Allgemeines
Ein Euro für die Zukunft des Verbandes
„Wir sind jetzt in dem Fahrwasser, auf das wir schon seit mehreren Jahren zusteuern“, sagte der Vizepräsident Finanzen, Gerd Hamm, bei der Vorstellung des Budgets für 2015. Er geht unter Berücksichtigung der aufzubringenden BLZ-Rücklage von einer Unterdeckung im laufenden Jahr von 726.000 Euro aus. Die Ursachen im Vergleich mit 2014 liegen im Bereich der Einnahmen vor allem in den geringeren Beiträgen (1,5% Mitgliederrückgang bedeuten rund 60.000 EURO weniger Beiträge allein für 2015) und Startgebühren.
Dem stehen weitere Ausgaben in erster Linie für die Umsetzung des Sportkonzeptes mit Blick auf Rio 2016, die BLZ-Abrisskosten und den Schützentag in Hamburg gegenüber. Hamm bat vor diesem Hintergrund nachdrücklich darum, in Hamburg die anvisierte und bereits mehrfach diskutierte Beitragserhöhung um einen Euro zum 1. Januar 2017 zu beschließen. Axel Rott, Präsident des Niedersächsischen Sportschützenverbandes, kommentierte den Betrag nahezu sarkastisch: „Wenn ich das in meinem privaten Bekanntenkreis erzähle, denken alle, ich meinte einen Euro pro Monat an Erhöhung.“
Doch es geht um einen Euro pro Jahr. Bereits zur ersten Gesamtvorstandssitzung 2013 hatte das Präsidium ein detailliertes Positionspapier zur finanziellen Zukunftssicherung des Deutschen Schützenbundes vorgelegt und in die Delegiertenversammlung 2013 in Potsdam einen konkreten Antrag auf Beitragserhöhung zur Entscheidung eingebracht. Dieser Antrag wurde dann aber mit dem klaren Hinweis auf eine Neubeantragung anlässlich des Schützentages in Hamburg vom Präsidium zurückgezogen.
Zu dem seit 2014 zusätzlich vorliegenden Papier zum zukünftigen Finanzierungsbedarf des DSB, das die grundsätzlichen Beitragsüberlegungen noch einmal fundiert untermauerte, meinte Gerd Hamm: „Man kann über einzelne Positionen des Papiers diskutieren, ob sie exakt so eintreffen, doch im Großen und Ganzen hat sich diese Voraussage bestätigt.“ Intensiv sei zuletzt dennoch über eine mögliche Verringerung der Beitragserhöhung diskutiert worden, doch in seiner Sitzung am 27. Februar hat der Bundesausschuss Finanzen mit seinen Experten aus den Landesverbänden einstimmig seine Empfehlung bestätigt, an dem ursprünglichen Vorschlag festzuhalten, den Beitrag um einen Euro zum 1. Januar 2017 zu erhöhen. „Wir sind in der Verantwortung und müssen für den Verband verantwortungsbewusst handeln“, machte Hamm mit Blick auf die Herausforderungen der Zukunft deutlich.
Keine Doppel-Präsidentschaft mehr
Rechnungsprüfer Heinz Bonke berichtete von der Kassenprüfung, die ohne Beanstandungen vonstatten gegangen war. Er bescheinigte dem Präsidium und der Geschäftsführung eine sparsame Haushaltsführung. „Wir werden der Delegiertenversammlung in Hamburg die Entlastung des Präsidiums vorschlagen.“ Die Rücklagen für die Baumaßnahme des neuen olympischen und paralympischen Bundesleistungszentrums (BLZ) am Verbandssitz in Wiesbaden beträgt jetzt insgesamt rund 5,9 Mio. Euro, im letzten Jahr waren diese Rücklagen um 722.000 Euro angewachsen – dies entspricht der aktuellen BLZ-Beschlusslage. Zur Absicherung der gesamten Baumaßnahme und des zu erbringenden Eigenanteils des DSB ist die Fortführung der jährlichen BLZ-Rücklage in vergleichbarer Größenordnung noch bis einschließlich 2017 erforderlich.
