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DSB: Claus-Dieter „CD“ Roth geht in den verdienten Ruhestand
Nach mehr als 29 Jahren endet am 31. Dezember 2022 eine Ära beim Deutschen Schützenbund: Gewehr-Bundestrainer Claus-Dieter „CD“ Roth hört auf und geht in den wohlverdienten Ruhestand. Der 64-jährige Sonneberger feierte in seiner Zeit zahlreiche Erfolge bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften sowie Weltcups.
Unvergessen ist der Kniefall und emotionale Jubelschrei von Barbara Engleder 2016 in Rio de Janeiro. Im Hintergrund – und damit für ihn typisch - freute sich „CD“. Ähnlich verhielt es sich bei der Goldmedaille von Henri Junghänel an gleicher Stelle oder bei den olympischen Medaillen 1996 von Christian Klees (Gold) und Petra Horneber (Silber) oder von Christian Lusch 2004 (Silber). Roth war nie ein Mann der großen Worte, um etwas mehr als nur Kurz-Antworten zu erhalten, musste man geschickt fragen oder ihn aus der Reserve locken (der Verfasser dieser Zeilen weiß, wovon er spricht).
Roth ließ lieber Taten sprechen. Er war ein akribischer Arbeiter, der nach kurzer Landestrainertätigkeit in Niedersachsen 1993 zum DSB kam und sein Wirken begann. Dabei war ihm besonders das Miteinander mit allen Beteiligten wichtig, also Landes- und Assistenztrainern, der DSB-Sportabteilung und natürlich den Sportlerinnen und Sportlern: „Er kann seine Sportler und Assistenztrainer motivieren und holt sich die passenden Assistenztrainer ins Team. Er ist bereit, Verantwortung abzutreten und ermöglicht so den anderen Trainern, eigene Erfahrungen zu sammeln“, umschreibt sein langjähriger Wegbegleiter und ehemaliger Chef, Ex-Sportdirektor Heiner Gabelmann, eine besondere Gabe Roths. Einer dieser von Roth geförderten Assistenztrainer wird nun auch sein Nachfolger, Achim Veelmann. Der sagt über Roth: „CD ist ein sehr strukturierter Bundestrainer mit einem wahnsinnigen Organisationstalent und einem enormen Erfahrungsschatz. Er pflegte immer einen guten kollegialen Kontakt zu seinen Mitarbeitern und seinem Umfeld. CD hat sehr viel Humor und lacht gerne. Entscheidungen wurden von langer Hand vorbereitet. Es lag ihm immer am Herzen, die Sportler gleich und fair zu behandeln. In den letzten Monaten habe ich durch ihn noch einmal besonders gelernt, wie wichtig die Zusammenarbeit mit den Landesverbänden ist.“
Auch in kritischen Momenten, wenn es in Finals Spitz auf Knopf stand, behielt Roth – zumindest nach außen – die Ruhe. In Auszeiten ging er zu den Athleten, machte ein kleines Späßchen und lockerte somit die Verkrampfung und Anspannung sichtbar auf. Für Ex-Schützling Engleder war und ist dies eine große Stärke: „Persönlich, auf menschlicher Ebene, ist er Gold wert.“
Aber natürlich besitzt Roth, der bis 1980 selbst als Gewehrschütze antrat und einige nationale Erfolge im Jugend- und Juniorenbereich landen konnte, auch sportfachliche Kompetenz. Die hatte er sich durch sein Diplom-Studium an der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig erworben und dann Stück für Stück auf seinen Trainerstationen ausgebaut: Trainer beim SC Dynamo Hoppegarten (1980-1990), Bundeshonorartrainer am Olympiastützpunkt Berlin (1991-1992), Landestrainer in Niedersachsen (1993) und dann Bundestrainer im Deutschen Schützenbund.
Claudia Kulla, Nachwuchs-Bundestrainerin Gewehr, erinnert sich an den Beginn und das Miteinander ihrer gemeinsamen Zeit: „Ich habe seit meinem Start als Bundestrainerin (2000, Anm. d. Red.) sehr vertrauensvoll mit CD zusammengearbeitet. Zu Beginn hat er mir in einem langen Gespräch die Eckpunkte der DSB-Jahresplanung und ihre Anforderungen erklärt, was für mich eine enorme Erleichterung in den Einstieg in meine Tätigkeit bedeutete. In den vielen Jahren danach haben wir zahlreiche Ranglisten, Qualifikationen, internationale Wettkämpfe und auch Lehrgänge gemeinsam bestritten. Dankbar bin ich ihm auch, dass er mir in der Betreuung seiner Athleten bis hin zu den Olympischen Spielen (Athen und Peking) vertraute. Zudem hatte er immer ein Auge auf die Entwicklung der Junioren und hat deren Leistungsträger auch bei Weltcups, Quotenplatzturnieren oder anderen Turnieren eingesetzt, sobald sich die Gelegenheit bot. Unser großer Zusammenhalt kam vor allem in der Corona-Krise zum Tragen, als wir in stundenlangen Telefonaten die Planung diskutierten, die aufgrund der sich ständig wechselnden Bedingungen sehr kompliziert und aufwändig war.“
Am 20. Dezember verabschiedete sich der langjährige Gewehr-Bundestrainer auf der Weihnachtsfeier von seinen Mitstreitern der DSB-Bundesgeschäftsstelle. Als Mann der Tat stellte er sich abends noch an den Grill, um alle mit „Sonneberger Bratwürste“ zu versorgen. Und dann beginnt die Zeit, die er vor allem mit Ehefrau Kathrin und Tochter Nadja verbringen möchte – am liebsten im Wohnmobil auf Reisen nach Alaska, Kanada oder Neuseeland.
Die größten Erfolge von „CD“ Roth als Bundestrainer
Olympische Spiele: Goldmedaille Christian Klees (1996, KK-Liegend), Barbara Engleder (2016, KK-Dreistellung), Henri Junghänel (2016, KK-Liegend), Silbermedaille Petra Horneber (1996, Luftgewehr), Christian Lusch (2004, KK-Liegend)
Weltmeisterschaften: Goldmedaille Sonja Pfeilschifter (1994, 1998, Luftgewehr & 1998, KK-Dreistellung), Petra Horneber (1994, KK-Liegend, 2002, KK-Dreistellung), Barbara Lechner (2010, KK-Dreistellung), Beate Gauss (2014, KK-Liegend), Jolyn Beer (2022, KK-Liegend), Silbermedaille Daniel Brodmeier (2014, KK-Liegend), Sonja Pfeilschifter (2010, KK-Dreistellung), Isabella Straub (2018, KK-Dreistellung und KK-Liegend), Bronzemedaille Frank Dobler (1994, Luftgewehr), Sonja Pfeilschifter (2002, 2014, Luftgewehr, 2006, KK-Dreistellung)