Europameisterschaften
EM Osijek: Gold für Skeet-Frauenteam, KK-Schützinnen verfehlen Quotenplatz
Das EM-Wochenende in Osijek/CRO verlief aus deutscher Sicht zwiespältig: Die Skeet-Frauen in der Besetzung Nadine Messerschmidt, Katrin Butterer und Christine Wenzel belohnten sich nach einem starken Auftritt des gesamten Flinten-Teams mit dem EM-Titel. In der Schießhalle gab es dagegen enttäuschte Gesichter: Amelie Kleinmanns und Jolyn Beer standen im Finale des KK 3x40-Wettbewerbs, verpassten aber als Fünfte bzw. Sechste sowohl die Medaillen als auch den einen noch zu vergebenen Quotenplatz.
Skeet: DSB-Frauen belohnen sich mit Gold
Dreimal gab es „nur“ Platz vier im Einzel und Mixed mit viel Lob und Anerkennung, aber nichts Handfestes in Form einer EM-Medaille oder eines olympischen Quotenplatzes. Am letzten Tag der Skeet-Wettkämpfe bei der EM im kroatischen Osijek schlugen Nadine Messerschmidt, Katrin Butterer und Christine Wenzel im Team-Wettbewerb dann zu und sicherten sich in einem begeisternden Finale die Goldmedaille.
Im Goldfinale (unten Video ab ca. 39:00) ging es gegen den Top-Favoriten Italien um Einzel-Europameisterin Chiara Caneiro. Geschossen wurden insgesamt 60 Scheiben pro Team, aufgeteilt in jeweils vier Scheiben pro Schützin pro Stand. Und es entwickelte sich von Beginn an ein packendes Duell. Mit jeweils neun Treffern wurden zunächst die Punkte geteilt, dann ging Italien mit 3:1 in Führung, weil es an Stand zwei 11:10-Treffer hieß. Doch der Konter folgte prompt, die DSB-glichen mit einer bis dahin fehlerfreien Butterer an der Spitze zum 3:3 (11:9) aus. Nach einem abermaligen Unentschieden (10:10) lautete das Ergebnis vor dem letzten Durchgang 4:4. Die Italienerinnen legten vor, verfehlten jedoch drei Scheiben. Die große Chance für das deutsche Trio: Messerschmidt traf alle vier Scheiben, Butterer ließ eine (ihre einzige im Finale) fliegen, ehe die vierfache Weltmeisterin Wenzel ebenfalls dreimal traf: 10:9 und 6:4 im Endergebnis, verdientes Gold für drei überglückliche Schützinnen und Bundestrainer Axel Krämer, die sich kurz darauf in den Armen lagen. „Der Wille von uns Dreien, zusammen eine Teammedaille zu holen, hat uns stark gemacht. Und das gegenseitige Vertrauen in unsere Fähigkeiten“, verriet Wenzel das Geheimrezept. Bereits 2017 hatten die Skeeterinnen Team-Gold geholt, damals in der Besetzung Wenzel, Butterer (noch unter ihrem Mädchennamen Wieslhuber) und Nele Wißmer.
Der Wille von uns Dreien, zusammen eine Teammedaille zu holen, hat uns stark gemacht!
Christine Wenzl über das Erfolgsrezept der Europameisterinnen
Bereits in der Qualifikation, die sich aus den Einzelergebnisssen der Schützinnen sowie zwei zusätzliche Serien zusammensetzte, hatte das deutsche Trio sensationell geschossen. Vor allem das Ende war beeindruckend: Butterer 25 Treffer, Messerschmidt 25 Treffer, Wenzel 25 Treffer, d.h. kein Fehlschuss. Platz zwei mit insgesamt 494 war das Ergebnis. Damit überholte das Trio noch die Russinnen, die nach den Einzelergebnissen neun (!) Treffer Vorsprung hatten. „Der Moment, in dem feststand, dass wir eine Medaille und das Goldfinale sicher hatten, war schon eigentlich der größte Erfolg, den wir uns ausgemalt hatten. Umso aufregender und spannender dann natürlich das Finale, welches zum Glück mit Gold belohnt wurde“, so Messerschmidt.