Sehr engagiert diskutierten die Mitglieder den Vorschlag des Präsidiums auf Satzungsänderung, wonach der Präsident des Deutschen Schützenbundes während seiner Amtszeit keine Funktion in einem Präsidium oder Gesamtvorstand eines Mitgliedsverbandes innehabe sollte. „Es ist unmöglich, neben den Aufgaben des DSB-Präsidenten noch eine andere Aufgabe auszufüllen, etwa einen Landesverband zu führen“, begründete Heinz-Helmut Fischer. Er selbst hatte nach seiner Wahl das Präsidentenamt des Niedersächsischen Sportschützenverbandes abgegeben. Mit großer Mehrheit befürwortete der Gesamtvorstand die Änderung mit dem Zusatz, dass jeweils eine Übergangszeit bis zur nächsten Delegiertenversammlung des entsprechenden Landesverbandes gewährt werde.
Generalplaner gefunden
Eine weitere Satzungsänderung war die Umbennnung des „Bundestrainers Wissenschaft und Bildung“ in „Bundestrainer Sportwissenschaft“. Die Position füllt seit diesem Jahr Stefan Müller aus. Auch die neue Nominierungsordnung wurde einstimmig angenommen und soll erstmals durch Beschluss der Delegiertenversammlung in Hamburg in die Satzung aufgenommen werden. Darin werden die Zuständigkeiten und Verfahren der Nominierungen von Athleten zu sportlichen Maßnahmen festgelegt. Um Sportler auszuwählen, etwa für Welt- und Europameisterschaften oder Weltcups oder, ganz entscheidend, für die kommenden Olympischen Spiele 2016, werden von Sportdirektor und dem jeweils zuständigen Bundestrainer Qualifikationsmodi in Form etwa von internen Ausscheidungswettkämpfen erstellt, im Trainerrat besprochen und durch den Bundesausschuss Spitzensport beschlossen. Die Sportler bekommen diese Modi jährlich zusammen mit der Athletenvereinbarung zugesendet, so dass in Zukunft zeitig Klarheit für alle Beteiligten besteht.
Die genehmigte Bauvoranfrage für das neue BLZ liegt seit Ende Dezember auf dem Tisch. Um den konkreten Bauantrag vorzubereiten, ist in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Baumanagement (HBM) eine europaweite Ausschreibung für einen Generalplaner auf den Weg gebracht worden. Der DSB musste dafür enge Vorgaben und eine Viezahl von objektiven Bewertungskriterien gemeinsam mit dem HBM erarbeiten. Nach einer Vorauswahl anhand der festgelegten Kriterien wurden zunächst vier, aus ihnen dann drei Bewerber ausgewählt. Unter diesen drei Bewerbern gab es Unterschiede im Kostenvoranschlag für die gesamten BLZ-Planungsleistungen zwischen 1,56 und 1,82 Millionen Euro netto. Der DSB hat sich für den günstigsten Bewerber, das auch im Sportstättenbau sehr erfahrene Stuttgarter Planungsbüro Deyle, gemäß der Ausschreibung und der vom unabhängigen HBM vorgenommenen Gesamtauswertung entschieden. Dieses Unternehmen war mit dem Projekt im Rahmen der ersten Planungen nicht befasst, was die Neutralität bei der Auswahl unterstreicht.
Target Sprint bleibt international
Ausführlich stellte Bundesgeschäftsführer Jörg Brokamp den derzeitigen Stand der Planung für den Neubau vor. Sie wird jetzt mit dem Generalplaner nach durchgeführten Planungssitzungen mit den zukünftigen Nutzern angepasstalso Trainern, Athleten, Behindertenvertretern, Sport-/Trainigswissenschaftlern und Leistungsdiagnostikern sowie den Schießstandexperten, noch einmal überprüft und aktualisiert, um auf dieser Grundlage den Bauantrag zu stellen. Erst nach der Genehmigung dieses Antrages darf , auch mit dem Abriss aufgrund des öffentlichen Charakters des Bauvorhabens begonnen werden. Dies soll noch in diesem Jahr sein. Anfang 2017 soll das gesamte Vorhaben abgeschlossen sein.
In das Auflageprogramm wurde die Disziplin Kleinkaliber 100 Meter Diopter aufgenommen, berichtete der Vizepräsident Sport, Gerhard Furnier. Die Deutschen Meisterschaften Sommerbiathlon über 10 und 50 Meter werden weiter vom DSB ausgerichtet. International wird der DSB jedoch nur noch im Target Sprint Wettbewerb vertreten sein. Hintergrund ist, dass die Internationale Biathlon Union (IBU) den Sommerbiathlon komplett aus seinem Angebot gestrichen hat, während der Schießsport-Weltverband ISSF den neuen und sehr attraktiven Wettbewerb Target Sprint fördert.
