Deutsche Meisterschaften

Ein Zehntelring entscheidet Liegendschießen

20.08.2011 11:11

Der zweite Tag der Deutschen Meisterschaften im Sportschießen auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück begann mit einem höchst spannenden Finale, denn im Wettbewerb Liegendschießen mit den Kleinkalibergewehr entschied ein Zehntelring, der kleinstmögliche Abstand, über Gold und Silber.

 

Marco Hummler (Foto) hatte am Ende mit 700,9 Ringen (Vorkampf 596/Finale 104,9) vor seinem Vereinskollegen Christian Butz (beide Bruchmühlen), der auf 700,8 Zähler (Vorkampf 599/Finale 101,8) kam, den nationalen Titel gewonnen. Dritter wurde Richard Dietzsch (Oberau) mit 700,6 Ringen (Vorkampf 598/Finale 102,6).

Es war ein bewegtes Finale. Christian Butz, der Führende nach dem Vorkampf, behauptete seine Spitzenposition zunächst gegen die Angriffe von Axel Müller (Fenken) und dann auch gegen Richard Dietzsch, der ihm nach der Hälfte der abgegebenen Finalschüsse bis auf 0,1 Ringe nahe gekommen war.

Als nach dem achten Schuss der Vorsprung von Christian Butz auf 1,5 Zähler angewachsen war, hatten die meisten Zuschauer in der schon am Morgen nahezu voll besetzten Finalhalle das Gefühl, dass in diesem Wettkampf der Titel vergeben sei.

Eine 9,8 im vorletzten Durchgang von Christian Butz (Foto) und eine 10,8 von Marco Hummler, der mit 1,7 Ringen Rückstand auf Rang drei lag, machte diese Endrunde wieder spannend. Vor der letzten Serie lagen zwischen den beiden Westfalen an der Spitze 0,7 Ringe.

Im letzten Schuss erzielte Christian Butz eine 9,9, anschließend kam eine 10,5 von Richard Dietzsch, aber als Marco Hummler nahezu als Letzter eine 10,7 auf die Anzeige brachte, war der Jubel der Zuschauer über dieses spannende Finale groß. Marco Hummler hatte seinen Vereinskollegen um einen Zehntelring geschlagen.

„Wenn man sich anschaut, wo ich noch vor 19 Monaten gestanden habe, als ich mit dem Liegendschießen richtig angefangen habe und wo ich heute bin, dann muss ich vor allem erst einmal meinen Trainern herzlichen Dank sagen. Sie haben mich hierher gebracht“, so der strahlende Sieger, der im Hauptberuf Manager bei einem der größten deutschen Unternehmen ist, „ich wollte mich heute nicht wieder durchreichen lassen, wie vor sechs Jahren, als ich schon einmal in einem Finale bei den Deutschen Meisterschaften gestanden habe und das ist mir gelungen. Heute habe ich angegriffen, ich hatte genügend Selbstbewusstsein dazu, wusste durch die Anzeigentafeln immer genau, wo ich stehe und hatte am Ende natürlich auch das bisschen Glück, das man braucht, um einen solchen Titel zu gewinnen.“

Bei den Junioren kommt der neue Deutsche Meister aus Hessen. Lars Walker (Neu-Anspach) gewann den Titel mit 699,3 Ringen (Vorkampf 597/Finale 102,3) vor Steffen Vocke (Göggingen), der die vier Ringe Differenz nach dem Vorkampf durch ein starkes Finale mehr als halbieren konnte und mit 697,7 Zählern (Vorkampf 593/Finale 104,7) sich die Silbermedaille sicherte. Dritter wurde mit 694,5 Ringen (Vorkampf 591/Finale 103,5) Eric Kreßner (Oschatz).

Überraschender Ausgang des Damenfinales mit dem Luftgewehr, denn nicht die arrivierten Schützinnen aus der Nationalmannschaft standen auf dem obersten Siegerpodest, sondern Nina Baehnisch (Schwarzenfeld/Foto), die mit 499,8 Ringen (Vorkampf 398/Finale 101,8) den Wettkampf gewann. Dahinter aber belegten mit Beate Gauß (Ammerbuch) mit 499,6 (Vorkampf 398/Finale 101,6) und Sonja Pfeilschifter (Großhöhenrain) mit 498,8 Ringen (Vorkampf 398/Finale 100,8) die Plätze zwei und drei.

Diese drei Schützinnen waren nach dem Vorkampf ringgleich als Führende in das Finale gekommen, doch hier übernahm zunächst Ramona Gößler (Sulz) die Führung. Die Württembergerin eröffnete mit zweimal 10,8 und einer 10,5 und fand sich plötzlich auf der Spitzenposition wieder, während Beate Gauß und Sonja Pfeilschifter auf die Plätze drei und vier abgerutscht waren.

Eine 9,2 im sechsten sowie eine 9,4 im achten Durchgang beendeten dann jedoch den Medaillentraum von Ramona Gößler, während sich Nina Baehnisch mit konstanten Leistungen nach dem sechsten Schuss an die Spitze setzte und diese Position bis ins Ziel verteidigen konnte.

Zwar kamen Beate Gauß (Foto) und Sonja Pfeilschifter gegen Ende des Finales bedrohlich nahe an die junge Oberpfälzerin heran, doch sie verteidigte ihren knappen Vorsprung bis nach dem zehnten Schuss und konnte freudestrahlend ihren ersten Titel bei den Damen feiern. Barbara Lechner (Triftern) kam mit 497,5 Ringen (Vorkampf 397/Finale 100,5) auf Rang vier.