Krämers Fazit zur EM lautete: „Es waren insgesamt sehr anspruchsvolle Bedingungen hier in Osijek. Leider sind wir immer wieder knapp vorbeigeschrammt in den Einzelwertungen, den vierten Platz schienen wir gebucht zu haben. Wir haben den Quotenplatz zweimal ganz knapp verfehlt, haben uns aber in der europäischen Spitze zurückgemeldet. Dann hat es endlich geklappt. Im Team gab es dann letztlich die Belohnung mit dem EM-Titel im Team und für die drei Schützinnen.“
Die Männer in der Besetzung Sven Korte, Vincent Haaga und Tilo Schreier verfehlten das Bronzefinale ganz knapp. Nach der Qualifikation lagen sie gleichauf mit den Tschechen auf Platz vier (beide 500 Treffer) – im Stechen setzten sich die Gegner durch.
Wir haben uns in der europäischen Spitze zurückgemeldet!
Axel Krämer, Skeet-Bundestrainer in seiner EM-Bilanz
Und einen Tag zuvor hatte es den dritten vierten Platz gegeben: Christine Wenzel und Sven Korte mussten sich im Bronzefinale Italien mit 32:35 geschlagen geben, nachdem sie sich zuvor im Shootoff gegen drei andere Teams den Platz im kleinen Finale gesichert hatten. „Es ist einfach unglaublich, nach so langer Zeit gleich zweimal wieder in Finals zu stehen. Es fühlte sich die ganze Zeit an, als hätte ich nie eine längere Pause gehabt. Ich persönlich finde die Mixed- und Mannschaftswettbewerbe sehr interessant, weil man sich hier gegenseitig motivieren und unterstützen kann. Man ist quasi nicht alleine und das macht es auch aus“, outete sich Wenzel, die wegen ihrer Elternzeit lange ausgesetzt hatte, als Fan der Team-Entscheidungen.
Für die deutschen Skeeterinnen gibt es nun noch einen ganz wichtigen Termin: Am 19./20. Juni schießen Nadine Messerschmidt, Katrin Butterer, Nele Wißmer und Vanessa Hauff in Teil zwei der internen Olympia-Qualifikation den 2019 durch Nele Wißmer gewonnen Quotenplatz für Tokio aus. „Der Weg ist klar, jetzt folgt noch die Olympia-Qualifikation, um mit der stärksten Schützin in Tokio an den Start zu gehen“, so Krämer.
KK 3x40 Frauen: Beer und Kleinmanns am Quotenplatz vorbei
Der Modus für das Finale lautete: Zwei Deutsche gegen eine Italienerin (Sofia Ceccarello) und eine Schweizerin (Franziska Stark) um den letzten zu vergebenen europäischen Quotenplatz. Jolyn Beer und Amelie Kleinmanns hatten die große Chance, sich den insgesamt zweiten Quotenplatz für die deutschen Gewehrschützen zu sichern. Und der Start in das Finale verlief gut: Beer begann im Kniend-Anschlag mit einer 10,7, Kleinmanns gar mit einer 10,8. Zwar lief es natürlich nicht so weiter, aber nach dem Kniend-Anschlag lag Beer als Dritte aussichtsreich mit einem kleinen Vorsprung auf die Italienerin im Rennen. Kleinmanns war an das Ende des Achter-Feldes gerutscht, das jedoch noch eng beisammen war. Im Liegend-Anschlag drehte sich einiges. Kleinmanns schoss hohe Wertungen und schob sich mit 310,3 Ringen auf Platz vier vor mit 0,3 Ringen Rückstand auf Ceccarello. Beer rutschte mit 309,1 Ringen auf Position sechs ab. Das Stehend-Schießen musste – wie immer – die Entscheidung bringen. Doch es war die junge Italienerin (18 Jahre), die eine Zehnerwertung nach der anderen auf die Scheibe brachte, beim deutschen Duo schien die Zehn zeitweise „vernagelt“. Und so betrug der Rückstand vor den Einzelschüssen sechs (!) Ringe. Natürlich viel zu viel und Beer als Sechste und Kleinmanns als Fünfte verließen enttäuscht und kopfschüttelnd nach dem Ausscheiden den Stand. Kleinmanns sagte im Anschluss: "Ich betrachte den Tag heute mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich habe einen guten Vorkampf geschossen, auch wenn die Bedingungen nicht einfach waren. Im Finale war ich vor allem mit dem Liegendschießen sehr zufrieden. Bei den beiden anderen Lagen fehlte das letzte Etwas. Insgesamt bin ich sehr zufrieden, aber natürlich traurig, dass es für den Quotenplatz nicht gereicht hat." Ceccarello krönte sich gar noch zur Europameisterin, DSB-Sportdirektor Heiner Gabelmann sagte passend: „Frechheit siegt vor Erfahrung!“
Ich betrachte den Tag heute mit einem lachenden und einem weinenden Auge!