Bogenfinale in attraktivem Umfeld
Im Bereich Bogen wird die DM Halle zunächst im bisherigen Modus beibehalten. Der Bundesausschuss Bogen beschloss zudem eine neue Klasseneinteilung. Die Schützenklasse erstreckt sich jetzt bis zu den 49-Jährigen, erst danach beginnt die Altersklasse. Im 3D-Bereich werden in diesem Jahr auf Landesebene Wettbewerbe durchgeführt mit der Fragestellung, ob eine DM für die Zukunft geplant werden sollte. Dies wird aufgrund der Zahlen und Entwicklungen vom Gesamtvorstand beschlossen werden.
Jörg Brokamp berichtete zudem von Überlegungen, im nächsten Jahr das Bundesligafinale Bogen in Wiesbaden in einer modernen Halle mit Zuschauerbereich in einem sehr attraktiven Umfeld auszurichten. Den Zuschlag für die Ausrichtung von Bogen-Weltcups in Berlin in den Jahren 2017, 2018 und 2019 hat der DSB durch den Weltbogensportverband WA bekommen. Außerdem ist der DSB jeweils in Suhl 2016 für die WM Laufende Scheibe und 2017 für die erste Junioren-Weltmeisterschaften der ISSF der Ausrichter.
Unkorrekte Meldung wird teuer
„Die Sportdatenbank lebt, wir werden ihren satzungsgemäßen Zweck weiter verfolgen“, machte Gerhard Furnier noch einmal klar. Mit Blick auf die Deutschen Meisterschaften in Garching-Hochbrück skizzierte er den Ablauf des Meldeverfahrens in Zusammenhang mit der Sportdatenbank. Nach Abschluss der Landesmeisterschaften werden bis zum Meldeschluss die Daten wie üblich an die Schnittstelle übermittelt. Falls sich diese Daten nicht automatisch an die Datenbank übertragen lassen, sondern zentral durch den DSB bearbeitet werden müssten, erfolgt eine entsprechende Rückmeldung an die betroffenen Landesverbände. „Sollte dann nicht innerhalb von drei Tagen durch die Landesverbände eine Bereinigung erfolgen, wird den Landesverbänden für jeden betroffenen Sportler als Gebühr für den Mehraufwand noch einmal das doppelte Startgeld berechnet“, kündigte Furnier mit dem Zweck an, so die durch den Mehraufwand entstehenden DSB-Kosten zu decken.
Die Vorsitzende des Bundesausschusses Sportentwicklung, Breiten- und Trendsport, Tanja Frank, erläuterte Überlegungen zum Lichtschießen. Das Gremium Sportentwicklung möchte insbesondere für Kinder einen auf ihre Wünsche zugeschnittenen Wettbewerb entwickeln, in dem der Bewegungsdrang dieser Altersgruppe Berücksichtigung findet. Außerdem wird der Wettbewerb mit dem Lichtgerät Denksportaufgaben und Bestandteile zur Persönlichkeitsentwicklung der Kinder beinhalten. Damit handelt es sich um ein ganzheitliches Angebot für diese Altersgruppe.
Mehr Geld für DSB-Bundesstützpunkte
Im Rahmen grundsätzlicher Gespräche über die Neustrukturierung der Trainingsstättenfinanzierung (TSF) des Bundes – Mittel in Höhe von acht Millionen Euro stehen hier für die verschiedenen Trainingsstätten an den Bundesstützpunkten des gesamten deutschen Sports zur Verfügung – war Bundesgeschäftsführer Jörg Brokamp einer von zwei Fachverbandsvertretern in der Gesprächsgruppe zusammen mit Repräsentanten des Bundesinnenministeriums, des DOSB sowie der Olympiastützpunkte und Landessportbünde. Da diese Mittel – zum Teil historisch gewachsen – bisher recht intransparent an lediglich rund 50 Prozent der Trainingsstätten an den anerkannten Bundesstützpunkten verteilt wurden, sahen BMI und DOSB hier dringenden Handlungsbedarf . Zudem waren die Spitzenfachverbände – wie der DSB selbst – in die Vergabe der TSF-Mittel zumeist nicht eingebunden. Bis 2016 bekommen die Trainingsstätten an den anerkannten Bundesstützpunkten des DSB` noch 183.000 Euro aus diesen Mitteln zugewiesen, ab 2017, so das Ergebnis der Gespräche, werden es mit 312.000 EURO deutlich mehr sein.
