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Europäischer Waffen- und Umweltrechtskongress zieht erfolgreiches Fazit

01.12.2011 10:07

Vom 25. bis 27. November 2011 konnte der Deutsche Schützenbund im Rahmen einer Europäischen Waffenrechts- und Umwelttagung 20 Teilnehmer aus zehn nationalen Schießsportverbänden in der Bundesgeschäftsstelle Wiesbaden begrüßen.

 

Neben hochrangigen Vertretern aus Italien, Frankreich, der Schweiz, sowie England kamen auch die zuständigen Repräsentanten aller skandinavischen Verbände nach Wiesbaden, um sich gemeinsam den Herausforderungen europäischer Waffen- und Umweltrechtssprechung zu stellen und neue Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Eine besondere Bereicherung war die kurzfristig möglich gewordene Teilnahme von Wataru Fujii, dem zuständigen Fachmann für Waffenrecht im Präsidium des japanischen Schießsportverbandes.

Zum Auftakt der Veranstaltung am vergangenen Freitag war es dem Vizepräsidenten des Deutschen Schützenbundes, Jürgen Kohlheim, gelungen, gleich zwei ausgewiesene und langjährige Experten auf dem Gebiet des europäischen Waffenrechtes für umfassende Referate zum aktuellen Stand der Gesetzgebung zu gewinnen. So beleuchtete der Italiener Vito Genco, Exekutivsekretär des Weltschießsportforums WFSA, eingangs in einem etwa einstündigen Fachvortrag alle relevanten Details zur Umsetzung des Artikels 10 des UN-Feuerwaffenprotokolls, seiner Entwicklung und seiner Bedeutung für die nationalen Schießsportverbände. Joachim Streitberger, Generalsekretär des europäischen Zusammenschlusses ESFAM sowie Geschäftsführer des Bundesverbandes Schießstätten, schloss sich diesen Ausführungen mit einem kenntnisreichen Vortrag zum Thema „Quo vadis, firearms law?“ an und verband dabei in herausragender Weise juristische, psychologische sowie soziologische Erkenntnisse. Die abschließende Diskussionsrunde ließ erkennen, dass beide Vorträge ein großer Gewinn für die tägliche Arbeit in den nationalen Schießsportverbänden darstellen und die zunehmende Europäisierung des Waffenrechts auch zukünftig erhebliche Herausforderungen auf nationaler Ebene mit sich bringen wird, die nur mit einer weiteren Vernetzung und Abstimmung der nationalen Fachverbände gemeistert werden können.

Der Samstag dieses Kongresses stand im Zeichen der konkreten waffenrechtlichen Grundlagen auf nationaler Ebene: So eröffnete DSB-Vizepräsident Jürgen Kohlheim diesen Tag mit einer umfassenden Dar-stellung des deutschen Waffenrechtes, seiner Besonderheiten und der Aktivitäten des Deutschen Schützenbundes zur sicheren Aufbewahrung von Sportwaffen und Munition. Besonderen Anklang bei den europäischen Gästen fanden die von Kohlheim erläuterten, umfangreichen Informationen zum Waffenrecht auf der Verbandshomepage sowie das verständliche Poster zur korrekten Waffen- und Munitionsaufbewahrung, das an über 15.000 Vereine in ganz Deutschland versandt wurde. Dem schloss sich die Analyse von zehn nationalen Waffengesetzen in Europa an, die teilweise in intensiver Workshoparbeit unter Leitung der Fachreferenten erledigt und im Plenum präsentiert wurde. Wataru Fujii steuerte einen umfassenden Vergleich zwischen europäischen und asiatischen Rechtsgrundlagen bei. Jürgen Kohlheim unterstrich in seinem Fazit: „Ein praxistaugliches Waffenrecht, das die Belange des Schießsports und der Sicherheit angemessen in Einklang bringt, ist in allen europäischen Staaten unerlässlich. Zugleich sehen wir sehr deutlich, dass die gesellschaftliche Relevanz des Schützenwesens ein wichtiger Faktor ist.“

Am Nachmittag dieses Tages folgte mit dem Umweltrecht aus schießsportlicher Perspektive ein weiteres bedeutendes Themenfeld: Hierzu eröffnete Ian Brittain, Senior Research Assistant an der englischen Coventry University mit kenntnisreichen Ausführungen über das Internationale Olympische Komitee und seiner Umweltstrategie im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte. Zugleich richtete er den Blick der Teilnehmenden auf die kommenden Olympischen Spiele in London und bot aus erster Hand einen exklusiven Einblick in die Architektur- und Umweltstrategie der schieß- und bogensportlichen Wettbewerbe an der Themse. Als weiterer Referent der Veranstaltung trat der emeritierte Neurobiologe Professor Kaare Nicolaysen aus Oslo auf. Als langjähriger Vorsitzender des Umweltkomitees der Europäischen Schützenkonföderation bot er einen wissenschaftlichen Überblick über den Einsatz von Blei im Schießsport sowie möglicher Alternativen. Wie bereits am Vortag leiteten die Referenten anschließend verschiedene Arbeitsgruppen, die sich konkreten umweltrechtlichen Fragestellungen widmeten.

Jürgen Kohlheim sowie DSB-Bundesgeschäftsführer Jörg Brokamp hatten schließlich für Sonntag zwei Mitarbeiter des Lehrstuhls um Professor Harald Lange von der Universität Würzburg nach Wiesbaden eingeladen, um ein gemeinsam mit dem Deutschen Schützenbund initiiertes Forschungsprojekt vorzustellen und dieses erstmals in europäischer Perspektive eingehend zu diskutieren. Diplompsychologin Verena Oberst konnte erste Erkenntnisse ihrer Arbeit zur sozio-demografischen Evaluation des Deutschen Schützenbundes und seiner Jugendarbeit präsentieren. Von besonderer Relevanz für die Anwesenden war die Frage nach den sozialen Auswirkungen des Schießsports auf Jugendliche, so dass weiterführende Befragungen in anderen nationalen Fachverbänden in Europa verabredet wurden.

Jürgen Kohlheim dankte abschließend den Teilnehmern für ihr Kommen sowie das gezeigte Engagement und richtete seinen Dank nicht zuletzt auch an das Bundesministerium des Innern, das diese Fachtagung durch eine Förderung möglich gemacht hatte. Im Namen aller Beteiligten äußerte Vito Genco den Wunsch, eine derartige Konferenz zukünftig regelmäßig abzuhalten, um die Abstimmungsarbeit auf europäischer Ebene kontinuierlich voranzutreiben.

Beitrag und Fotos: Benjamin Zwack