Amelie Kleinmanns zum EM-Wettkampf KK 3x40
In der Qualifikation hatte Jolyn Beer ihre hervorragende Form unterstrichen und mit 1185 Ringen den Weltrekord der Norwegerin Jenny Stene eingestellt. Sie ging als Erste in das Finale, gefolgt von Amelie Kleinmanns, die als Siebte mit 1175 Ringen ebenfalls eine starke Leistung zeigte. Anna Janßen wurde mit 1168 Ringen 20.
Damit wird nur Jolyn Beer die deutschen Farben bei den Olympischen Spielen in Tokio vertreten, nachdem sie die interne Qualifikation um den einen geholten Platz erfolgreich gewonnen hatte.
KK 3x40 Männer: Tokio findet ohne männlichen DSB-Gewehrschützen statt
Es ist eine bittere Erkenntnis, die aber nicht ganz unerwartet kommt: Die Olympischen Spiele in Tokio finden ohne einen männlichen deutschen Gewehrschützen statt. Der Aderlass mit den Rücktritten von Olympiasieger Henri Junghänel und dem Olympia-Vierten Daniel Brodmeier war zu groß. Die letzte Chance auf einen Quotenplatz beim Kleinkaliber 3x40-Wettbewerb in Osijek konnte nicht genutzt werden. Maximilian Dallinger schoss als bester Deutscher ordentliche 1172 Ringe und wurde damit 25. Ihm fehlten sieben Ringe zum Finaleingang. Max Braun (1168, Platz 33) und Dennis Welsch (1158, Platz 55) konnten sich ebenfalls nicht in die oberen Ränge reinschießen. „Ich habe im Kniend- und Stehend-Anschlag zu viel liegen gelassen, dort habe ich viele hohe Neuner geschossen. Im Kniend drei drauf und im Stehen fünf, dann ist man vorne dabei. Es war die untere Schmerzgrenze, wenn ich die Leistung einstufen soll. Ich wäre natürlich gerne in Tokio dabei gewesen, aber es ist, wie es ist. Jetzt, wo es feststeht, ist es auch etwas erleichternd. In drei Jahren gibt es das gleiche Spiel wieder, dann ist die Nummer hoffentlich schon fix“, so Dallinger.
Ich wäre natürlich gerne in Tokio dabei gewesen, aber es ist, wie es ist!
Maxi Dallinger zum negativen Ausgang der Olympia-Qualifikation
Die EM-Teilnehmer des DSB
- Luftpistole: Philipp Grimm, Robin Walter, Michael Heise, Julia Hochmuth, Svenja Berge, Carina Wimmer
- Sportpistole: Monika Karsch, Doreen Vennekamp, Carina Wimmer
- Kleinkaliber: Max Braun, Maximilian Dallinger, Dennis Welsch, Anna Janßen, Amelie Kleinmanns, Jolyn Beer
- Luftgewehr: Maximilian Dallinger, Bastian Blos, Dennis Welsch, Anna Janßen, Julia Moser, Jolyn Beer
- Skeet: Sven Korte, Vincent Haaga, Tilo Schreier, Christine Wenzel, Nadine Messerschmidt, Katrin Butterer
- Trap: Andreas Löw, Paul Pigorsch, Steve Eidekorn, Sonja Scheibl, Katrin Quooß, Kathrin Murche