiter der Schießsportschule und später als Baustatiker an verschiedenen Ergänzungen und Erweiterungen des Gebäudes beteiligt gewesen. Lebhaft erinnert er sich an die Anfangsjahre, an das Gemeinschaftsgefühl unter den Schützinnen und Schützen und an die Spendenbereitschaft der Mitglieder, die den Bau unter DSB-Präsident Georg von Opel erst möglich gemacht hatte. „Auch das Bauen selbst ist seit damals nicht leichter geworden – im Gegenteil“, sagt er, wirft noch einen Blick dorthin, wo seine alte Wirkungsstätte bis vor kurzem noch stand und freut sich auf die Fortschritte, die das neue Bundesleistungszentrum im nächsten Jahr gemacht haben wird – wenn sich die drei Senioren wieder an dieser Stelle treffen wollen.
Beitrag und Foto: Stefan Grus