Olympische Spiele
„Entscheidende Qualifikationsphase für Peking steht bevor“
Der Weltcup in Peking (China) in der vergangenen Woche war für die weltbesten Schützen die Generalprobe für die Olympischen Spiele in drei Monaten. Auf der neuen Anlage (Foto Finalhalle) in der chinesischen Hauptstadt konnten auch die meisten Kandidaten des Deutschen Schützenbundes ihre ersten Erfahrungen mit dem olympischen Gelände machen.
Mit zwei Silbermedaillen durch Sonja Pfeilschifter (Ismaning) und mehreren Plätzen im Finale kam die Mannschaft des DSB wieder zurück. DSB-Sportdirektor Heiner Gabelmann mit einer Bilanz des vorolympischen Weltcups:
„Unsere Stärke in den Gewehrdisziplinen der Frauen hat sich in Peking durch die Silbermedaillen von Sonja Pfeilschifter und durch die Finalteilnahmen von Eva Friedel (Münstertal) eindrucksvoll manifestiert. Aus meiner Sicht wäre aber die Bilanz mit zwei Mal Silber für die Olympischen Spiele nicht zufrieden stellend. Hier fehlt mir von der Qualität eine Goldmedaille und auch von der Quantität wünsche ich mir für den August eine weitere Medaille, denn drei Mal Edelmetall, wie wir es aus Athen 2004 mitgebracht haben, sollte es auch in Peking sein.
Das Potential ist auf jeden Fall vorhanden. Es waren ja auch nicht alle Topschützen des DSB in Peking am Start, wenn ich nur an Barbara Lechner im Gewehrbereich denke, dazu fehlten auch Axel Wegner im Skeet und unser Juniorenweltmeister mit der Schnellfeuerpistole, Christian Reitz.“
„Wie sind die Bedingungen vor Ort auf der Anlage ? Ist alles fertig oder gibt es noch Probleme ?“
„Nein, Probleme gibt es nicht. Die Wettkampfanlagen mit Ausnahme des Standes für die Luftdruckwettbewerbe sind alle sehr großzügig gebaut, sowohl von der Kapazität der Stände her gesehen, als auch vom Zuschauervolumen. Es gibt dort sechs Wurfscheibenstände, 80 Kleinkaliberanlagen sowie acht Boxen zu jeweils fünf Ständen für die 25-Meter-Disziplinen. Die Finalhalle ist kleiner als Athen 2004, sie ist ganz speziell für jeweils ein Finale ausgelegt, im Gegensatz zu Athen, wo die Endrunden in einer Kongresshalle ausgerichtet wurden. Es ist aber für Olympische Spiele völlig ausreichend. Lediglich der 10-Meter-Stand (Foto), wo die Vorkämpfe in den Luftdruckwettbewerben ausgetragen werden, könnte gerade im Zuschauerbereich zu klein dimensioniert sein. Dort passten schon beim Weltcup nicht alle Besucher hinein.“
„Wir haben allerdings von Restriktionen gehört, die bei der Einreise von den Behörden getroffen worden sind.“
„Das stimmt, davon waren wir auch betroffen. Zwei Waffen haben wir erst drei Tage später bekommen und überzählige Munition wurde nicht, wie sonst international üblich, auf der entsprechenden Liste korrigiert, sondern wurde registriert und daraufhin einbehalten. Nach massiven Protesten der Nationen konnten wir sie dann Tage später beim chinesischen Zoll abholen. Dies alles hat übrigens mit dazu beigetragen, dass Peking bei der Wahl zum Austragungsort der Weltmeisterschaften im Sportschießen 2014 deutlich unterlegen ist. Die Delegierten des Internationalen Schießsportverbandes (ISSF) haben auf diese Restriktionen sofort reagiert.“
„Probleme gab es auch im Wurfscheibenbereich, wo zum ersten Mal auch in der Qualifikation auf so genannte Flash-Scheiben geschossen wurde. Welchen Eindruck hatten Sie von dieser Maßnahme ?“
„Die ISSF-Wurfscheibenkommission hatte sich für grüne Flash-Scheiben im Vorkampf entschieden, während im Finale auf die gewohnten Scheiben mit orangenem Staub geschossen wurde. Große Probleme hatten dadurch die Kampfrichter in der Qualifikation, weil sie entscheiden mussten, ob ein Treffer erst gültig ist, wenn ein sichtbares Stück des Ziels abbricht, wie es in der Regel für den Vorkampf steht, oder ob der Treffer schon durch den Staub angezeigt wird, wie es im Finale Gültigkeit hat. Durch technische Bedingungen reicht aber schon ein Körnchen an der richtigen Stelle, um es bei den grünen Scheiben stauben zu lassen ohne dass ein Stück der Scheibe bricht und dies macht das Ganze für die Kampfrichter zu einer äußerst schwierigen Angelegenheit.“
„Wie haben die Nationen auf diese Neuerung kurz vor den Olympischen Spielen reagiert ?“
„Zunächst erst einmal mit Protesten der europäischen Nationen. Die Olympiascheiben sollen jetzt beim letzten Weltcup vor den Spielen in Belgrad vorgestellt werden, danach haben unsere Schützen nur noch die Chance, beim offiziellen Training vor den Spielen auf diese Scheiben zu schießen. Dementsprechend hat es auch Proteste gegeben, denn die Scheiben aus chinesischer Produktion stehen den Gastgebern beim täglichen Training ständig zur Verfügung und dies ist natürlich ein Vorteil für die Schützen aus China. Ich fürchte nur, dass die Einsprüche aus den europäischen Ländern zu keiner Änderung mehr führen werden.“
„Konnte sich das DSB-Team frei in Peking bewegen oder gab es, auch aufgrund der derzeitigen weltweiten Tibet-Diskussion, Einschränkungen und Auflagen ?“
„Wir konnten uns völlig frei bewegen. Wir waren im Stadtzentrum untergebracht, konnten dort überall hin und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln die nähere Umgebung erkunden. Es gab weder Gruppen- noch Abmeldezwang, allerdings konzentrierte sich während unseres Aufenthaltes das Medieninteresse auf den Kongress des Internationalen Olympischen Komitees, der zeitgleich abgehalten wurde. Daher waren wir Schützen wie auch die deutschen Fechter, die zur gleichen Zeit in Peking waren, wahrscheinlich relativ unbedeutend.“
„Zurück zum Sport. Welche Konsequenzen für das mögliche Olympiateam des DSB können nun nach den Ergebnissen des Weltcups gezogen werden ?“
„Vor allem im Wurfscheibenbereich hat sich die Situation geklärt. Das Top Team-Kriterium, Platz acht, wurde von keinem zusätzlichen Sportler erreicht. Nur aus diesem Kreis wird bekanntlicherweise das Olympiateam zusammengestellt. In allen ISSF-Disziplinen treten wir jetzt in die entscheidende Phase der Qualifikationen ein, die dann bei den Weltcups in München und Mailand ihren Abschluss finden. Im Anschluss daran wird das Olympiateam des Deutschen Schützenbundes feststehen.“