„Das war der bisher größte Erfolg in meiner Schießsportkarriere“, freute sich die 22-jährige neue Deutsche Meisterin nach dem Wettkampf, „ich habe mir vor dem Finale gesagt, dass ich mindestens schon Achte bin und ich realistischerweise gegen solche Spitzenschützinnen wie Sonja Pfeilschifter, Beate Gauß und Barbara Lechner gar keine Chance habe. Ich wollte in diesem Finale nur meinen Spaß haben und die Situation genießen. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, hier eine Medaille zu gewinnen, schon gar nicht damit, den Titel zu holen. Jetzt freue mich natürlich umso mehr.“

Mit dem Luftgewehr siegte bei den Juniorinnen Maren Prediger (Petersaurach/Foto) mit 498,8 Ringen (Vorkampf 398/Finale 100,8) vor Isabella Straub (Kirchseeon), die mit ihren 497,6 Zählern (Vorkampf 395/Finale 102,6) nur einen Zehntelring vor Anne Becker (Leun) ins Ziel kam, die mit 497,5 Ringen (Vorkampf 398/Finale 99,5) die Bronzemedaille gewann.

Der Wettbewerb Freie Pistole der Herren lebte vom Zweikampf zwischen den beiden Nationalmannschaftskollegen Florian Schmidt (Frankfurt/Oder) und Christian Reitz (Raunheim/Foto), der seine Priorität natürlich auf der Schnellfeuerpistole hat, aber bei Deutschen Meisterschaften immer wieder zeigt, dass er die anderen Pistolenwettbewerbe schätzt und auch dort an der nationalen Spitze mithalten kann.

Nach dem Vorkampf führte Florian Schmidt das Feld mit zwei Ringen Vorsprung an und hatte im Finale einen glänzenden Start, als er mit einer 10,8 gleich ein Ausrufezeichen setzte. Der Wettbewerb Freie Pistole ist jedoch stark von Schwankungen geprägt und dementsprechend stand nach dem zweiten Schuss des Brandenburgers eine 8,5 auf der Anzeigetafel, die Christian Reitz näher rücken ließ.

Nach einer weiteren 8,5 im vierten und eine 8,9 im fünften Schuss musste Florian Schmidt (Foto) den Schnellfeuer-Bronzemedaillengewinner von Peking 2008 an sich vorbei ziehen lassen.

Im sechsten Durchgang gab es in der Finalhalle eine kleine Irritation, denn die Anzeigetafeln fielen bis auf die Scheibe von Hans-Jürgen Bauer Neumaier (Saalfeld) aus. Grund war ein Schuss von Günter Hettig (Neubrandenburg) auf die falsche Scheibe, nämlich die des 43-jährigen Bayers.

In der Folge baute an der Spitze Christian Reitz seinen Vorsprung kontinuierlich aus und siegte letztendlich verdient mit 651,3 Ringen (Vorkampf 554/Finale 97,3) vor Florian Schmidt, der mit 647,2 Zählern (Vor-kampf 556/Finale 91,2) Zweiter wurde. Die Bronzemedaille ging an Leo Braun (Stuttgart) mit 640,9 Ringen (Vorkampf 550/Finale 90,9).

Die erfolgreichste deutsche Pistolenschützin der letzten Jahre, Munkhbayar Dorjsuren (München/Foto), hatte vor dem Finale mit der Sportpistole bereits einen Vorsprung von sieben Ringen. In dieser Endrunde waren alle nationalen Spitzenschützinnen vertreten.

Zwar konnten Monika Karsch (Kolbermoor) und Stefanie Thurmann (Frankfurt/Oder) nach der ersten Serie den großen Vorsprung der Bronzemedaillengewinnerin von Peking 2008 etwas verkleinern, doch schon in den nächsten Durchgängen machte Munkhbayar Dorjsuren klar, dass an diesem Tag kein Weg zur Goldmedaille an ihr vorbei führen würde.

Mit 51,1, 50,9 und noch einmal einer 49,4 zum Abschluss gewann Munkhbayar Dorjsuren den Wettkampf souverän mit insgesamt 783,5 Ringen (Vorkampf 584/Finale 199,5). Monika Karsch (Foto), die bereits gestern mit der Luftpistole den nationalen Titel gewann, zeigte ein starkes Finale und platzierte sich am Ende mit 778,1 Ringen (Vorkampf 577/Finale 201,1) auf dem Silberrang. Auf Platz drei kam Sandra Hornung (Straubing) mit 776,4 Ringen (Vorkampf 577/Finale 199,4).

Jacqueline Görner (Leipzig) gewann den Wettbewerb mit der Sportpistole beim weiblichen Nachwuchs, nach dem Wettbewerb Luftpistole ihre zweite Goldmedaille bei dieser Veranstaltung. Die Schützin aus Sachsen siegte mit 750,2 Ringen (Vorkampf 551/Finale 199,2) vor Kim Richter (Kassel), die mit 746,6 Zählern (Vorkampf 558/Finale 188,6) die Silbermedaille gewann. Dritte wurde Maria-Aline Eggeling (Erfurt) mit 743,4 Ringen (Vorkampf 548/Finale 195,4).

Marco Hinze (Brück) wurde mit der Luftpistole neuer Deutscher Meister bei den Junioren. Mit 671,4 Ringen (Vorkampf 575/Finale 96,4) bezwang er die Gebrüder Heise (Wiggensbach), die sich Silber und Bronze sicherten. Michael Heise wurde mit 669,2 Zählern (Vorkampf 571/Finale 98,2) Zweiter und Andreas Heise kam mit 665,6 Ringen (Vorkampf 568/Finale 97,6) auf Rang drei.

Die kompletten Ergebnisse der Deutschen Meisterschaften auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück finden Sie nach Abschluss der Wettbewerbe über diesen Link.