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DSB-Themenwoche: Wie das Umfeld den Willen beeinflusst

11.05.2021 08:44

Große Vorhaben kann man nicht alleine meistern. Man braucht Unterstützung und Verstärkung. Teamarbeit heißt das Zauberwort. Entscheidend hierfür ist, die richtigen Partner auf dem Weg zu finden, die dabei helfen, den eigenen Willen zu stärken.

Bild: DSB / Das richtige Team pusht sich gegenseitig und stärkt die Willenskraft eines jeden, ein Ziel zu erreichen - so wie hier die SB Freiheit mit Jolyn Beer.
Bild: DSB / Das richtige Team pusht sich gegenseitig und stärkt die Willenskraft eines jeden, ein Ziel zu erreichen - so wie hier die SB Freiheit mit Jolyn Beer.

Freunden zu erklären, dass man keine Zeit für sie habe, weil man ins Training müsse, ist manchmal nicht einfach. Nicht immer erntet man dafür Applaus bei ihnen. Irgendwann wird man gar nicht mehr gefragt, ob man etwas unternehmen will. Keine Seltenheit, vor allem bei Nachwuchsschützen. Umso wichtiger ist es, sich für seine Ziele Partner an die Seite zu holen und Freundschaften aufzubauen, die einen wachsen lassen. Es gilt, Menschen zu finden, die Kompetenzen und Stärken besitzen, die einem selbst fehlen, und einen somit perfekt ergänzen. Sogenannte Mentoren können dies sein. Ehemalige Sportler, Spitzenathleten oder Trainer – Menschen, die einem unnötige Umwege und Fehler ersparen. Aber genauso kommt es darauf an, den Eltern oder Freunden eine bestimmte Rolle zuzuschreiben. Vom Fahrdienst bis zum Sportpartner kann jeder seine ganz eigene individuelle, aber wichtige Rolle einnehmen. Um sich einmal klar zu machen, wo man Unterstützung bräuchte, hilft es, sich eine Liste zu machen mit Fähigkeiten, die man bereits besitzt und was man noch nicht kann. Genau für diese Punkte, die man nicht kann, sucht man sich Hilfe. Das kann z.B. auch die Konkurrenz sein. Allein geht man vielleicht oftmals schneller, im Team dafür weiter. Diese Erfahrung hat auch Vereinsschütze Andreas Bley gemacht. Er trainiert gemeinsam mit seiner Mama und seiner Schwester neben dem Verein noch in einer separaten Trainingsgruppe mit Bundesligaschützen: „Zum einen ist dieses Training immer lehrreich, denn man kann von ihnen Handlungsabläufe, Handlungsmethoden oder den Umgang mit Rückschlägen abschauen. Zum anderen motiviert es enorm, wenn man versucht, bei kleinen Spielchen mit den Besten mitzuhalten – und es vor allem dann auch einmal klappt.“

Ein positives Umfed suchen

Positive Energie hilft, seine Leistung besser umzusetzen, deshalb sollte man darauf achten, sich von negativen Einflüssen fern zu halten, denn hier kann sich die eigene Willenskraft wenig entfalten. Spiegelneuronen im Gehirn reagieren auf Bewegungen und Emotionen unserer Mitmenschen. Schießt jemand einen schlechten letzten Schuss und vermasselt sich dadurch die Medaille, verstehen wir, warum derjenige mit gesenktem Kopf vom Stand geht und sich schlecht fühlt. Man spricht hier auch von Empathie. „Ob die Menschen in unserem Umfeld willensstark sind oder nicht, beeinflusst unsere Willenskraft“, so Willmann in seinem Buch. Beispiel: Ein junger Sportler hat das Ziel, sich für die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren. In seinem Verein ist er allerdings der Einzige mit diesem Ziel. Alle anderen betonen immer wieder, sie „schießen ja nur zum Spaß“. Doch der junge Schütze hat ebenfalls Spaß, sich zu messen und sich selbst herauszufordern. Würde er weiterhin lediglich mit seinen Vereinskollegen trainieren, bestünde die Gefahr, sich dem Sog des Durchschnitts hinzugeben, statt seines persönlichen Verbesserung-Wunsches. Eine Lösung könnte es daher sein, sich wie Andreas Bley einmal im Monat einer Leistungsgruppe anzuschließen, in es bereits Schützen gibt, die sich für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert haben. Vielleicht entsteht hier sogar eine tolle Mannschaft, die dort gemeinsam antreten kann. Wer sich Menschen sucht, die ähnliche Ziele verfolgen, denen wird die Veränderung leichter fallen und plötzlich die Herausforderung zur Norm werden. „Um sich selbst zu verbessern, braucht es den Wettkampf gegen noch bessere Schützen, denn dann sieht man erst, was möglich ist“, erzählt Bley aus seiner Erfahrung und ergänzt: „Außerdem hilft diese Trainingsgruppe auch, wenn man einmal selbst keine Lust hat, denn man weiß, dass auch andere sich aufraffen müssen, aber am Ende haben wir alle gemeinsam Spaß am Training.

Für Eltern gilt: Eine positive Sichtweise hält die Freude am Üben und am Lernen aufrecht. Positive Gefühle erweitern die Aufmerksamkeitsspanne, während negative Gedanken blockierend wirken. Beide Gefühlswelten gehören sicher zum Leben, doch Eltern können ein gutes Vorbild dafür sein, wie man damit umgeht.

Wie Trainer die Willenskraft beeinflussen können

Auch Trainer können etwas zur Gestaltung der Umgebung beitragen. Denn je weniger Ablenkung herrscht, desto besser kann man sich konzentrieren. Als Anführer kann er dafür sorgen, dass Smartphones beim Training draußen bleiben, dass in der Kabine vor dem Start Ruhe herrscht, damit sich jeder die Zeit zur Fokussierung nehmen kann, die er braucht oder dass Teammitglieder keine Analysegespräche beginnen, bis nicht der letzte Schuss des Teams geschossen ist, da ansonsten die bekannten Stimmen für Ablenkung sorgen. Mit allen offen und ehrlich darüber zu reden, ist hierfür die Grundlage.

Unsere Umwelt und die Menschen, die sich um uns befinden, beeinflussen also stark unsere Willenskraft. Nun gilt es, für sich selbst zu überlegen: Wer glaubt an mich? Wer unterstützt mich? Wer behindert mich? Welche Medien konsumiere ich und was haben sie mit meinem Ziel zu tun?  Hier zeigt sich, wer seine Aufmerksamkeit steuern kann, die Fähigkeit besitzt, sich zu fokussieren und Willenskraft klug einzusetzen.

 

Quellen:

Klitschko, W. & Kiel, T. (2020). F.A.C.E. - Entdecke die Willenskraft in dir. München: Ariston.

Willmann, H.-G. (2015). Erfolg durch Willenskraft. Wie Sie mehr von dem erreichen, was Sie sich vornehmen. Offenbach: GABAL Verlag GmbH

 

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