Die genaue Verteilung richtet sich grundsätzlich zunächst einmal nach einem Schlüssel, der vor allem aufgrund der Anzahl der Kaderathleten, aber auch von Faktoren wie der Entwicklung an den Bundesstützpunkten München-Garching, Suhl, Frankfurt/Oder, Wiesbaden/Frankfurt/Main, Pforzheim, Hannover, Dortmund und Berlin (Bogensport) angewendet wird. Die Bewertung und Abwägung der einzelnen Kriterien sowie die Entscheidung über die konkrete Verteilung der zukünftigen TSF-Mittel an die einzelnen Bundesstützpunkte nahm das DSB-Präsidium in seiner Sitzung am Vortag vor. In der Gesamtvorstandssitzung erläuterte Jörg Brokamp den Vertretern der Landesverbände detailliert und transparent die neue Konzeption der TSF sowie die konkrete Entscheidung des Präsidiums.
Ergebnisse für Bildungsarbeit nutzen
Im Mai oder Juni werden die Ergebnisse der Studie der Universität Würzburg unter Leitung von Prof. Lange im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Eine entsprechende Pressemappe ist ebenso vorbereitet wie eine Kommunikationsstrategie. Vizepräsident Hans-Heinrich von Schönfels berichtete von dem Vorhaben, die Ergebnisse und die sich daraus ergebenden Konsequenzen insbesondere in die Bildungsarbeit der Vereine des Deutschen Schützenbundes einfließen zu lassen. Die Vereine mit besonders guten Bildungsangeboten sollen perspektivisch mit entsprechenden Zertifikaten ausgezeichnet werden – die Verleihung der Zertifikate könnte auch Einfluss auf eine verbesserte Fördermöglichkeit bekommen, eventuell in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Olympischen Sportbund. Die Vorstellung der Studienergebnisse vor dem Gesamtvorstand musste aufgrund einer Erkrankung von Prof. Lange auf eine spätere Gelegenheit verschoben werden.
Das Bundeskönigsschießen wird wie gewohnt in Hamburg durchgeführt. Die Fahnen der Landesverbände sollen zum Festabend mitgebracht werden, um sie bei der Proklamation einzusetzen. Für das Bundeskönigsschießen 2016 liegt dem DSB eine konkrete Interessenbekundung aus dem Rheinland vor.
Schützentag 2017 in Frankfurt/Main
Die Vorschläge des Ehrungsausschusses, der am Tag vor der Sitzung des zweithöchsten Gremiums im DSB getagt hatte, wurden einstimmig gebilligt. Günter Schröder als dessen Vorsitzender verwies besonders darauf, dass der Ausschuss sehr genau auf die Einhaltung der Zeitvorgaben für die Ehrungen geachtet habe. Die einzelnen Ehrungen werden im Rahmen des Festaktes beim Schützentag verliehen.
Jörg Brokamp wies noch einmal auf die beiden Förderkreise Flinte und Bogensport hin. Mit einem Los des Förderkreises Nationalmannschaft Wurfscheibe ist eine Flinte im Wert von rund 10.000 Euro von der Firma Krieghoff zu gewinnen, die das Sportgerät kostenlos für diesen guten Zweck zur Verfügung stellt. Eines von 400 Losen gewinnt. Beim Förderkreis Bogen winkt ein einwöchiger Urlaub in einer der Club-Anlagen des Schützenbund-Partners Robinson. Die Erträge aus dem Losverkauf fließen direkt in die Förderung der beiden Sportarten.
Der Deutsche Schützentag 2017 wird aufgrund von nicht erfüllbaren Forderungen des geplanten Kongresshotels nicht in Fulda, sondern in Frankfurt am Main stattfinden. Einer der Höhepunkte dürfte der Schützenball in der Alten Oper werden. Rainer Wickidal verabschiedete sich vom Gesamtvorstand. Er kandidierte eine Woche nach dieser Sitzung beim Delegiertentag des Brandenburgischen Schützenbundes nicht mehr zur Wiederwahl als Präsident.
Bericht: Harald Strier